Romana Extra Band 4 (German Edition)
doch?“
„Nein, natürlich nicht. Weshalb hätte ich sie belügen sollen?“
„Obwohl du ihr keine Hoffnungen gemacht hast, hat sie an ein Happy End geglaubt. Aber es ist leicht, davon zu träumen, das habe ich damals auch getan, weil wir beide so glücklich zu sein schienen. Dann hast du meine Träume von einem Tag auf den anderen zerstört. Genau an dem Morgen hattest du den Brief bekommen, nehme ich an.“
Gio nickte und sah sie traurig an. „Ja. Ich war bestürzt und fassungslos und hatte nur den einen Gedanken – unsere Beziehung zu beenden, ehe du mich wirklich liebst. Auch dass du schwanger wirst, wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Aber offenbar war es zu spät, denn du hast gesagt, du wärst zutiefst verletzt und hättest dir schon eine gemeinsame Zukunft vorgestellt“, fügte er angespannt hinzu.
„Gio, damals war sowieso alles zu spät. Ich habe mich schon mit vierzehn in dich verliebt und war glücklich, wenn du mich überhaupt beachtet hast. Während unserer kurzen Beziehung hatte ich allerdings das Gefühl, wir wären beide glücklich miteinander. Deshalb habe ich mich nicht mehr gegen meine Liebe zu dir gewehrt.“ Anita schüttelte den Kopf. „Warum hast du mir nicht sofort alles erzählt, nachdem du den Brief erhalten hattest?“
„Das ist eine gute Frage. Ich war sehr betroffen und konnte mir in dem Moment nicht vorstellen, wie ich dich vor Verletzungen schützen sollte.“
„Aber wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, du würdest mich verletzen?“
„Weil ich offenbar immer alle verletze. Deshalb war es jahrelang mein Prinzip, mich nur mit Frauen einzulassen, die die Spielregeln kannten. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht mit guten Freundinnen zu schlafen, und du warst meine beste Freundin, Anita. Ich war also meinem Vorsatz untreu geworden. Plötzlich fürchtete ich, du würdest eine ähnliche Kurzschlusshandlung begehen wie Kirsten, wenn ich mich zu spät zurückziehe. Der Gedanke, dass du durch meine Schuld sterben könntest, war unerträglich. Deshalb war die Trennung für mich die einzige Lösung. Zu einer dauerhaften Beziehung bin ich sowieso nicht fähig.“
„Vielleicht hast du es noch nie versucht.“
„Doch, das habe ich. Aber ich habe es längst aufgegeben. Glaub mir, ich bin ein schlechter Partner.“
„Verrate mir bitte eins: Wie oft hast du einer Frau gesagt, dass du sie liebst?“
Gio blickte sie verblüfft an. „Noch nie“, gab er dann zu.
„Weil du noch nie so für jemanden empfunden hast, oder weil du dich nicht binden willst?“
„Ich habe noch keine Frau wirklich geliebt. Einige hatte ich gern und habe mich in ihrer Gesellschaft wohlgefühlt, aber für keine habe ich so empfunden wie …“ Er verstummte. „Wie für dich“, hätte er beinah gesagt und war froh, dass er sich noch rechtzeitig besonnen hatte, denn es raubte ihm selbst fast den Atem.
Warum hatte er keine andere Frau geliebt? Weil keine so war wie Anita?
„Vermutlich musstest du dich noch nie bemühen, eine gute Beziehung aufzubauen und zu führen, weil nichts auf dem Spiel stand. Das ist jetzt anders, Gio, und du solltest es ernsthaft versuchen. Dann funktioniert es auch.“
Er sah ihr in die Augen und hätte ihr gern geglaubt. „Und wenn ich versage, Anita, und wir uns am Ende nur noch hassen? Ich würde dir das Herz brechen, und das wäre schrecklich.“
„Du hast mir damals auch das Herz gebrochen, es wäre also für mich nichts Neues. Und hassen würden wir uns bestimmt nicht. Falls du allerdings fürchtest, du würdest dich mit mir langweilen, muss ich mir etwas einfallen lassen“, meinte sie mit einem vielsagenden Lächeln. „Wenn es uns gelingt, eine gute Beziehung zu führen, ist es nicht zuletzt auch für unser Kind etwas Wunderbares und auf jeden Fall besser, als es gar nicht erst zu probieren.“
„Ich weiß nicht, ob ich diese Charakterschwäche, die ich offenbar habe, überwinden kann“, erwiderte Gio zögernd. „Du als Erwachsene kannst vielleicht damit umgehen, unser Kind aber nicht. Eins habe ich schon auf dem Gewissen, und das reicht mir.“
Seine letzten Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf. Plötzlich begriff Anita. „Hast du deshalb darauf bestanden, dich um mich zu kümmern? Weil du fürchtest, ich würde eine Dummheit begehen und unser Kind oder mich in Gefahr bringen? Glaub mir, so etwas würde ich niemals tun. Ich weiß schon fast mein Leben lang, dass du mich nie so lieben wirst, wie ich dich liebe. Nur weil ich jetzt
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