Romana Extra Band 3
befahl er mit so schneidend scharfer Stimme, dass sie erbleichte.
„Lieber Gott … bitte verzeih mir. Ich will es nie wieder tun.“ Ohne nachzudenken, entschuldigte sich Mel mit den Worten, die sie – ironischerweise – von ihrer Mutter gelernt hatte.
„So nicht, Mel“, entgegnete Dev. Völlig unerwartet küsste er sie hart auf den Mund. „ Mir tut es leid um die vielen Jahre, die ich dich geliebt habe.“
Mel wankte in ihr Zimmer, warf sich auf das Bett und barg ihr Gesicht in den Händen. Sie hatte sich zu lange von ihrer Mutter beherrschen lassen. Doch Sarina als Dreck zu bezeichnen, war unverzeihlich und traf sie mitten ins Herz.
Was hatte Dev dazu getrieben? Abfällige Bemerkungen waren, auch im Zusammenhang mit Sarina, nie über seine Lippen gekommen. Und jetzt diese Kränkung! Leider konnte sie ihre Mutter nicht mehr verteidigen, und daran war diese selbst schuld. Wie sollte man jemanden in Schutz nehmen, der sich ständig in Lügen verstrickte? Ein Glück, dass ihre Abreise für den nächsten Morgen feststand.
Danach wirst du nie mehr Gelegenheit haben, mit ihr ins Reine zu kommen. Sie verlässt Kooraki für immer. Lass sie nicht einfach so gehen.
Eine Begegnung mit Dev war nicht mehr zu befürchten. Entweder hatte er sich zornig in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, oder er war schlafen gegangen. Trotzdem war es gut zu wissen, dass alle Türen im Haus aus massivem Mahagoniholz bestanden, das jedes Geräusch dämpfte.
Mel klopfte nicht an, sondern öffnete gleich die Tür, die überraschenderweise nicht verschlossen war. Vielleicht erwartet Mum noch einen späten Besucher, dachte sie sarkastisch. Sie hat sich nie gescheut, ihre gefährliche Anziehungskraft einzusetzen.
Das Wohnzimmer war leer, aber im Bad lief die Dusche. Also hieß es warten. Mel setzte sich hin und rüstete sich insgeheim für den bevorstehenden Kampf. Nach einer Weile wurde das Wasser abgestellt, und wenige Minuten später erschien Sarina im Raum mit einem weißen Frotteetuch um den Kopf.
„Oh nein!“ Sarina zuckte zusammen und starrte ihre Tochter an, die wie eine Richterin dasaß. „Hast du mich erschreckt.“
„Und wenn schon.“ Jegliches Gefühl für ihre Mutter war in Mel erloschen.
Sarina unterdrückte ihren Ärger. „Worum geht es diesmal, Amelia? Glaubst du, dass ich dir ohne Devs Anwesenheit mehr erzähle? Da muss ich dich enttäuschen. Außerdem möchte ich mich hinlegen. Du bist immer hinter irgendetwas her. So warst du schon als Kind.“
„Dann bin ich dir sicher sehr lästig gefallen. Warum hast du die Schwangerschaft eigentlich nicht abgebrochen?“
„Weil es leider schon zu spät war“, antwortete Sarina giftig und warf das Handtuch beiseite.
„Schande über dich!“, rief Mel außer sich. „Du bist ein Fall für die Psychiatrie.“
Sarina zeigte mit dem Finger auf Mel. „Vielleicht weniger als du, meine Liebe.“
„Aber ich habe Dev“, triumphierte Mel. „ Du nicht. Bist du verrückt nach ihm? War Gregory am Ende zu alt, um noch den starken Hengst zu spielen?“
Die derben Worte ließen Sarina kalt. „Auch in seinen besten Jahren konnte sich Gregory nicht mit Dev messen“, parierte sie den Schlag.
„Oh Mum … hör schon auf.“ Mel lachte höhnisch. „Sogar jetzt kommst du mir mit einer neuen Lüge.“
Sarina fuhr sich durch ihr üppiges Haar. „Du fängst an, langweilig zu werden, Amelia. Dev findet das auch.“
Mel wunderte sich, dass sie nicht aufgeregter, sondern immer ruhiger wurde. „Wie kann ein Mensch nur so aus der Bahn geraten? Dev empfindet nichts für dich, Mum. Er verachtet dich.“
Sarina warf ihr einen flammenden Blick zu. „Und das soll ich dir glauben? Du erstickst ja an deiner eigenen Bosheit.“
„Nein, Mum.“ Mel schüttelte den Kopf. „Du bist nur verblendet genug, deine Einbildungen für wahr zu halten.“
Sarina kam einen Schritt näher. „Wenigstens habe ich nie mit einem Blutsverwandten geschlafen!“
Mel sprang von ihrem Stuhl auf. „Das soll wohl der Dolchstoß ins Herz sein, wie? Du würdest alles tun, um Dev und mich auseinanderzubringen. Änderst du jetzt die Taktik? Willst du mir einreden, Gregory Langdon sei mein Vater gewesen?“
„Zur Hölle mit dir!“ Sarina ballte die Hände zu Fäusten, ihre Nasenflügel bebten. „Mike Norton war es jedenfalls nicht.“
„Wer kann dir noch glauben?“ Mel hatte sich nie so verletzt gefühlt. „Du wechselst die Rollen von einer Minute auf die andere. Vielleicht weißt du gar nicht, wer
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