Romana Extra Band 3
reden?“
„Zwischen uns gibt es nichts mehr zu besprechen“, entgegnete er kühl, packte sie wieder beim Arm und führte sie wie ein ungehorsames Kind zur Beifahrerseite. „Ich weiß, woran ich mit dir bin. Menschen deines Schlags tauchen immer dann auf, wenn sie glauben, dass es etwas zu holen gibt. Aber wenn man euch einmal braucht, seid ihr verschwunden.“
Wieder wurde Laura wütend. Wieso ließ sie es eigentlich zu, dass er mit ihr umsprang, als hätte sie etwas verbrochen? „Bist du noch ganz bei Trost? Wie kommst du dazu, über mich zu urteilen!“ Mit einem bitterbösen Blick maß sie ihn von oben bis unten. „Was weißt du schon über mich und meine Beweggründe?“
„Nun, die Beweggründe von dir und deinesgleichen reduzieren sich doch im Grunde immer auf das eine: Geld.“ Er lächelte herablassend. „Das ist es doch, worauf du es abgesehen hast, oder etwa nicht? Du dachtest, du kannst nach Mallorca kommen und dich ins gemachte Nest setzen. Tut mir wirklich leid, dass ich deine Pläne durchkreuzen muss, Laura, aber ich werde nicht zulassen, dass du die Gefühle der Santiagos mit Füßen trittst.“
Ungläubig starrte Laura ihn an. Ja, sie brauchte tatsächlich Geld, und zwar für Alinas kostspielige Behandlung. Aber ging er wirklich davon aus, dass sie deshalb hergekommen war? Weil sie sich einen finanziellen Vorteil davon erhoffte, die lange verschwundene Laura Santiago zu sein?
„Ich glaube nicht, dass ich mir das ausgerechnet von dir sagen lassen muss“, entgegnete sie aufgebracht. „Nicht von einem Mann, der auf Kosten meiner Tante lebt wie die sprichwörtliche Made im Speck!“
Die Worte waren ihr herausgerutscht, ehe sie sie zurückhalten konnte. Seine Miene verfinsterte sich. Er öffnete die Beifahrertür. „Steig ein!“
Sie folgte der Aufforderung mit weichen Knien.
Kaum dass er die Tür hinter ihr zugeschlagen hatte, war Fernando auch schon um den Wagen herum und riss die Fahrertür auf. Er setzte sich hinter das Lenkrad, startete den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen los.
Sosehr er sich auch bemühte, Laura zu durchschauen, er wurde einfach nicht schlau aus ihr.
Auf der Rückfahrt zur Villa musterte Fernando sie immer wieder nachdenklich aus den Augenwinkeln. Noch nie war ihm ein Mensch mit so vielen verschiedenen Gesichtern begegnet. Ständig lernte er eine neue Facette von ihr kennen. Mal hatte er das Gefühl, eine schüchterne, unerfahrene junge Frau vor sich zu haben, und der Drang, sie schützend in seine Arme zu schließen, wurde beinahe übermächtig. Dann wieder zeigte sie sich so kühl und berechnend, dass er gar nicht anders konnte, als an der Redlichkeit ihrer Absichten zu zweifeln. Welche Ziele verfolgte sie wirklich? Hatte sie es darauf abgesehen, sich am Unglück der Santiagos zu bereichern? Oder ging es ihr darum, ihre Familie nach so langer Zeit endlich wiederzusehen?
Dass sie sich einfach über ihre Vereinbarung hinweggesetzt und versucht hatte, auf eigene Faust Kontakt mit den Santiagos aufzunehmen, sprach nicht gerade für sie. Ebenso wenig wie ihre Reaktion, nachdem sie ertappt worden war.
Und wie passte das alles zu der Frau, die sich ihm gestern Abend so leidenschaftlich hingegeben hatte? Oder war auch dies nur aus purer Berechnung geschehen? Nun, er würde es herausfinden.
Seine Drohung, sie in den nächsten Flieger nach Barcelona zu setzen, war bereits vergessen. Bevor er irgendetwas in der Richtung unternahm, musste er in Erfahrung bringen, was Laura im Schilde führte. Erst dann konnte er eine Entscheidung treffen.
Doch das brauchte Laura ja nicht zu wissen. Sie sollte ruhig ein bisschen zappeln. Vielleicht würde sie es sich dann das nächste Mal überlegen, ehe sie einen solchen Alleingang startete.
Die Abenddämmerung zog herauf, als Laura auf den Balkon ihres Zimmers hinaustrat. Sie stützte die Ellbogen auf die steinerne Brüstung und schaute hinauf in den sternenklaren Himmel. Das stetige Rauschen der Brandung drang an ihre Ohren, und der Wind raschelte leise in den Kronen der Bäume. Hell spiegelte sich der aufgehende Mond auf dem Wasser. Ein Anblick, der sie zu jedem anderen Zeitpunkt bezaubert hätte, doch heute konnte Laura ihn nicht genießen. Dazu ging ihr zu viel im Kopf herum.
Sie musste sich etwas überlegen, um Fernando davon abzubringen, sie morgen früh nach Hause zu schicken. Wenn sie erst einmal im Flugzeug nach Barcelona saß, war alles vorbei.
Ohne Zweifel würde Fernando seinen Einfluss bei den Santiagos geltend
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