Romana Extra Band 4 (German Edition)
sich dabei gedacht? Vor fünf Jahren hatte er die Beziehung mit Anita beendet und sich vorgenommen, sich von ihr fernzuhalten, weil er das Gefühl hatte, auf ihn wäre nicht unbedingt Verlass und er könnte eine Frau nicht wirklich glücklich machen. Er hatte sich von ihr getrennt, damit sie einen anderen Mann fand, der besser zu ihr passte und mit dem sie Kinder haben konnte. Es schien auch zu klappen, denn sie hatte genug Verehrer und lernte immer wieder jemanden kennen, mit dem sie sich verabredete. Wenn er sich zusammennahm und sie in Ruhe ließ, würde sie sich bestimmt für einen anderen entscheiden.
Doch offenbar gelang es ihm nicht, seinem Vorsatz treu zu bleiben. Ausgerechnet jetzt, wo er auf ihre Hilfe angewiesen war, hatte er alles zunichtegemacht, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte.
Natürlich hätte er sie nicht die ganze Nacht neben sich im Bett gebraucht, aber er hatte es so gewollt. Mit Camilla Ponti hatte es nichts zu tun, er rechnete nicht damit, dass sie hier auftauchte. Nein, er begehrte Anita, das war alles.
Daran hatte sich nichts geändert.
„Gio, was ist los?“ Sie streichelte ihm so liebevoll die Brust, als wäre er ein Kind – oder ein verletzter Liebhaber.
Das war er jedoch nicht, er könnte es nie sein.
„Warum hast du das gemacht?“ Seine Stimme klang leider nicht ganz so fest, wie er es sich gewünscht hätte.
Anita zog die Hand so hastig zurück, als hätte sie sich verbrannt, und rückte von ihm weg. „Es tut mir leid“, erwiderte sie undeutlich, „ich dachte …“
„Ich muss ins Badezimmer.“ Mühsam stand er auf, humpelte durch den Raum und über den Flur. Es war viel zu intim gewesen, ihm reichte es jedoch immer noch nicht, er wünschte sich viel mehr.
Geradezu verächtlich betrachtete er sich im Badezimmerspiegel. Als er schließlich ins Schlafzimmer zurückkam, war sie weg und ihre Zimmertür geschlossen.
Vermutlich ist es besser so, sagte er sich schuldbewusst und legte sich wieder hin. Aber ohne sie war das Bett kalt, und er fühlte sich einsam. Er hätte sie nicht umarmen, nicht küssen und berühren dürfen. Jetzt wurde alles noch schwieriger, und dafür war er ganz allein verantwortlich.
Anita fand keinen Schlaf mehr. Sie lag in ihrem Bett und fühlte sich einsam und verlassen. Und sie ärgerte sich über ihre Dummheit. Wie hatte sie nur so hemmungslos sein können?
Sie seufzte frustriert und barg das Gesicht im Kissen. Alles würde nun noch komplizierter werden. Natürlich hatte sie ihn berührt und seine Küsse erwidert, ehe sie beide zu weit gegangen waren. Aber Gio war genauso daran beteiligt gewesen wie sie.
Nein, darüber wollte sie lieber nicht noch länger nachdenken. Am liebsten hätte sie sich aus lauter Scham irgendwo versteckt.
Um halb acht läutete sein Handy, und Gio überlegte, ob er es ignorieren sollte. Nach dem kleinen Zwischenfall in der Nacht hatte er lange wach gelegen und war erst vor einer halben Stunde wieder eingeschlafen.
Aber dann war er doch froh, dass er den Anruf entgegengenommen hatte, denn es meldete sich die Polizei. Man teilte ihm mit, dass Camilla Ponti freiwillig auf dem Polizeirevier in Florenz erschienen war. Sie wäre außer sich gewesen und hätte erklärt, dass sie ihn beinah umgebracht hätte.
„Sie hat mich nicht absichtlich verletzt, es war ein Unfall. Aber sie sollte einen Arzt aufsuchen, weil sie sich ziemlich irrational verhalten hat. Soll ich kommen und mit ihr reden?“, erkundigte er sich. Das hielt man jedoch nicht für nötig.
„Konzentrieren Sie sich darauf, gesund zu werden“, riet ihm der Kommissar. „Wir kümmern uns um die Frau.“
„Gut. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich gern anrufen.“
Gio legte das Handy weg, atmete tief durch und sank in die Kissen zurück. Da die Frau offenbar keine Gefahr mehr darstellte, gab es für ihn kaum noch einen Grund, sich hier in Anitas Haus zu verstecken.
Vergebens wartete er darauf, bei dem Gedanken Erleichterung zu verspüren. Stattdessen empfand er nur eine große Leere, was eigentlich lächerlich war. Er würde nach Florenz zurückkehren und vielleicht sogar seiner Familie in den Skiurlaub folgen.
Das Problem war nur, dass Anita dann auch da wäre. Und er würde natürlich nicht Ski laufen können. Nein, das war alles viel zu kompliziert. Viel dringender musste er das Problem lösen, wie er ohne Hilfe duschen sollte.
Also schlug er die Decke zurück und schob sich auf die Bettkante. Dort saß er immer noch und bereitete sich
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