Romana Extra Band 3
wusste gar nicht, was sie bewegender fand: den altmodischen Heiratsantrag oder seine Freude darüber, dass sie Ja gesagt hatte.
„Ich liebe dich, Maisy“, beteuerte er erneut. „Komm mit mir nach Hause.“
Überglücklich sah sie ihm in die Augen und flüsterte: „Ich liebe dich auch, Alessandro. Jetzt wird alles gut.“
– ENDE –
Liebe – so weit wie das Land
1. KAPITEL
Um acht Uhr morgens läutete das Telefon – gerade als Mel ihr Apartment verlassen wollte, um rechtzeitig in der Bank zu sein. Das schrille Klingeln hallte durch die Wohnung und störte die morgendliche Stille.
Es fiel Mel schwer, das Läuten zu ignorieren, aber sie hatte keine Zeit mehr. Außerdem hatte sie den Anrufbeantworter eingeschaltet, den sie später abhören konnte. Sie hatte die Hand schon auf der Türklinke, doch irgendetwas – vielleicht eine Vorahnung – hielt sie zurück. Sie ließ ihre teure Handtasche fallen, ging vorsichtig in die Küche – sie trug Stilettos, mit denen man auf den glatten Fliesen leicht ausrutschen konnte – und nahm den Hörer ab.
„Mel Norton“, meldete sie sich, und ihre Stimme klang ungeduldig, nicht so melodisch wie sonst.
„Ich bin es, Amelia.“
Mel sank erschrocken auf den nächsten Stuhl. „Ist alles in Ordnung, Mum? Geht es dir gut?“
Nichts würde in Ordnung sein. Ihre Mutter rief selten an. Meist musste Mel zum Hörer greifen oder eine E-Mail schreiben. Dieser frühe Anruf verhieß nichts Gutes.
„Du rufst wegen Mr Langdon an, nicht wahr?“
Gregory Langdon, der Besitzer von Kooraki , war achtundsiebzig Jahre alt, und sein Gesundheitszustand hatte sich seit Kurzem rapide verschlechtert.
„Er stirbt, Amelia.“ Sarina Norton gab sich keine Mühe, ihren tiefen Schmerz zu verbergen. „Der Arzt gibt ihm höchstens noch eine Woche. Deshalb möchte er, dass du nach Hause kommst.“
„Nach Hause?“ Trotz der traurigen Nachricht geriet Mel in Zorn. „ Kooraki war nie mein Zuhause. Du hast dort die Putzfrau gespielt, bevor Mr Langdon dich zur Wirtschafterin gemacht hat. Für ihn war ich immer nur deine freche Tochter. Wie oft habe ich dich gebeten, zu mir nach Sydney zu ziehen, aber du hattest deinen eigenen Willen.“
„Den musste ich auch durchsetzen“, antwortete Sarina. „Jeder geht seinen eigenen Weg … du auch, Amelia, und du hast genug mit dir zu tun. Mr Langdon war immer gut zu uns. Wir haben nach dem Tod deines Vaters bei ihm Zuflucht gefunden.“
Dagegen konnte Mel nichts einwenden – trotz aller Demütigungen, die sie auf Kooraki erfahren hatte, und trotz der gemeinen Klatschgeschichten über ihre Mutter. Ihr Vater Mike Norton, Vorarbeiter auf der Ranch, war beim Viehtreiben ums Leben gekommen, als sie sechs Jahre alt war. Man hatte seinen Tod allgemein als großes Unglück empfunden. Ausgerechnet Mike, der erfahrene Reiter, war von seinem Pferd abgeworfen und von der Herde zertrampelt worden, bevor seine Kollegen die aufgebrachten Tiere beruhigen konnten.
Ein grässlicher Tod. Mel hatte jahrelang unter Albträumen gelitten.
„War es von einem steinreichen Mann wie Mr Langdon wirklich so überaus großzügig, uns bei sich aufzunehmen?“, fragte sie. „Er hätte dir, einer trauernden Witwe mit einer kleinen Tochter, genug Geld geben können, um dir irgendwo eine neue Existenz zu ermöglichen. Seine Frau hasste uns. Wie konntest du das ertragen? Ich war nie so duldsam. Sogar als Kind lehnte ich mich gegen sie auf. Wieso auch nicht? Die Herrin von Kooraki genoss es, dich herumzuschubsen und zu erniedrigen.“
„Mireille hasste uns, weil Gregory uns liebte. Gerade dich hatte er besonders gern.“
„ Gregory? Was ist aus dem ehrfürchtigen Mr Langdon geworden?“
Sarina Norton erwiderte nichts. Längst hatte sie sich das Schweigen zu eigen gemacht, aber Mel hielt wenig davon. Sie mochte es, wenn Menschen offen und ehrlich waren und keine Geheimnisse vor ihr hatten. Die hatten wie eine dunkle Wolke über ihr gehangen, seit sie denken konnte.
„Sollen wir … Gregory deswegen bis zu unserem Lebensende dankbar sein, Mum? Nur weil der skrupellose alte Mann auch ein Herz hatte? Mireille konnte er trotzdem nicht in die Schranken weisen. Sie muss ihm eine grausige Ehefrau gewesen sein.“
„Wie auch immer, Amelia … er hat sie geheiratet. Damals muss er sie geliebt haben.“
„Bleib sachlich, Mum“, spottete Mel. „Mireille war die Alleinerbin des Devereaux-Vermögens.“
„Und die Mutter seines einzigen Sohns“, ergänzte Sarina,
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