Romana Extra Band 4 (German Edition)
Treppe.
„Soll ich dich hinauftragen?“, scherzte Anita.
„Vielen Dank für das Angebot, aber ich schaffe es allein.“ Und so war es auch. Mühsam arbeitete er sich von Stufe zu Stufe bis zu seinem Apartment, wo er erschöpft auf das Sofa sank und zum Fenster hinaus auf die Hügel in der Ferne schaute.
„Kannst du bitte die Glasscherbe in den Mülleimer werfen?“, bat er sie. „Aber wickle sie erst in eine alte Zeitung ein. Außerdem brauche ich dringend einen Kaffee.“
Sie verdrehte die Augen. „Ich weiß gar nicht, warum ich dich so verwöhne.“ Da sich seit der Trennung vor fünf Jahren einiges in der Küche verändert hatte, fand sie die neue Kaffeemaschine nicht auf Anhieb und musste sich von ihm erklären lassen, wo sie stand.
„Kannst du mir auch noch verraten, wie man das Gerät bedient?“
„Du füllst Kaffeebohnen ein, stellst eine Tasse darunter und drückst auf den Knopf. Es ist keine große Wissenschaft.“
Anita ignorierte seinen Sarkasmus. „Wo sind die Tassen?“
Es wäre für ihn einfacher gewesen, aufzustehen und ihr alles zu zeigen, doch er fand es ganz unterhaltsam, sie dabei zu beobachten, wie sie in der Küche hantierte. So konnte er wenigstens ihre verführerischen Rundungen betrachten.
Schließlich riss er sich zusammen und wandte sich ab.
Als Anita einen Blick über die Schulter warf, blätterte Gio in einem Magazin. Dieser verdammte Kerl, dachte sie. Vor fünf Jahren hatte er sich immer zu ihr in die Küche gesellt, sich hinter sie gestellt, die Arme um sie gelegt und sie an sich gepresst. Dann hatte er sie verlangend geküsst, ins Schlafzimmer getragen, und sie hatten sich leidenschaftlich geliebt.
Bis er die Beziehung ohne Vorwarnung von einem Tag auf den anderen beendet hatte.
„Und, war es wirklich so schwierig?“, fragte er, als sie ihm den Espresso brachte und die Tasse vor ihn stellte.
„Du brauchst gar nicht so gönnerhaft zu tun. Es war natürlich nicht schwierig, aber ich wusste nicht, wie das Gerät funktioniert“
Ärgert Anita sich darüber, dass ich mich wie ein Flegel benehme oder dass sie mit in meine Wohnung gekommen ist? überlegte Gio. Vielleicht erinnerte sie sich auch an das letzte Mal, als sie hier gewesen war und er die Beziehung mit ihr völlig überraschend für beendet erklärt hatte.
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich und meinte es ehrlich. „Danke, dass du den Kaffee gemacht hast.“
„Jetzt überschlag dich mal nicht vor Höflichkeit. Hast du etwas zu essen da?“
„Nein. Ich hatte den Kühlschrank ausgeräumt und abgestellt, weil ich in Urlaub fahren wollte. Milch ist auch keine da.“
„Das macht nichts. Wenn der Kaffee so gut ist, wie du behauptest, trinke ich ihn schwarz. Bist du auch hungrig? Ich kann uns etwas holen.“
„Nicht nötig, ich bestelle uns eine Pizza.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, griff er nach dem Handy.
Schon zwanzig Minuten später läutete es. Anita lief hinunter zur Haustür, bezahlte den Boten und kam mit der heißen Pizza zurück. Sie stellte sie vor Gio auf den Couchtisch, schnitt sich ein Stück ab und biss hungrig hinein.
„Oh, köstlich. Sie ist ganz frisch. Wo ist die Pizzeria?“
„Wenn man aus dem Haus kommt, links um die Ecke.“
„Offenbar kennt man dich dort gut.“
Er lächelte jungenhaft. „Verrat es aber nicht meiner Mutter.“
Nachdenklich betrachtete sie die Bartstoppeln auf seinem Kinn, die ihn irgendwie verwegen und leicht verrucht aussehen ließen, wie sie fand. Prompt verspürte sie wieder dieses verräterische Prickeln und versuchte, es zu ignorieren.
„Von all den Dingen, die ich deiner Mutter nicht erzählen soll, ist das noch die harmloseste Geschichte, Gio.“
Lachend nahm er sich das zweite Stück Pizza und aß es mit zufriedener Miene, ehe er sich ein drittes und viertes gönnte.
Schließlich schob sie ihm den Rest hin und lehnte sich zurück, während sie sich die Finger mit der Serviette abwischte.
„Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal eine Pizza gegessen habe. Sie hat wunderbar geschmeckt.“
„Man verwendet dort ja auch unser Olivenöl.“
„So? Warum das denn?“, neckte sie ihn.
„Vielleicht weil es das beste ist?“
„Dein Bruder Massimo würde sich über die Bemerkung freuen. Er arbeitet wirklich hart und viel, um den Qualitätsstandard zu erhalten, auf den eure Familie so stolz ist.“
„Und was meint dein Vater?“
Anita lächelte. „Er glaubt, es gäbe besseres Olivenöl. Aber was euren
Weitere Kostenlose Bücher