Romana Extra Band 3
Schubladen offen standen. Lucas Darien brauchte ganz offensichtlich Hilfe.
Als sie sich auf die Couch setzte und die Beine übereinanderschlug, entging Penny das Aufflackern in seinem Blick nicht. Sie hatte ihr blassgrünes Kostüm sehr sorgfältig für diesen Morgen ausgewählt. Es betonte ihre weibliche Figur, und der Rock hatte vorne einen winzigen, provokativen Schlitz. Penny wollte alle Register ziehen, wenn es um das Wohl ihres Vaters ging.
„Etwas in Ihrem Lebenslauf ist offensichtlich nicht ganz richtig, Miss Bancroft.“ Er setzte sich ihr gegenüber. Glaubte er immer noch, sie sei Mildred?
„Schauen wir mal … hier haben wir zehn Jahre in Danovate … fünf Jahre als Assistentin von Sir Gordon Marsden … dann Ihre letzte Anstellung, drei Jahre bei Leutnant Colonel Montgomery Cliff auf Barbados?“ Er hob eine Augenbraue. „Wenn Sie nicht bereits mit zehn Jahren ins Berufsleben getreten sind, dürfte irgendetwas nicht ganz plausibel sein, Miss Bancroft.“
Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Etwas an Lucas, etwas an seiner Art, wie er mit seinen Blicken einen Augenblick zu lange auf ihren Lippen verharrte, machte Penny nervös. „Ähm … sehen Sie, nennen Sie mich von mir aus Mildred, aber mein Name ist …“ Sie stammelte. Reiß dich zusammen, Penny, mahnte sie sich. Sage ihm, wer du bist und was du willst. Und wenn es sein muss, vergieß ein paar Tränen …
„Gut.“ Lucas ließ sie nicht einmal den Satz aussprechen. „Dann nenne ich Sie Mildred.“ Er trommelte mit den Fingern auf den imposanten Schreibtisch. In Pennys Ohren klang dieses Geräusch wie der Trommelschlag vor ihrer Hinrichtung. Sie musste Lucas endlich die Wahrheit sagen.
„Sehen Sie, Mildred, solange Sie Ihren Job hier gut machen, bin ich bereit, über diese Übertreibung ihrer Qualifikationen hinwegzusehen. Wie Sie sehen, brauche ich dringend eine Mitarbeiterin. Ich schlage also eine zweiwöchige Probezeit vor. Was halten Sie davon?“
„Lucas, ich fürchte, hier liegt ein Missverständnis vor“, sagte Penny hastig. „Ich muss Ihnen erklären …“
„Wirklich, Mildred. Sie brauchen mir nichts über den Lebenslauf zu sagen. Sie haben bei der Agenturbewerbung offensichtlich Eindruck gemacht, und die Agentur hat einen verdammt guten Ruf. Das reicht mir momentan als Referenz aus. Ich würde mich freuen, wenn Sie so schnell wie möglich beginnen könnten.“
In diesem Moment trug die Sekretärin ein Tablett mit Kaffee herein. „Wir können Hilfe wirklich gut brauchen, nicht wahr, Shauna?“
„Oh, ja.“ Sie nickte und lächelte Penny an. „Helen, das ist Ihre Vorgängerin, hat von jetzt auf gleich gekündigt. Und seitdem geht es hier drunter und drüber.“ Sie wies auf die Aktenberge. „Diese ganzen Kartons und Ordner müssen durchgesehen werden, und das schaffe ich nicht alleine.“
„Ist in Ordnung, Shauna“, unterbrach Lucas und machte rasch Platz für das Tablett. „Bitte kümmere dich um die Anrufe, während ich mit Mildred spreche.“
Als Shauna die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, lächelte Lucas müde. „Die arme Shauna hatte es wirklich nicht leicht.“
„Das habe ich bemerkt.“
„Wir haben immer viel zu tun. Wir machen große Geschäfte auf den West Indies und betreiben Import und Export mit verschiedenen Inseln. Und zu allem Überfluss muss nun auch noch der Nachlass meines Vaters geregelt werden. Mein Vater ist vor einem halben Jahr verstorben, und seine Papiere sind alles andere als ordentlich.“
„Mein Beileid“, murmelte Penny. Irgendwie fühlte sie sich verpflichtet, so etwas zu sagen.
„Mein Vater war Investor“, fuhr Lucas kommentarlos fort. „Er investierte in zahlreiche Unternehmen, die nun auf mich übergegangen sind.“
„Sie Glückspilz.“ Penny bemühte sich, gleichmütig zu klingen. Lucas’ Vater war ein Scharlatan gewesen.
„Mmm … aber er war nicht so korrekt, wie ich dachte. Kürzlich habe ich mit seinem Rechtsanwalt gesprochen und erfahren, dass mein Vater sich im Berufsleben wie eine Mischung aus Gebrauchtwagenverkäufer und bissigem Rottweiler aufgeführt hat. Und jetzt darf ich all die laufenden Geschäfte sortieren. Es sind unzählige Aktenkartons. Und hier kommen Sie ins Spiel, Mildred. Ich möchte, dass Sie die Debitorenakten durchsehen, sortieren und ordnen …“
„Lucas, es ist nicht so, wie Sie denken“, warf Penny ungeduldig ein. „Wissen Sie, Shauna hat die Situation missverstanden. Eigentlich bin ich hier, weil
Weitere Kostenlose Bücher