Romana Extra Band 3
Lucas vermisste! Jeden Tag dachte sie an ihn, erinnerte sich daran, wie er sie geküsst, sie gehalten, sie angesehen hatte.
Unten am Tor war das Motorengeräusch eines Autos zu hören. Penny stand nicht auf. Sie träumte davon, wie sie in Lucas’ Armen lag …
Jemand stieg aus dem Wagen und sprach mit einem der Arbeiter. „Guten Tag. Ich suche William Kennedys Haus.“
Beim vertrauten Klang der Stimme wollte Pennys Herzschlag aussetzen. Das hörte sich an wie Lucas! War ihre Vorstellungskraft so stark, dass sie jetzt schon seine Stimme hörte?
Penny richtete sich auf. In der Ferne sah sie einen großen Mann am Straßenrand stehen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, aber er hatte dieselbe Statur und dasselbe dunkle Haar wie Lucas. Er trug Khakihosen und ein kurzärmeliges Hemd.
Der Vorarbeiter, Matthew, zeigte in Richtung des Wohnhauses. Der Mann ging zu seinem Auto zurück, und Penny wurde schwindelig, als sie erkannte, dass es sich wirklich um Lucas Darien handelte. Einen Moment lang war sie so glücklich, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Aber als der Wagen sich in Bewegung setzte, wurde ihr übel.
Was wollte Lucas hier? Wollte er seinen Besitz eigenhändig übernehmen? Ihr Vater würde einen Herzinfarkt bekommen.
Penny sprang auf und wollte ihn aufhalten, aber er war bereits an ihr vorbeigefahren und hinterließ nur eine Staubwolke.
„Matthew! Was wollte der Mann?“
„Er sucht deinen Vater. Es handelt sich um etwas Geschäftliches.“ Matthew schüttelte den Kopf. „Mehr hat er nicht gesagt.“
„Verdammt!“ Penny atmete tief durch. Sie musste zum Haus, und zwar schnell. Allerdings war ihr Kollege Jim vor zehn Minuten mit dem Truck weggefahren. Es blieb ihr nichts anderes übrig als zu laufen. Sie nahm eine Abkürzung über die Felder, aber sie brauchte dennoch eine halbe Stunde.
Schwer atmend sah sie gerade noch, wie Lucas davonbrauste. Er hatte sie nicht gesehen, denn er war mit dem Wenden des Wagens beschäftigt gewesen.
Mit klopfendem Herzen eilte Penny ins Haus. Ihr Mund war trocken, so sehr fürchtete sie den Zustand, in dem ihr Vater sich befinden würde.
William Kennedy saß im Wohnzimmer und starrte aus dem Fenster. Eine befremdliche Ruhe lag auf seinem Gesicht.
„Dad?“ Penny trat langsam auf ihn zu. „Ist alles in Ordnung?“
„Hmm?“ William Kennedy sah seine Tochter mit einem entrückten Blick an.
„War das Lucas Darien?“
„Ja … sehr sonderbar …“
„Was war sonderbar?“ Penny kam näher. „Was ist passiert, Dad?“
„Er hat sich bei mir entschuldigt.“ Ihr Vater sah sie von unten herauf an. „Kannst du das glauben? Er hat mir gesagt, dass er alles rückgängig gemacht hat. Das Haus gehört mir.“
Penny ließ sich auf den Sessel fallen. Ihre Knie zitterten. „Warum?“
„Er hat die Akten seines Vaters durchgesehen und die Pläne seines Vaters durchschaut.“ William hielt einen Brief hoch. „Lawrence hat einen Brief für mich hinterlassen, den er im Sterbebett geschrieben hat. Darin steht, wie sehr er seine Taten bereut, dass er von Clara besessen war und ihren Verlust nicht hatte ertragen können …“
„Wirklich?“ Penny rührte sich nicht. „Was hat Lucas gesagt?“
„Er kannte den Inhalt des Briefes nicht, denn der Brief war versiegelt und an mich adressiert. Deshalb hat Lucas ihn mir selbst gebracht. Außerdem hat er mir einen Scheck ausgehändigt, mit dem ich meine Schulden tilgen kann, und hat sich von Herzen bei mir entschuldigt.“ William zuckte mit den Schultern. „Ich wollte ihm sagen, was ich von seinem Vater hielt, aber ich konnte nicht. Lucas Darien ist ein guter Bursche. Wer hätte das gedacht?“
„Hat er etwas über mich gesagt?“
„Über dich?“ William runzelte die Stirn. „Wieso sollte er das tun?“
Penny biss sich auf die Lippe. „Ich habe es dir nicht gesagt, Dad, aber ich war bei ihm.“
Ihr Vater sah sie entgeistert an. Dann lächelte er. „Dann ist er wohl der Grund dafür, dass du die letzten zwei Wochen so niedergeschlagen warst?“
Penny nickte.
„Dann ist es wohl das Beste, wenn du ihm nachfährst, oder? Er ist im Sheraton-Hotel abgestiegen und reist morgen früh ab.“
Penny sprang auf und rannte aus dem Wohnzimmer. Im Flur erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild. Sie trug eine verwaschene Jeans und ein zerknittertes altes T-Shirt. Zuerst musste sie sich umziehen.
Während sie duschte und sich anzog, war sie zittrig vor Aufregung. Erst als sie den alten Truck ihres Vaters vor
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