Romana Extra Band 3
dazu ermuntert hatte.
„Wie niedlich er ist! Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich mit so einem kleinen Racker fertig werden soll, wenn ich erst einmal einen habe. Die meisten meiner Bekannten lassen sich von Kindermädchen unterstützen, aber ich glaube, Allegra hat recht, wenn sie sich ausschließlich selbst um ihre Kinder kümmert.“
„Ich finde es nicht falsch, Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
„Sie haben Lorenzo doch auch allein aufgezogen. Alessandro hat eben erzählt, dass Sie ihn seit zwei Jahren betreuen.“
Diese Information musste sie erst einmal verdauen, aber Sofia plapperte bereits weiter.
„Ihr Hals ist so nackt, das geht nicht. Zeigen Sie mir Ihren Schmuck, dann suchen wir gemeinsam etwas Passendes aus.“
„Ich besitze so gut wie nichts“, gestand Maisy ihr in einem bemüht lässigen Ton.
„Ehrlich? Was ist nur mit Alessandro los? Ich muss ihn mir unbedingt vorknöpfen.“
„Nein! Ich möchte keine Juwelen von ihm, glauben Sie mir.“
Sofia sah sie an, als hätte sie behauptet, ohne Sauerstoff auszukommen. „Okay“, meinte sie gedehnt. „Aber ich bleibe dabei: Sie brauchen eine Kette. Ich leihe Ihnen etwas von mir – etwas Schlichtes und Elegantes, wie es Ihrem Stil entspricht.“
Kurz darauf zierte eine Reihe makelloser Perlen ihren Hals, und Sofia lächelte beifällig, als sie nebeneinander vor dem Spiegel standen. „Wir sind ein tolles Paar. Die Männer werden Augen machen.“
Es war bereits neunzehn Uhr, als sie nach unten gingen. Lorenzos Bettzeit war weit überschritten, doch Maisy war bewusst, dass Alessandros Freunde auch gekommen waren, um Leonardos Sohn zu sehen. Sie führte den kleinen Mann, der in seinem besten Schlafanzug steckte und mit den hellen Locken zu niedlich aussah, an der Hand ins Speisezimmer.
Als die beiden Frauen den Raum betraten, Lorenzo zwischen sich, fiel Alessandro beinahe das Whiskyglas aus der Hand. Maisy sah in dem weißen eng anliegenden Kleid, das ihre wundervolle Figur betonte, sehr elegant aus. Die Hochsteckfrisur brachte ihre zarten Gesichtszüge zur Geltung.
Maisy bewegte sich ungehemmt zwischen den Gästen, lächelte und beantwortete geduldig alle Fragen über Lorenzos Entwicklung. Es fiel Alessandro schwer, den Blick von ihr abzuwenden. Ihre verführerischen Bewegungen raubten ihm nahezu die Fassung, ein bloßes Schulterzucken, eine Drehung des Kopfs genügte. Auch Riccardo und Luca beobachteten sie fasziniert.
Wann ist ihre Verwandlung in die elegante Dame erfolgt? fragte er sich. Hatte er den Moment verpasst oder es schlichtweg vorgezogen, sie weiterhin als das Mädchen zu betrachten, das er vom Lantern Square hierhergeholt hatte?
Auf der Jacht hatte sie ihre Hochachtung für seine Lebensleistung ausgedrückt. Dabei unterschätzte sie sich selbst. Sie besaß etwas, das ihm sein Leben lang gefehlt hatte: den Mut, sich anderen zu schenken. Voller Hochachtung beobachtete er, wie sie sich freundlich und voller Herzlichkeit Lorenzo und seinen Freunden widmete, obwohl ein grässlicher Tag hinter ihr lag.
Ich war ein solcher Idiot! schalt er sich selbst.
Maisy war sich den ganzen Abend über Alessandros Anwesenheit bewusst, aber sie ging nicht auf ihn zu – es war seine Aufgabe, die Initiative zu ergreifen. Während die Stunden verstrichen, begann sie zu fürchten, er würde nie zu ihr kommen.
Sein Verhalten den Menschen gegenüber, die er liebte, öffnete ihr die Augen. Für die Söhne der Di Lauros hatte er im Fernsehzimmer Konsolenspiele bereitgestellt. Gerade wirbelte er Lorenzo durch die Luft, ohne dabei sein Gespräch mit Riccardo zu unterbrechen. Ähnlich großzügig, warmherzig und liebevoll hatte er sich in den letzten Wochen auch ihr gegenüber erwiesen.
Bis heute kannte sie lediglich winzige Teilbereiche dessen, was sein Leben ausmachte. Ich lasse dich nicht gehen, auch wenn du findest, ich passe nicht in dein Leben, nahm sie sich vor.
Als nach dem Dinner der Kaffee serviert wurde, entschuldigte sie sich und zog sich auf die Terrasse zurück, in der Hoffnung, Alessandro würde ihr dorthin folgen.
Sie lehnte sich an die Brüstung, sah auf das tintenblaue Meer hinaus und atmete tief durch. Genieße den Anblick, deine Tage hier sind gezählt, riet ihr eine innere Stimme.
Kampflos gebe ich nicht auf, erwiderte sie im Geist und schlug mit der Faust aufs Geländer.
„Maisy.“
Vor Erleichterung schloss sie die Augen, bis die Stimme aus der Tiefe ihr zuraunte, dass sie keine Chance hatte. Er würde nie den Mut
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