Romana Extra Band 4 (German Edition)
beendet.
„Eines Tages änderst du sicher deine Meinung. Alles andere wäre ein Jammer bei dem Potenzial.“
„Wovon redest du?“, fragte er gereizt. „Keine Frau wird mich jemals dazu bringen können, meine Meinung zu ändern.“
Deutlicher könnte er es mir nicht zu verstehen geben, dachte sie. Oft hatte sie davon geträumt, ein Kind von ihm zu bekommen, das so aussah wie er mit dem dunklen Haar und den dunklen Augen. Doch darauf würde sie sich ganz bestimmt nicht einlassen, sonst müsste sie an ihrem gesunden Menschenverstand zweifeln.
„Das ist sehr schade“, erwiderte sie betont unbekümmert und versuchte, es etwas ins Lächerliche zu ziehen. „Natürlich möchte ich dein Ego nicht unnötig aufblasen, aber du bist ein gesunder und gut aussehender Mann, und wenn du nicht gerade auf deinen eigenen Müllbeutel fällst, bist du auch einigermaßen intelligent. Du hättest sicher liebenswerte Kinder, vorausgesetzt natürlich, dass sie nicht deine innere Einstellung hätten.“
Da er derart lockere Sprüche von ihr gewohnt war, konterte er: „Meine Güte, du hast gut reden. Wie sieht es denn mit deiner inneren Einstellung aus?“
„Die erben deine Kinder sowieso nicht. Das hast du mir schon vor fünf Jahren klargemacht.“
Sekundenlang schwieg er verblüfft, dann streichelte er ihr die Wange. „Anita?“
Sie wandte sich ab. „Vergiss es“, sagte sie undeutlich. „Ich mache mir nur Sorgen um dich.“
„Das ist nicht nötig.“ Gio fuhr sich mit der verletzten Hand durchs Haar und zuckte zusammen. Er war schrecklich müde, hatte Schmerzen und wollte sich hinlegen. Bei ihrer Bemerkung hatte er sich jedoch ein aufgewecktes kleines Mädchen mit einem kecken Lächeln und einem scharfen Verstand vorgestellt. Und das gab ihm zu denken.
„Ich möchte mich hinlegen“, erklärte er unvermittelt.
„Entschuldige.“ Anita zog ihm den linken Schuh aus und streifte ihm die Hose weiter hinunter, zuerst über den linken, dann sehr vorsichtig über den rechten Fuß. Zuletzt folgten die Socken.
Als er den verletzten Fuß vorsichtig bewegte, verzog er vor Schmerzen das Gesicht.
„Irgendwie ist die Farbe beeindruckend“, meinte sie scherzhaft und richtete sich auf.
Nachdenklich betrachtete er den Fuß oder das, was davon aus dem Verband herausragte. Er war blau und schwarz und würde wahrscheinlich bald alle Regenbogenfarben annehmen. Darauf freute er sich schon, weil dann auch die Schmerzen nachließen, wie er hoffte.
Sie half ihm, sich hinzulegen, und deckte ihn zu. „Muss der Verband noch gewechselt werden?“
„Nein, erst morgen.“
„Okay.“ Sanft legte sie ihm die Hand auf den Arm. „Es geht mich ja nichts an, aber ich bin froh, dass du keinen bleibenden Schaden erlitten hast.“
Gio klopfte auf die Bettkante. „Komm, lass uns die Schokolade trinken. Ich bin zu müde, um noch viel zu reden.“
„So kenne ich dich gar nicht“, scherzte sie, setzte sich aber neben ihn auf das Bett. Danach reichte sie ihm eine Tasse und nahm die andere in die Hand, ehe sie die Nachttischlampe ausknipste, sodass sie die funkelnden Lichter in der Ferne sehen konnten. Eine Zeit lang schwiegen sie, und schließlich seufzte er zufrieden.
„Ich liebe diesen Blick. In der Stadt ist es nie so dunkel wie hier, und das vermisse ich sehr.“
„Ich auch“, stimmte Anita ihm zu. „Manchmal sitze ich abends oder nachts da und sehe stundenlang hinaus. Ohne die hell erleuchteten Fenster des Palazzos fehlt etwas, finde ich. Das empfinde ich immer als ein Zeichen.“
„Als ein Zeichen?“, wiederholte Gio. „Siehst du etwa nur deshalb hinaus, um festzustellen, ob ich da bin?“
Mit der Vermutung kam er der Wahrheit viel zu nahe, wie sie sich unbehaglich eingestand. „Träum ruhig weiter“, meinte sie betont munter. „Hast du schon deine Tabletten genommen?“, wechselte sie dann das Thema.
„Ja, Anita. Hör auf, dir so viele Gedanken zu machen. Ich habe mich durch meine eigene Dummheit in diese Situation gebracht.“
„Nicht ganz“, wandte sie ein. „Wenn diese Frau dir nicht aufgelauert hätte, wäre das alles nicht passiert.“
„Na ja, da hast du recht. Vielleicht müssen wir wirklich damit rechnen, dass sie plötzlich hier auftaucht. Tu mir den Gefallen, und bleib heute Nacht hier bei mir.“
„Wie bitte? Soll ich dich etwa beschützen?“, versuchte sie zu scherzen.
„Keineswegs, eher umgekehrt“, antwortete er.
„Wie bitte? Du willst mich beschützen?“, erkundigte sie sich belustigt. „Du
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