Romana Extra Band 3
drauf. Du solltest einen großen Bogen um mich machen. Geht das?“
Sie stand auf und raffte den Bademantel fest um sich. Immer noch war sie schüchtern, was ihren Körper anging … Wieder fiel ihm London ein, der Gedanke daran hatte ihn den ganzen Nachmittag über immer wieder gequält.
Maisy hatte ihn an jenem Tag zu nichts ermutigt. Er war in ihre Privatsphäre eingedrungen, hatte sämtliche Anstandsregeln missachtet und sich rücksichtslos verhalten. Damit ähnelte er jenen Männern, die seine Mutter aufgesucht und hinterher Geld in der Küche gelassen hatten, das sie für Alkohol und Drogen ausgab. Nur dank mildtätiger Nachbarn war er nicht verhungert.
„Wie lange soll ich dich in Ruhe lassen?“
„Nur heute.“
Maisy ließ betroffen den Kopf sinken. Unvermittelt hatte sie wieder das Bild des kleinen Alessandro vor Augen, und sie sah ihn entschlossen an. „Nein.“ Langsam ging sie auf ihn zu.
Alessandro, der coole, selbstsichere Milliardär, geriet in Panik und wich vor ihr zurück, als wäre sie schwer bewaffnet und gefährlich.
„Allegra hat mir von dem Waisenhaus berichtet.“
In seinen Augen flackerte es kurz auf, dann hatte er sich wieder im Griff und erwiderte ihren Blick mit undurchdringlicher Miene. „Das geht sie gar nichts an.“
„Vielleicht nicht, aber von selbst hättest du mir nie etwas verraten.“
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, und ihre Entschlossenheit geriet ins Wanken. Ich darf nicht aufgeben, sagte sich Maisy. Obwohl sie eine Zurückweisung befürchtete, trat sie auf ihn zu und schlang ihm die Arme um die Taille.
Sofort versteifte er sich, schob sie aber nicht beiseite. Sie schmiegte sich an ihn und lehnte den Kopf an seine Brust. Sein Herzschlag war laut und deutlich zu hören.
„Heute ist mein Geburtstag.“
Die nüchterne Feststellung traf sie wie ein Keulenschlag. „Wieso hast du mir das nicht vorher verraten?“, war alles, was ihr einfiel.
„Mir bedeutet dieser Tag nichts.“
„Er bringt dir die Vergangenheit ins Bewusstsein.“
Das hätte sie besser nicht sagen sollen. Er umfasste ihre Ellbogen und schob sie von sich fort.
„Du meinst es gut, aber ich brauche dein Mitleid nicht.“ Er lächelte schief. „Ich bin ein großer Junge.“ Abrupt wandte er sich ab. „Jetzt hole ich dir etwas zum Anziehen.“
„Geh nicht fort. Wieso schüttest du mir nicht einfach dein Herz aus?“
Die Antwort kannte sie bereits. Sie gehörte nicht zum Kreis seiner engsten Vertrauten.
„Maisy …“ Er wandte sich zu ihr um und lächelte bedauernd. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie der einzige Mensch war, auf den er Rücksicht nahm, dem er zuhörte oder ein Lächeln schenkte. Allen anderen gegenüber gab er sich kurz angebunden, kühl oder sehr höflich. Ihr gegenüber verhielt er sich … freundlicher, menschlicher. Im Geist beschwor sie die Erinnerung an London herauf, an den knallharten Alessandro.
„Im Grunde weiß ich nichts über dich“, gab sie zu. „Luca und Riccardo sind deine Familie. Du liebst sie so sehr, wie du Leonardo vermisst.“ Sie schluckte und wagte den nächsten Schritt. „Aber vergiss nicht, ich bin bei dir.“ Sie schwieg kurz, damit er ihre Worte verarbeiten konnte. „Heute Nachmittag habe ich Tara Mills getroffen. Sie war so … kalt und wütend.“
„Ich habe sie nicht eingeladen, sie hat einen anderen Gast begleitet“, rechtfertigte er sich so hastig, dass Maisy beinahe lachen musste.
Gelassen zuckte sie mit den Schultern. „Egal. Ich habe begriffen, dass du mit ihr nicht glücklich gewesen sein kannst. Mit mir warst du es.“
„Ich bin glücklich.“ Die Antwort wirkte ehrlich.
Maisy neigte den Kopf und betrachtete ihn. „So siehst du nicht gerade aus. Du bist ein erstaunlicher Mann: Aus dem Nichts heraus hast du Unglaubliches geschaffen.“
„Bin ich jetzt dein Held?“ Er lächelte zynisch.
„Nein. Du bist mein Freund und Geliebter.“
Schlagartig schwand sein Lächeln. Er war nicht bereit, ihr so viel zu geben, wie sie von ihm wollte.
„Schau nicht so ängstlich“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. „Heute war ein schwerer Tag für dich, und ich habe ihn dir nicht leichter gemacht. Dennoch hättest du mir ein wenig vertrauen können. Glaubst du, ich tratsche über dich?“
Er räusperte sich. „Es war nie meine Absicht, dich zu isolieren.“
„Ich habe die Zeit zu dritt genossen, verstehe aber, wenn dir das nicht genügt. Außerdem finde ich deine Freunde nett – Allegra war ausgesprochen
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