Romana Extra Band 3
Raum gekommen war: Wenn man in einem solchen Ambiente arbeitet, dann hat man es wirklich geschafft.
Er war noch immer nicht so vermögend und einflussreich wie Maria oder die Santiagos. Allerdings betrachtete er seine ehrgeizigen Ziele inzwischen auch etwas nüchterner. Bei all ihrem Reichtum schienen weder Maria noch Miguel jemals wirklich glücklich geworden zu sein. Der Schicksalsschlag, der die Familie vor über fünfundzwanzig Jahren getroffen hatte, überschattete ihr Leben nach wie vor.
Kein Wunder, dass alle das Wiedersehen mit Laura so sehr herbeisehnten. Fernando verstand diesen Wunsch. Doch er wusste auch, dass man die Menschen manchmal vor sich selbst schützen musste. Es würde eine schreckliche Enttäuschung sein, wenn sich am Ende herausstellte, dass die Frau, die im Augenblick in seiner Villa wohnte, eine Betrügerin war. Wenn die Familie sie dann bereits ins Herz geschlossen hatte, würde es nur noch schwerer werden, mit einer erneuten Täuschung klarzukommen.
Dummerweise war es nicht so leicht, Miguel und seine Familie davon zu überzeugen, es langsam angehen zu lassen. Weshalb Fernando zu einer Notlüge gegriffen und behauptet hatte, dass Laura um ein wenig zusätzliche Bedenkzeit gebeten habe. Doch ihm war natürlich klar, dass es nicht auf Dauer so weitergehen konnte. Die Geschichte fing jetzt schon an, ihm über den Kopf zu wachsen.
Sonst hätte er wohl kaum mit Laura geschlafen.
Concho! Was war bloß mit ihm los?
Seit dem frühen Morgen versuchte er nun schon, die Gedanken an Laura und den gestrigen Abend aus seinem Kopf zu verbannen. Doch je mehr er sich bemühte, umso weniger schien es ihm zu gelingen.
Er war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen. In den vergangenen Jahren hatte er mit so mancher schönen Frau das Bett geteilt. Die ein oder andere war über einen längeren Zeitraum ein Bestandteil seines Lebens gewesen, doch keine hatte ihn so sehr aus dem Konzept gebracht wie Laura Ortega. Allein das war Grund genug, sich zukünftig in ihrer Gegenwart zusammenzureißen. Dass er mit ihr geschlafen hatte, war definitiv ein Fehler gewesen, der ihm nicht hätte passieren dürfen – und der sich vor allen Dingen auf gar keinen Fall wiederholen durfte.
Und doch sehnte er sich schon jetzt danach, sie wieder in seinen Armen zu halten.
„… diese Frau nicht auf unserer Nase herumtanzen lassen – das wäre ja noch schöner!“
Im ersten Moment war Fernando sicher, dass Miguel von Laura gesprochen hatte. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, worum das Gespräch sich gedreht hatte, ehe seine Gedanken in gefährliche Gefilde abgeschweift waren – eine rein geschäftliche Angelegenheit.
„Es ist natürlich deine Entscheidung.“ Er zwang sich, nicht an Laura zu denken, wenigstens für den Augenblick. „Aber ich glaube nicht, dass Señora Sanchez lediglich versucht, den Preis zu drücken. Ich habe mich nämlich umgehört, und es scheint, als hätte sie sich mit ähnlichen Bitten an all ihre Gläubiger und Lieferanten gewandt. Du kannst davon ausgehen, dass sie tatsächlich nicht in der Lage ist, die geforderte Summe aufzubringen. Deswegen schlage ich vor …“
Die Gegensprechanlage auf Miguels Schreibtisch knackte, und im nächsten Moment erklang eine Frauenstimme. „Carmen vom Empfang, Señor . Ich wollte Sie nur darüber in Kenntnis setzen, dass Señor Estevez’ Assistentin auf dem Weg zu Ihnen nach oben ist.“
Fernando runzelte die Stirn. Carlotta wusste natürlich von seinem Termin mit Miguel. Aber was konnte sie von ihm wollen, das sich nicht auch durch einen Anruf regeln ließ? Sein Handy hatte er schließlich immer dabei. Das Einzige, was ihm einfiel, war, dass es um Señor Chavez ging. Trotzdem erschien ihm das Verhalten seiner Assistentin mehr als rätselhaft.
„Wir sind ohnehin fertig.“ Miguel schob die Papiere, die vor ihm auf dem Glastisch lagen, zusammen. „Ich werde Señora Sanchez noch einmal anrufen und sie um ein persönliches Gespräch bitten. Wenn du mir dabei zur Seite stehen würdest, wäre ich dir sehr verbunden.“
„Naturalmente.“ Fernando nickte und stand auf. „Melde dich einfach bei mir, sobald ein konkreter Termin feststeht.“
Die beiden Männer verabschiedeten sich voneinander, doch in Gedanken war Fernando schon ganz woanders. Er durchquerte das Vorzimmer und ging über den langen, mit silbergrauem Teppichboden ausgelegten Korridor in Richtung Aufzüge. Einer war gerade auf dem Weg nach oben. Vermutlich Carlotta .
Ein leises „Pling“
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