Romana Extra Band 3
stärker als sein Vater. Er wollte sich dem übermächtigen Ranch-Besitzer nicht fügen.“
„Nicht nur das, Mum“, widersprach Mel. „Da war noch mehr. Dev muss sich mit seinem Großvater über etwas Besonderes gestritten haben … worüber, hat er bis heute nicht verraten.“
„Du beschäftigst dich zu viel damit, Amelia.“
„Mag sein, aber ich bin jahrelang über ein Minenfeld gegangen. Jetzt kann ich endlich selbst über mein Leben bestimmen. Deshalb muss ich absagen, so leid es mir tut. Vielleicht hat Mr Langdon wirklich den Wunsch, mich zu sehen … seine Familie bestimmt nicht. Möglicherweise kommt auch Dev nicht.“
„Das glaube ich kaum“, erklärte Sarina überraschend energisch. „Ava und ihr Mann sind schon hier. Die Ehe scheint nicht glücklich zu sein, aber das würde Ava mir gegenüber niemals zugeben. Luke Selwyn ist ein Charmeur. Vielleicht entspricht Ava nicht seinen Erwartungen.“
Der hämische Unterton verletzte Mel. „Bitte keine Kritik an Ava“, warnte sie ihre Mutter. „Sie ist sanft und empfindsam, aber Mädchen waren für Gregory Langdon immer Menschen zweiter Klasse. Ein Sohn zählt … sogar ein Enkel, aber eine Tochter nicht. Für ihn regieren Männer die Welt. Wenn jemand für das Scheitern dieser Ehe verantwortlich ist, dann Luke. Auf seinen Charme falle ich nicht herein. Luke ist oberflächlich und passt nicht zu Ava. Dev mochte ihn nie.“
„Aber Ava wollte ihn“, versetzte Sarina hartnäckig.
„Sie suchte einen Ausweg, was ich gut verstehen kann.“
„Wie auch immer … Dev wurde benachrichtigt, und er kommt, obwohl er nicht sehr versöhnlich gestimmt ist.“
„Warum sollte er das sein?“ Devs Name brauchte nur genannt zu werden, und schon schlug Mels Herz schneller. „Doch Gregory ist sein Großvater, und er hat einen ausgeprägten Familiensinn. Ich gehöre nicht zur Familie, Mum. Für mich ist dort kein Platz.“
„Dev hat sich aber sofort erkundigt, ob du dem Befehl folgen wirst.“
„Ich kann mir vorstellen, wie er das gesagt hat, denn genau darum geht es. Wir werden nicht gebeten zu kommen … man befiehlt es uns.“
Sarina ging darauf nicht ein. „Gregory besitzt eine der bedeutendsten Rinderfarmen des Landes. Männer wie er können nur befehlen. Sie wissen es nicht besser. Wer Geld und Macht besitzt, ist anders als wir, Amelia. Das gilt auch für Dev.“
„Als ob ich das nicht wüsste. Sein Selbstverständnis ist sehr einfach. Ich bin zum Herrscher geboren. “
„Gib dir einen Ruck, Amelia. Du hast sicher noch Anspruch auf Urlaub. Es ist ein Jahr her, dass du in New York warst. Du und Dev … ihr werdet beide hier gebraucht. Schließlich gehört ihr zusammen …“
Für immer und ewig, dachte Mel. Wie hatte Dev es ausgedrückt? Zwei Hälften eines Ganzen. Ja, das waren sie. Dev wünschte, dass sie kam, und das genügte ihr. Sie hatte ihn in ihr Herz geschlossen, und er beherrschte ihre Gedanken. Ja, er war tatsächlich ein Teil von ihr.
Mel hatte ihn immer geliebt und würde nie aufhören, ihn zu lieben. Mochte sie sich noch so große Mühe geben, mochte sie es mit anderen Männern versuchen, weil sie instinktiv wusste, dass Dev für sie unerreichbar war – an ihrer Zuneigung änderte das nichts. Er war ihr Schicksal.
Sie vermisste Dev mehr, als sich irgendjemand vorstellen konnte, obwohl sie ihn auf Abstand hielt und die Ohren verschloss, wenn er von Heirat sprach. Sie war in einem Netz von Zweifeln und bösen Vorahnungen gefangen, aus dem sie sich nicht befreien konnte.
Ihre Mutter wusste nicht, dass Dev sie nach New York begleitet hatte. Mel hatte es ihr verschwiegen, weil sie ihre Missbilligung fürchtete. So zurückhaltend Sarina sonst auch war – sie konnte unerbittlich sein.
Ihr Widerstand gegen Mels und Devs Verbindung blieb trotzdem rätselhaft. Vor allem, wenn man an die endlosen Gerüchte dachte, die man über sie und Gregory Langdon in die Welt gesetzt hatte.
Als Mel nach dem Ende des Gesprächs den Hörer auflegte, brummte ihr der Kopf. Zweifellos hatte Gregory Langdon sie als Kind gemocht – wahrscheinlich, weil ihm ihr Kampfgeist imponierte. Würde er Dev jetzt als seinen Nachfolger einsetzen? Mel glaubte fest daran. Trotz seiner herrischen Art war er immer stolz auf seinen Enkel gewesen – weit mehr als auf seinen Sohn Erik. Wie hätte es anders sein können? Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, dass Erik Langdon nicht der geeignete Nachfolger war. Er besaß nicht das Format, um in die Fußstapfen seines
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