Romana Extra Band 3
ernsthaften Beziehung interessiert war. Weder mit ihr noch mit einer anderen Frau. So wie sie ihn einschätzte, hatte er allenfalls etwas für lockere Affären ohne jegliche Verpflichtung übrig. Und dafür stand sie erst recht nicht zur Verfügung.
Nein, sie hatte nun lang genug untätig herumgesessen – es wurde Zeit, dass sie die Dinge selbst in die Hand nahm – heute noch. Und zwar indem sie auf eigene Faust loszog, um ihre Eltern zu treffen. Denn woher sollte sie wissen, ob Fernando sein Versprechen einhalten und sie nach Ablauf einer Woche mit den Santiagos zusammenbringen würde? Aus irgendeinem Grund wurde sie nämlich das Gefühl nicht los, dass er die Begegnung möglichst lange hinauszögern wollte. Und obwohl sie ihn erst ein paar Tage kannte, konnte sie sich gut vorstellen, warum.
Ihre Tante Maria hatte ihn praktisch wie einen eigenen Sohn angenommen. Vermutlich erhoffte er sich, eines Tages das Velásquez-Vermögen zu erben, und sah seine Felle durch Lauras Auftauchen davonschwimmen, zumal Laura als kleines Mädchen Marias absolute Lieblingsnichte gewesen war. Und wie hieß es doch immer? Dass Blut dicker war als Wasser …
Laura warf die Bettdecke zur Seite und stand auf. Gähnend tappte sie in das luxuriöse Badezimmer. Als sie ihr Spiegelbild sah, hatte sie für einen Moment das Gefühl, eine Fremde zu erblicken. Das bestärkte sie noch in ihrem Entschluss. Es musste etwas geschehen, und zwar dringend!
Und was machst du, wenn deine Familie dich wirklich nicht sehen will? Wenn sie über dein unangemeldetes Erscheinen erbost sind und dich hochkant vor die Tür setzen?
Sie schob den Gedanken beiseite. Über dieses Problem konnte sie sich immer noch den Kopf zerbrechen, wenn es so weit war.
„So früh schon auf den Beinen, Señorita ?“
Juana hob überrascht die Brauen, als Laura eine halbe Stunde später die Treppe heruntergeeilt kam.
„Ist Señor Fernando denn noch nicht wach?“
Juana lachte. „Doch, natürlich. Der Patrón ist ein Frühaufsteher, und um diese Zeit befindet er sich für gewöhnlich schon im Büro. Aber bevor er losfuhr, bat er mich, Ihnen auszurichten, dass er gegen Mittag zurück sein wird.“ Die Haushälterin lächelte. „Ich glaube, er plant eine kleine Überraschung für Sie.“
Alles, nur das nicht! dachte Laura. Doch sie zwang sich, sich ihre Vorbehalte nicht anmerken zu lassen.
„Dann werde ich ebenfalls noch ein wenig ausgehen“, erklärte sie mit einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es unverdächtig wirkte. Sie glaubte nicht, dass Juana die ganze Geschichte kannte, und vor allem nicht Fernandos Beweggründe, sie bei sich einzuquartieren. Doch es war besser, kein Risiko einzugehen. Die nette Hausangestellte sollte gar nicht erst auf den Gedanken kommen, dass Laura etwas gegen Fernando im Schilde führte.
„Naturalemente“ , erwiderte die Mallorquinerin. „Ich bereite Ihnen rasch noch ein kräftiges Frühstück zu, damit …“
„Por favor, no!“ , fiel Laura ihr abwehrend ins Wort. „Das Wetter ist viel zu schön, um auch nur eine Minute länger im Haus herumzusitzen. Ich werde mir einfach unterwegs etwas zum Frühstücken besorgen. Vielen Dank.“
Wenn Juana ihr Verhalten befremdlich fand, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Aber da Fernando mit Sicherheit nicht zu den unkomplizierten Arbeitgebern gehörte, war sie vermutlich an den Umgang mit Menschen gewöhnt, die ständig irgendwelche ungewöhnlichen Wünsche hatten.
„Was darf ich dem Patrón für den Fall, dass er früher zurückkehrt als Sie, ausrichten, wo Sie zu finden sind?“, fragte sie lediglich.
Laura zögerte. Es lag ihr auf der Zunge, zu erwidern, dass sie ihre Familie besuchen wollte, doch sie hielt sich zurück. Es war besser, keine schlafenden Hunde zu wecken. Wer konnte schon sagen, wie viel Juana wusste?
„Am Strand“, schwindelte sie. „Ich habe vor, einen ausgedehnten Spaziergang zu machen.“
„Na, dann wünsche ich Ihnen viel Spaß.“ Juana schenkte ihr ein so warmes Lächeln, dass Laura ein schlechtes Gewissen bekam, weil sie die nette Frau anlog. Doch da musste sie jetzt durch.
Sie winkte Juana noch einmal zu und verließ das Haus. Durch den Garten gelangte sie zum Strand und ging ein Stück weit am Ufer entlang. Als sie sicher sein konnte, dass sie von der Villa aus nicht mehr zu sehen war, eilte sie zur Promenade hinauf und machte sich auf die Suche nach einem Taxistand.
Laura schlug das Herz bis zum Hals, als der freundliche spanische
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