Romana Extra Band 3
Sonnenaufgangs zu betrachten.
Heute jedoch wollte es ihm nicht recht gelingen, sich auf die Schönheit des Augenblicks zu konzentrieren. Er war mit seinen Gedanken noch immer beim vergangenen Abend.
Er war erleichtert, dass Señor Chavez sich bereit erklärt hatte, ihm eine Chance zu geben, bei der er sich beweisen konnte. Es ging um viel, aber eigentlich zweifelte Fernando nicht daran, dass er es schaffen würde, den Hotelbesitzer von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Nein, wenn er wirklich ehrlich zu sich war, trieb ihn etwas anderes um als das Gespräch mit dem Unternehmer.
Laura.
Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich.
Laura, die sich ihm leidenschaftlich entgegenbog. Die sich unter ihm wand und nach mehr verlangte …
Concho!
Er atmete tief durch und trat vom Fenster weg. Normalerweise war er ein Morgenmensch, und um diese Zeit des Tages fühlte er sich stets voller Energie. Nicht so heute. In der vergangenen Nacht hatte er so gut wie keinen Schlaf finden können. Die ganze Zeit über waren seine Gedanken um die Frage gekreist, wie er Laura nach dem, was geschehen war, gegenübertreten sollte. Denn gegenübertreten musste er ihr früher oder später. Ansonsten würde sie irgendwann die Initiative ergreifen und selbst versuchen, mit ihrer Familie in Kontakt zu treten.
Und das durfte Fernando auf keinen Fall zulassen.
Auch wenn sein vollgestopfter Terminplan es eigentlich nicht erlaubte – er musste sich um sie kümmern. Sie beschäftigt und bei Laune halten. Das Problem war, dass ein Teil von ihm dieser Aufgabe allzu bereitwillig nachkommen wollte.
Er fühlte sich zu Laura hingezogen, daran konnte nach dem vergangenen Abend kein Zweifel mehr bestehen. Ebenso wenig wie daran, dass so etwas wie gestern niemals wieder vorkommen durfte.
Am besten würde es sein, wenn er sich ihr gegenüber verhielt wie immer. Wenn sie den gestrigen Abend nicht ansprach, würde auch er es nicht tun. Vielleicht bereute sie ja inzwischen, was vorgefallen war.
Und das solltest du ebenfalls, hielt Fernando sich vor. Das solltest du wirklich .
Doch das sehnsuchtsvolle Ziehen in seiner Brust, immer dann, wenn er an Laura dachte, sprach eine ganz andere Sprache.
7. KAPITEL
In hellen Streifen fiel Sonnenlicht durch die Lamellen der Fensterläden. Laura blinzelte schläfrig. Vögel zwitscherten, und irgendwo im Hintergrund war das gleichförmige Rauschen der Brandung zu hören. Sie gönnte sich den Luxus, noch ein paar Minuten im Bett liegen zu bleiben und die zauberhafte Stimmung des frühen Morgens zu genießen. Leider wusste sie nur zu genau, dass es nicht lange so bleiben würde.
Sie musste etwas unternehmen.
Der Entschluss war im Laufe der Nacht in ihr herangereift. Jedes Mal, wenn sie die Augen geschlossen hatte, waren ihr Bilder von Fernando im Kopf herumgegeistert, und irgendwann hatte sie gewusst, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn sie in seinem Haus wohnen blieb, würde sich das, was am Strand zwischen ihnen geschehen war, zwangsläufig wiederholen.
Sie würde mit Fernando schlafen – wohl wissend, dass sie sich damit garantiert unglücklich machte. Er war kein Mann, mit dem man eine gemeinsame Zukunft aufbauen konnte. Die vergangenen fünfundzwanzig Jahre ihres Lebens hatten sich als eine einzige Lüge entpuppt, und sie hegte kein Verlangen, vom Regen in die Traufe zu geraten. Denn für sie konnte eine Beziehung mit einem Anwalt nur in einer Katastrophe enden.
Unwillkürlich musste sie an Olivia denken. Es war schon ein paar Jahre her, dass ihre Freundin aufgrund einer schlechten Beratung durch einen Banker einen großen Teil ihrer Ersparnisse verloren hatte. Ermutigt von einem Anwalt, der ihr das Blaue vom Himmel versprochen hatte, war sie gegen die Bank vor Gericht gezogen. Als man ihre Klage abgeschmettert hatte, war Olivia auf Anraten des Anwalts in die nächsthöhere Instanz gegangen. Der Prozess hatte sich über Jahre hingezogen und schließlich ihr gesamtes Vermögen verschlungen. Irgendwann war es dem windigen Rechtsverdreher dann wohl doch zu heikel geworden, und er hatte sein Mandat niedergelegt. Im Nachhinein war Olivia klar geworden, dass sie von Anfang an keine Chance gehabt hatte, mit ihrer Klage durchzukommen.
Und ihr Anwalt hatte die ganze Zeit nur eines im Sinn gehabt: sich eine goldene Nase an Olivias Unglück zu verdienen – nichts weiter.
Fernando ist mit Sicherheit auch nicht anders, überlegte Laura düster. Außerdem glaubte sie nicht, dass er an einer
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