Romana Extra Band 3
mein Vater ist.“
„Es liegen schreckliche Jahre hinter mir.“
„Darauf möchte ich wetten. Sie haben dich zu einer notorischen Lügnerin gemacht.“
Sarina begann zu lachen. „Das haben schon andere behauptet.“
„Damit meinst du vermutlich Gregory … oder den armen Mike. Sieh mich an. Sag mir ein Mal im Leben die Wahrheit.“
Sarina vermied es, Mel anzusehen. Ihr Blick schweifte in die Ferne, und nach kurzem Schweigen sagte sie: „Meine Geschichte geht niemanden etwas an.“
„Ist das alles, was du zu sagen hast?“
Sarina besann sich sofort und erklärte in gewohnter Schärfe: „Du verschwendest deine Zeit, Amelia. Außerdem ist es besser für dich, wenn du nichts weißt.“
„Leider kann ich mich damit nicht zufriedengeben“, beharrte Mel. „Das würde niemand tun, der ein Recht hat, die Wahrheit zu erfahren. Gregory Langdon war nicht mein Vater, auch wenn du das aus reiner Bosheit erfunden hast. Dev und ich brauchen keinen DNA-Test zu machen, um das festzustellen. Du bist nur rasend eifersüchtig … das kann jeder merken. Gregory hat dich nicht geheiratet, deshalb erträgst den Gedanken nicht, Dev könnte mich zu seiner Frau machen. Ist es nicht so? Du würdest alles behaupten, um Dev und mich zu trennen. Hass und Neid sind deine Antriebskraft.“
Sarina stand hoch aufgerichtet da. Das schwarze Haar umrahmte ihr Gesicht in üppiger Fülle. Sie sah schön aus – und halb wahnsinnig. „Ihr werdet euch von selbst trennen“, prophezeite sie. „Das weiß ich genau.“
Mel betrachtete ihre Mutter, ihr jugendliches Gesicht und ihren schlanken Körper. „Wie alt bist du, Mum?“, fragte sie. „Du musst viel jünger sein, als du immer behauptet hast. Wie alt warst du bei meiner Geburt? Sechzehn oder siebzehn? Die alte Mireille war grausam genug, mir zu verraten, dass ich zu früh geboren und von einer Schwester der ‚Royal Flying Doctors‘ geholt wurde. Mike nannte sie einen ‚armen Betrogenen‘ und wünschte ihn gleichzeitig zum Teufel. Dich hat sie so gehasst, dass sie alles getan hätte, um uns loszuwerden. Leider ist ihr das nur bei Mike gelungen.“
„Das sind Fantastereien“, entgegnete Sarina. „Du kämpfst mit deinen eigenen Dämonen. Mikes Tod war ein Unfall, und Gregory hätte uns nie gehen lassen. Er begehrte mich, seit er mich zum ersten Mal gesehen hatte.“
„Das stimmt vermutlich“, gab Mel zu. „Du warst jung und schön … und schwanger. Wahrscheinlich hast du Mike die ganze Schuld zugeschoben. Du kannst so wunderbar lügen, aber vielleicht bin ich wirklich sein Kind. Er liebte mich aufrichtig und hielt sich für meinen Vater. Bin ich seine Tochter?“
„Das wirst du von mir nicht erfahren“, antwortete Sarina zuckersüß. „Das Leben gibt viele Rätsel auf, Amelia. Am besten findet man sich damit ab. Doch du gehörst zu den Menschen, die immer mit dem Kopf durch die Wand wollen. Niemals werde ich mich vor dir bloßstellen. Ich habe jetzt Geld … viel Geld!“ Sie lachte hysterisch.
„Vergisst nicht, dass Dev die Auszahlung deiner Erbschaft hinauszögern kann“, fragte sie. „Er ist der offizielle Testamentsvollstrecker. Denk auch an die Presse …“
„Die Presse?“, wiederholte Sarina erschrocken.
„Ja, Mum, die Leute werden sich sehr für dich interessieren. Aschenputtel wird Königin … das ist genau der Stoff, den sie brauchen. Wenn du dich über deine Vergangenheit ausschweigst, werden sie anfangen zu wühlen.“
Sarina griff sich an den Hals. Diesmal schien sie wirklich verunsichert zu sein, trotzdem spielte sie weiter die Sorglose. „Na und?“, fragte sie scheinbar gleichgültig. „Ich werde dann längst außer Landes sein.“
„Falls Dev dir die Millionen auszahlt.“
Sarina hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu, als wollte sie nichts mehr hören. „Ich tat, was ich konnte“, verteidigte sie sich. „Ich habe dich bei mir behalten … dafür solltest du mir ewig dankbar sein. Ich dulde nicht, dass du in meiner Vergangenheit herumschnüffelst. Dev wird dich so wenig heiraten, wie Gregory mich geheiratet hat. Doch jeder Mann hat seine sexuellen Begierden, die er befriedigen muss, und da kommen wir ins Spiel. Dev hatte immer, wie soll ich sagen … eine Schwäche für mich. Deshalb werde ich ihn leicht dazu bringen, mir das Geld schnell zu geben. Geh jetzt, Amelia. Deine Gesellschaft war mir nie angenehm. Du mit deinen ewigen Fragen …“
Mel ging zur Tür. „Irgendwann finde ich die Antworten darauf“, sagte sie voller
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