Romana Extra Band 2
wollen.“
Antonio blickte sie an, als wäre sie verrückt. „Das kann nicht Ihr Ernst sein! Natürlich werde ich es sofort wieder unterstellen!“
„Wo?“
„In der alten Olivenmühle.“
„Besitze ich eine …?“, begann Rissa, dann begriff sie. „Ah, das einzige Gebäude hier mit einem tatsächlich funktionierenden Schloss. Ich konnte bis jetzt nicht hinein und es mir ansehen.“
„Weil ich den einzigen Schlüssel habe.“ Antonio klopfte auf seine Hosentasche.
„Ich soll in einem Haus wohnen, dessen Türen sich mit einem Zweig öffnen lassen, während Ihr Auto sicher eingesperrt ist?“
„Im Palazzo kann ein- und ausgehen, wer will. Meinen Ferrari fasst niemand an.“ Ganz der coole Macho öffnete er die Fahrertür.
Rissa ging aufs Haus zu und ignorierte demonstrativ das Knirschen der Reifen auf dem Kies, als er losfuhr.
Kurze Zeit später stieg er vor der Haupttür des Palazzos aus einem weißen Transporter. Rissa reichte ihm die Kartons, und er verstaute sie sicher, dann hielt er ihr die Beifahrertür auf.
Da Antonio in einem Wahnsinnstempo die A1 entlangraste und ständig überholte, war Rissa froh, als sie die Stadt erreichten. Am Rand der Fußgängerzone bremste er scharf und fuhr so schnell rückwärts in eine winzige Parklücke, dass ihr endgültig übel wurde.
„Was ist, Contessa? Sie sind plötzlich blass geworden. Wenn Sie sich Sorgen wegen der Verhandlungen in den Läden machen, überlassen Sie mir das Reden. Ich werde viel mehr Geld herausschlagen, als Sie es jemals könnten.“
„Wirklich?“
„Glauben Sie etwa, ich habe für mein schönes Auto den vollen Preis bezahlt? Nein.“ Breit lächelnd stieg Antonio aus. „Deshalb werden Sie mich reden lassen.“
Zwei Stunden später umfasste er ihren Ellbogen und führte sie rasch aus dem letzten Laden.
„Fünfzigtausend Euro!“ Rissa rang nach Atem.
„Pst! Nicht vor all den Leuten hier auf der Straße.“
„Damit kann ich eine Weile den Palazzo finanzieren und sogar meinen Eltern etwas zurückzahlen.“
„Sie haben Schulden?“
„Ich schulde ihnen einiges, ja.“
„Wie viel?“
„Ich möchte nicht darüber sprechen. Es ist eine Ehrenschuld. Als Italiener können Sie das doch sicher verstehen?“
Antonio musterte sie aufmerksam. Ehrgefühl hatte er von einer Frau nicht erwartet, die in die Familie Alfere eingeheiratet hatte. Zwar hielt er sich für einen guten Menschenkenner, aber allmählich dämmerte ihm, dass er sich vielleicht zu schnell ein Urteil über sie gebildet hatte. Er entschuldigte sich niemals, weil er normalerweise niemals Fehler machte. Dies war unbekanntes Gebiet für ihn. Unsicher räusperte er sich und ging los in Richtung Dom.
„Ich lade Sie zur Feier unseres Erfolgs zum Essen ein, Contessa.“
„Nein, das kann ich nicht annehmen. Nicht, nachdem Sie mir zu so viel Geld verholfen haben. Wir können uns ja ein paar Sachen kaufen und auf dem Weg nach Hause ein Picknick machen.“
„Wissen Sie, worauf ich wirklich Appetit habe? Auf ein großes Bacon-Sandwich mit viel Tomatenketchup.“
Rissa seufzte sehnsüchtig. „Ja, ab und zu braucht man einfach Junkfood. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt ein Bacon-Sandwich gegessen habe.“
„Ich schon“, sagte Antonio finster. „Mein Freund Ricardo arbeitet im Hotel Excelsior. Bei ihm kann man so etwas jederzeit bestellen. Manche englischen und amerikanischen Gäste mögen das ‚fremde Essen‘ hier nicht.“
„Unmögliche Touristen für Sie.“ Rissa kam sich selbst wie eine Touristin vor, während sich Antonio abwandte und telefonierte, doch jetzt hatte sie richtig Hunger.
Zwanzig Minuten später wurden sie in eine wunderschön eingerichtete Suite geführt.
„Das können wir nicht machen!“, protestierte sie, nachdem er Ricardo ein großzügiges Trinkgeld gegeben und die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
„Warum nicht? Ich kenne den Mann, der hier drin wohnt. Er hat bestimmt nichts dagegen, und es ist besser als ein Picknick.“ Antonio setzte sich neben sie auf das Sofa und hob den silbernen Deckel von einem Teller, auf dem Weißbrotscheiben mit gegrilltem Bacon lagen. Das Tomatenketchup war in zwei weißen Porzellanschalen angerichtet, daneben lagen silberne Löffel.
„Oh nein. Man hat Ihnen keinen Kaffee gebracht, Antonio.“
„Ich hatte Lust auf eine echt englische Mahlzeit.“ Er schenkte ihnen beiden Tee ein.
„Haben Sie noch andere Freunde an hoher Stelle?“, fragte Rissa, während sie es sich
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