Romana Extra Band 3
tief durch. Vielleicht wäre es möglich, ein paar Tage die Büroassistentin zu mimen. Sie hatte kaufmännische Fähigkeiten und einen Managementkurs belegt. Außerdem war sie in ihrem Unternehmen sehr erfolgreich. „Wie wäre es mit sofort?“, fragte sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
2. KAPITEL
Die Nacht ist die Mutter der Gedanken, heißt es. Und das mochte wohl stimmen, denn Penny wälzte sich die ganze Nacht hin und her und bereute, dass sie so impulsiv gehandelt hatte.
Es war verrückt, sich als Lucas’ Assistentin anstellen zu lassen. Mildred Bancroft konnte morgen auftauchen, und dann steckte sie, Penny, in der Klemme. Lucas würde wahrscheinlich die Polizei rufen, und sie würde wegen Betrugs verhaftet werden. Penny starrte auf den Ventilator, der sich an der Decke ihres Hotelzimmers langsam drehte. Aber sie war so zornig gewesen, als Lucas ihren Vater einen hoffnungslosen Fall genannt hatte. Bevor ihr Vater sich mit Lawrence Darien eingelassen hatte, war er ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen.
Lawrence hatte es darauf abgesehen, ihren Vater zu ruinieren. Der Streit zwischen den beiden Männern lag lange zurück, und der ursprüngliche Grund war nicht Geld gewesen, sondern die Liebe einer Frau … und diese Frau war Pennys Mutter gewesen.
Bevor sie Pennys Vater geheiratet hatte, war Clara mit Lawrence Darien ausgegangen und bis über beide Ohren in ihn verliebt gewesen. Doch dann hatte sie herausgefunden, dass der bereits eine Ehefrau in Puerto Rico hatte – und einen Sohn. Clara war am Boden zerstört gewesen und hatte Trost in den Armen von William Kennedy gesucht. Zwei Monate später hatten sie geheiratet.
Lawrence hatte getobt vor Wut und war nach Puerto Rico zurückgekehrt. Er schwor Rache und führte die gemeinsamen Geschäfte nicht zum Abschluss.
Pennys Vater kehrte auf seine Plantage zurück und versuchte, Lawrence Darien aus seinem Leben zu streichen. Zwölf Monate später wurde Penny geboren, und das Paar war sehr glücklich. Penny hatte eine idyllische Kindheit verbracht, in der Lawrence Darien höchstens am Rande erwähnt wurde. Dennoch war sich Pennys Vater der Liebe seiner Frau nie ganz sicher. Er musste immer daran denken, dass er die schöne Clara nur durch einen bösen Umstand gewonnen hatte.
Als Penny sechzehn wurde, starb ihre Mutter, und alles wurde anders.
Lawrence Darien erschien bei der Beerdigung. Er sprach William sein tiefstes Beileid aus und versuchte, die alte Freundschaft zu erneuern … und später auch die Geschäftsbeziehungen. Da ihre Partnerschaft nie offiziell geendet hatte, nahmen sie sie einfach wieder auf. Und so kam es, dass William Kennedy irgendwann in Land investierte, das er manchmal nicht einmal gesehen hatte.
Penny hatte schon immer ein ungutes Gefühl bei diesen Geschäften gehabt. Sie erinnerte sich daran, wie die beiden Männer auf der Veranda gesessen und bis in die Nacht hinein getrunken hatten. Sie erinnerte sich an den harten Glanz in Lawrences Blick, wenn Clara erwähnt wurde. Als Penny ihre Beobachtung einmal ihrem Vater mitteilte, tat er sie als Einbildung ab. Lawrence hatte ihren Vater systematisch und skrupellos in den Ruin getrieben. Und als William es endlich erkannte, war es längst zu spät gewesen.
Das Urteilsvermögen ihres Vaters war nicht getrübt gewesen, weil er ein Dummkopf oder ein Versager, sondern weil er in tiefer Trauer war. Und Lawrence hatte das ausgenutzt. Er hatte es sogar geschafft, die Urkunden des Landes an sich zu bringen, das William gehörte, um seinen letzten, grausamen Plan umzusetzen. Der Verlust seines Grund und Bodens, seiner Heimat, würde ihren Vater umbringen.
Penny erinnerte sich, dass sie Lawrence einmal gefragt hatte, warum er ihren Vater so skrupellos behandelte. Er hatte sie kühl angelächelt und gesagt: „Offene Rechnungen begleiche ich immer.“
Und nun hatte Penny die Gelegenheit, die Rechnung ein für alle Mal zu begleichen. Für ihre Mutter, der Lawrence das Herz gebrochen hatte, und für ihren Vater …
Als der Morgen dämmerte, sank Penny endlich in tiefen Schlaf. Schreckliche Träume verfolgten sie. Lawrence Darien, der ihr nachlief und sie anschrie: „Meinst du wirklich, du kannst meine Familie täuschen?“ Als er sie schließlich einholte und sie mit festem Griff packte, stockte ihr Atem. Doch als er sie herumriss, passierte etwas. Sein wütendes, böses Gesicht verwandelte sich in Lucas’, der sie nun hielt.
„Für Betrug muss man zahlen“, murmelte er und
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