Romana Extra Band 2
Arbeitsplatz konnte sie dann kaum behalten. Außerdem wäre es das Ende ihrer freundschaftlichen Beziehung zu Alexei. Und bei dieser Vorstellung wurde ihr innerlich kalt. Da er sich nicht mehr an ihre leidenschaftliche Begegnung erinnerte, würde er ihr auch nicht glauben und ihr finanzielle Beweggründe unterstellen.
Nein, beschloss Billie energisch. Nachdem sie so viel auf sich genommen hatte, um ihr Geheimnis zu bewahren, würde sie den idealen Zeitpunkt abpassen müssen. Und wann dieser gekommen war, würde ihr sechster Sinn ihr sagen …
9. KAPITEL
Zwei Wochen später begannen die Feierlichkeiten zu Ehren des heiligen Georgs mit einem Festumzug zu der kleinen Kirche unten am Hafen und einem Gottesdienst, an dem Alexei und die meisten seiner Angestellten teilnahmen.
Zum Mittag gab es in Alexeis Villa ein großes Büfett für alle und Spiele für die Kinder. Hilary, als Lehrerin den Umgang mit den Kleinen gewohnt, war eine große Hilfe bei den angebotenen Aktivitäten. Auf Calistos Bitte hin hatte Billie ein Essen für Alexei, sie und ihre privaten Gäste im Haus arrangiert, aber Alexei entschuldigte sich und mischte sich stattdessen draußen unter die Gäste. Alle bemerkten die Spannungen zwischen ihm und seiner Freundin.
Billie beobachtete, wie er unter den Gästen die Runde machte. In dem maßgeschneiderten hellgrauen Seidenanzug und mit seinem selbstsicheren Auftreten hob er sich von der Menge ab und wirkte durch seine lockere Art gleichzeitig wie einer von ihnen. Die Jungen spielten auf dem Rasen Fußball, und immer wenn der Ball auf der Terrasse landete, schoss er ihn lässig zurück.
Dann kam Calisto auf Billie zu. „Sagen Sie Alexei, ich möchte ihn sprechen.“
Sie betrachtete die schöne Blondine, die ein tief ausgeschnittenes, kurzes weißes Kleid trug. Dann ging sie zu Alexei und richtete es ihm aus.
Für einen Moment wirkten seine markanten Züge Furcht einflößend, und sie fragte sich, wie Calisto dem Mann gegenüber, den sie heiraten wollte, so unklug sein konnte. In bestimmten Stimmungen brauchte Alexei viel Freiraum. Dann machte es ihn nur wütend, wenn eine Frau klammerte. Und ihn durch einen Dritten, noch dazu eine Angestellte, zu sich zu zitieren, war tabu.
„Calisto und ich werden jetzt an Bord der Sea Queen gehen“, teilte Alexei ihr mit. „Begleite du bitte die Gäste auf die Jacht.“
Billie nickte, denn sie spürte, dass er seinen Zorn nur mühsam unterdrückte, und war froh, dass er nicht ihr galt. Alexei konnte so unberechenbar sein, und Calisto wusste offenbar überhaupt nicht, wie er tickte. Er hatte eine starke Persönlichkeit und war sehr leidenschaftlich, und wenn diese aufgestauten Kräfte sich entluden, kam es einem Vulkanausbruch gleich.
Als Billie mit Nicky und Hilary an Bord ging, verwickelte Kapitän McGregor ihre Tante in ein Gespräch und bot ihr an, ihr die Jacht zu zeigen. Billie war froh, Hilary in guten Händen zu wissen, denn da Calisto nirgends zu sehen war, musste sie die Gäste in Empfang nehmen.
Am späten Nachmittag traf sie Alexei auf dem Deck, der einen kleinen Jungen zu tröstete, der seine Mutter verloren hatte und laut weinte. Als sie den Kleinen hochhob, stellte sie fest, dass es der Sohn der Krankenschwester war. „Ich suche seine Mutter“, informierte sie Alexei leise. „Wahrscheinlich ist er nur müde und aufgedreht von den vielen Süßigkeiten auf dem Büfett.“
„Die Feier findet ja nur einmal im Jahr statt.“ Alexei stand auf und betrachtete sie mit einem ungewohnt ernsten Ausdruck in den dunklen Augen. Der Kleine klammerte sich nun an sie und nuckelte am Daumen. „Du magst Kinder, stimmt’s?“, sagte Alexei.
Billie wurde blass. „Sehr sogar.“
Als wäre es die falsche Antwort gewesen, verhärteten sich seine Züge, und er nickte nur kurz. Billie brachte den kleinen Jungen zu seiner Mutter, die sich überschwänglich bei ihr bedankte. Als die Einheimischen wieder an Land zurückkehren mussten, erschien endlich auch Calisto – sichtlich genervt. Ihr ehemals blütenweißes Designerkleid hatte jetzt Flecken, die sie offenbar erfolglos zu entfernen versucht hatte. Inzwischen war Wind aufgekommen, und als Alexei mitbekam, dass Billie fröstelte, redete er mit einem der Stewards, der ihr daraufhin einen cremefarbenen Paschminaschal brachte. Alexei legte ihn ihr über die Schultern.
Erschrocken über diese fürsorgliche Geste und beschämt durch Calistos giftigen Blick konzentrierte Billie sich auf die Verabschiedung der
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