Romana Extra Band 4 (German Edition)
innerlich auf den mühsamen Gang ins Bad vor, als es an der Tür klopfte und Anita im Bademantel hereinkam. Um das Haar hatte sie ein Handtuch geschlungen, offenbar hatte sie gerade geduscht.
Als er ihren dezenten Duft wahrnahm, stöhnte er insgeheim auf.
„Wer hat vorhin angerufen?“, erkundigte sie sich und lehnte sich über das Fußende.
„Die Polizei. Camilla Ponti hat sich gestellt. Offenbar ist sie in einem schlimmen Zustand.“
„Ah ja.“ Sie sah ihn an, und er spürte, dass sie sich genauso unbehaglich fühlte wie er.
„Was heute Nacht betrifft“, begannen sie beide und verstummten gleichzeitig wieder. Gio gab Anita mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie anfangen sollte.
„Ich habe eine Grenze überschritten, und das tut mir leid. Es war nicht meine Absicht, und es wird sich nicht wiederholen.“
Er war enttäuscht über die Bemerkung und hätte am liebsten über sich selbst gelacht. „Vergiss es. Ich habe dich geküsst und dich ermutigt. Ach was, ich habe dich geradezu dazu aufgefordert und hatte keinen Grund, dich später so grob zu behandeln. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss.“
Dass ihm das Ganze keineswegs leidtat und er sich sogar eine Wiederholung wünschte, würde er allerdings nicht zugeben.
„Es wird nicht noch einmal geschehen“, versprach er stattdessen. „Ich kehre nämlich nach Florenz zurück.“
Sie blickte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Wie bitte? Du kannst doch die rechte Hand nicht benutzen. Wie willst du mit einer Hand den Verband wechseln, dich umziehen, einkaufen, kochen? Willst du deine Nachbarn um Hilfe bitten? Das ist doch lächerlich.“
„Zu kochen brauche ich nicht, ich lasse mir alles bringen.“
„Aber wie willst du die Treppen hinauf in dein Apartment kommen? Ihr habt doch keinen Aufzug im Haus.“
Da hatte sie natürlich recht, wie er sich ärgerlich eingestand.
„Was soll ich denn sonst machen? Carlotta und Roberto sind nicht da, es bleibt mir also nur meine Wohnung. Oder ich muss ins Chalet in die Berge fahren.“
„Du kannst ja auch hierbleiben.“
Natürlich konnte er bei ihr bleiben, das wäre jedoch weder klug noch ungefährlich, dafür aber umso verlockender.
„Unter einer Bedingung“, erwiderte er schließlich.
„Und die lautet?“
„Wir kaufen dir heute Vormittag eine Kaffeemaschine.“
Sekundenlang sah Anita ihn verblüfft an, dann lachte sie. „Okay. Ich ziehe mich rasch an. Brauchst du Hilfe?“
„Nein, vielen Dank.“
Zwar fürchtete Gio, dass es nicht stimmte, doch er wollte unbedingt allein zurechtkommen, auch wenn die Schmerzen noch so stark waren.
Sie nickte und ging zur Tür. „Ruf mich, falls du mich brauchst.“
Ich brauche sie immer. Auch in den letzten zwanzig Jahren ist kein Tag vergangen, an dem ich mich nicht nach ihr gesehnt habe, gestand er sich ein. Aber er war nicht der Richtige für sie. Er würde sich für sie freuen, wenn sie einen netten, zuverlässigen Mann kennenlernte, der sie glücklich machte und mit dem sie Kinder haben würde – Kinder, auf die seine innere Einstellung nicht abfärben konnte.
Gio runzelte die Stirn, verdrängte diesen Gedanken jedoch entschlossen und humpelte ins Badezimmer. Das Duschen verschob er auf später, es musste genügen, dass er sich wusch. Anschließend wollte er sich allein anziehen, denn er musste unabhängig bleiben, sonst würde er mit der Situation nicht zurechtkommen.
Ihre Freundschaft akzeptierte er gern, ansonsten musste er sich zurückhalten. Wenn er sich konsequent daran hielt, gab es sicher keine Probleme.
4. KAPITEL
Das Frühstück ließen sie aus und fuhren in die Stadt. Anita wusste, dass seine Stimmung sich hob, sobald Gio einen doppelten Espresso getrunken hatte. In dem Café, das sie ausgewählt hatte, gab es außerdem köstliches Gebäck, und das brauchte sie nach dem Zwischenfall in der vergangenen Nacht dringend.
Ich muss verrückt gewesen sein, ihm vorzuschlagen hierzubleiben, überlegte sie. Irgendwie wäre er schon zurechtgekommen. Er hätte ja auch eine Krankenpflegerin engagieren können, Geld genug hat er ja.
„Da ist ein Parkplatz frei“, unterbrach er ihre Gedanken und wies in die Richtung.
Sie parkte den Wagen, und sie stiegen aus. Zu dem Café war es nicht weit, und das Geschäft, wo sie die Kaffeemaschine kaufen wollten, befand sich direkt daneben.
„Viel länger hätte ich es nicht mehr ausgehalten“, sagte Gio, als sie das Café betraten, und bestellte einen doppelten Espresso für
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