Romana Extra Band 3
Gregory, aber ihr Körper spielte nicht mit. Sie brauchte einen jüngeren Mann – einen wie Dev, der an ihre eigene Tochter gebunden war.
Sarina hatte kein Anrecht auf ihn. Ausgerechnet dieser außergewöhnliche junge Mann war ihr verboten. Das war die Hölle. Dazu quälte sie die Vorstellung, Gregory könnte etwas von ihrer heimlichen Neigung ahnen. Nach dem heftigen Streit zwischen Großvater und Enkel war sie besonders nervös geworden. Die beiden stritten sich zwar öfter, aber nie so heftig wie an dem Tag, an dem Dev verschwunden war.
„Setz dich zu mir, Sarina“, bat Gregory und riss sie damit aus ihren Gedanken.
Sie zog einen Stuhl heran. „Sie werden bald hier sein“, versprach sie. „Aber du leidest, und das kann ich nicht mit ansehen. Soll ich nicht doch die Schwester rufen?“
„Nein!“ Das klang fast so herrisch wie früher. „Ich will nur dich hier haben! Du hast mir eine ganz neue Welt eröffnet. Was für ein Leben hätten wir geführt, wenn wir uns früher begegnet wären, aber alles ging schief. Ich bin zu alt geworden … nicht wahr, mein dunkler Engel?“
Sarina erschrak. „Nein, Gregory.“
Er ignorierte die Lüge. „Ich habe es gespürt, aber da ist es schon zu spät. Jetzt liegt alles hinter uns. Ich war nicht Herr meiner selbst, als ich meinen Zorn an Dev ausließ. Die Eifersucht hatte mich gepackt, und dafür schäme ich mich noch immer. Eifersucht auf den eigenen Enkel … Wie war das möglich?“
Sarinas Angst wuchs. „Lass uns nicht mehr darüber sprechen“, bat sie.
Gregory holte mühsam Atem. „Nein, wozu auch? Für mich ist nur wichtig, dass du bleibst.“
„Natürlich tue ich das“, versprach sie. „Bis zum Ende.“
4. KAPITEL
Der Flug nach Kooraki dauerte viel länger, als Dev erwartet hatte. Der Start verzögerte sich, weil die Piste erst von Maschinen geräumt werden musste, und zu Hause wurden sie noch einmal aufgehalten, weil der Jeep, mit dem sie abgeholt werden sollten, auf sich warten ließ.
Inzwischen war Mel so nervös, dass sie auf den wenigen Stufen, die zu der breiten Veranda hinaufführten, stolperte.
„Ich bin bei dir, Mel“, sagte Dev und nahm ihren Arm. „Gemeinsam schaffen wir es.“
„Und wenn wir zu spät kommen?“ Sie sah ihn erwartungsvoll an. Seine Ruhe und seine Gelassenheit gaben ihr Kraft.
„Wir haben getan, was wir konnten. Selbst mein Großvater kann nicht bestimmen, wann er von dieser Erde abberufen wird.“
Sie hatten kaum die Eingangshalle betreten, als Sarina ihnen aufgebracht entgegenkam. Ihr Gesicht war blass und tränenüberströmt.
„Er ist tot!“, schrie sie, mehr wütend als schmerzerfüllt. Sie rang die Hände und dachte nicht daran, ihre Tochter zu umarmen. „Warum kommt ihr so spät?“
Dev warf Mel einen warnenden Blick zu. „Du sagst kein Wort, hörst du?“ Seine Stimme klang ruhig, aber die blauen Augen blitzten. „Die Welt hat sich nicht um meinen Großvater gedreht, Sarina. Zu Ihrer Information … Wir mussten lange auf die Starterlaubnis warten, weil die Piste blockiert war. So etwas kommt vor. Führen Sie uns jetzt bitte nach oben. Ihr Vorwurf ist fehl am Platze.“
Sarina fasste sich schnell. „Verzeihen Sie mir, Dev, aber Amelia hätte schon vor Tagen hier sein können.“
„Jetzt ist sie ja da.“
Sarina ging voran. Wohn- und Esszimmer lagen rechts und links von der Halle hinter hohen Torbögen. Eine breite Treppe führte in den ersten und zweiten Stock hinauf, wo helles Sonnenlicht durch die Fenster hereinfiel.
Auf dem ersten Treppenabsatz hing das Porträt einer schönen dunkelhaarigen Frau, die eine große Ähnlichkeit mit Sarina hatte. Es war ein Meisterwerk aus dem achtzehnten Jahrhundert, das Gregory vermutlich erworben hatte, weil es ihn an Sarina erinnerte. Dev fragte sich immer noch, warum seine Großmutter nicht darauf bestanden hatte, das Gemälde zu entfernen. Vielleicht war ihr die Ähnlichkeit nicht aufgefallen, oder sie hatte sie nicht sehen wollen.
Auf dem Korridor, der zu Gregorys Räumen führte, kam ihnen Ava mit ausgestreckten Armen entgegen. Sie lächelte nicht, aber ihre Miene drückte Liebe und vor allem Erleichterung aus. Der Gegensatz zur Sarinas Begrüßung hätte nicht größer sein können.
Ava war der gute Geist der Langdons. Mit ihrem sanften Wesen unterschied sie sich grundlegend von allen anderen Familienmitgliedern. Äußerlich hätten sie und Dev Zwillinge sein können – das gleiche blonde Haar, die gleichen, von schwarzen Wimpern umrahmten
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