Romana Extra Band 4 (German Edition)
können, musste sie ständig daran denken, was gestern Nachmittag in Isabellas Büro vorgefallen war. Es gab so viele ungeklärte Fragen.
Was sie besonders irritierte, war die Tatsache, dass Javier ihr von seinen Anschuldigungen gegen Isabella erzählt hatte. Wenn er davon wirklich überzeugt war, dass Faye mit seiner Nochehefrau gemeinsame Sache gegen ihn machte, dann war das doch unlogisch. Außerdem konnte sich Faye kaum vorstellen, dass die freundliche Isabella tatsächlich böse Absichten verfolgte.
Faye suchte ihre Notizen zusammen und steckte vorsichtshalber auch einen Stadtplan ein. Sie zog ihren Mantel an, aber knöpfte ihn nicht zu, und legte den Schal auch nur locker um den Hals. Die Wolken von gestern waren verschwunden und als sie aufgewacht war, hatte ein strahlend blauer Himmel sie begrüßt.
Sie hatte genug Zeit eingeplant, um sich das Objekt genau anzuschauen, bevor die Kunden kamen. Ohne auf die Auslagen der noblen Boutiquen zu achten, ging sie zielstrebig durch den Stadtteil Sarrià – Sant Gervasi , der für sein elegantes Flair berühmt war. Auf Anhieb fand sie das Haus, fuhr mit dem Lift in die sechste Etage und trat in die Wohnung.
Es war ein Traum – eine gelungene Mischung aus Komfort und Tradition, eben so, wie betuchte Kunden sich ihre Ferienwohnung vorstellten. Die Räume hatten große Fenster und ließen viel Licht hinein. Das Wohnzimmer war geschmackvoll eingerichtet, die Schlafzimmer waren dezent in hellen Farben gehalten und die Küche sah aus wie die Landhausküche einer mallorquinischen Finca.
Faye öffnete die Schiebetür und trat auf die Dachterrasse hinaus. Der Panoramablick ging über die Altstadt und den Hafen bis zum Meer, das in der Ferne glitzerte. Sie sah rechts die Kathedrale, in der Mitte die Sagrada Familia und zur linken Seite hin sogar noch den Parque Güell . Man konnte von dieser riesigen Terrasse aus schon alle Sehenswürdigkeiten von Barcelona sehen, ohne einen Fuß vor die Tür setzen zu müssen.
Die Terrasse verfügte sogar über einen Whirlpool. Wie paradiesisch musste es sein, in lauen Sommernächten hier im Wasser zu liegen, ein Glas Wein in der Hand und bei Kerzenschein auf diese wunderbare Stadt hinunterzublicken. Sie wurde fast neidisch, denn so eine Wohnung würde sie sich im Leben niemals leisten können.
Als es klingelte, straffte sie die Schultern und atmete tief durch. Die Interessenten waren da. Endlich durfte sie das tun, was sie richtig gut konnte.
Javier steuerte seinen Sportwagen durch die engen Gassen Barcelonas. Schnelle Autos waren das einzige Vergnügen, das er sich leistete. Er traf die Kunden, ein älteres Ehepaar aus Liverpool, schon unten in der Tiefgarage. Der Mann hatte erfolgreich drei Firmen aufgebaut, die nun von seinen Kindern geleitet wurden. Jetzt wollte er mit seiner Frau das Leben genießen. Dafür brauchten sie eine große Wohnung, damit all ihre Enkel Platz fanden.
Während sie plauderten, fuhren sie im Fahrstuhl nach oben. Javier war beeindruckt von den beiden, die offensichtlich viel erlebt und erlitten hatten. Trotzdem hatten sie in den Stürmen ihres Lebens immer zueinandergehalten.
„Meine Angestellte ist schon da und hat alles vorbereitet.“ Javier drückte die Klingel und fast sofort ging die Tür auf.
Faye öffnete mit einem strahlenden Lächeln, doch als sie Javier hinter den beiden Kunden entdeckte, entglitt ihr der freundliche Gesichtsausdruck. Sie stammelte eine Begrüßung, fing sich aber sofort wieder. Nachdem sie die Herrschaften hineingebeten hatte, zog sie fragend eine Augenbraue hoch.
Javier reagierte nicht darauf. Es war zwar nicht ausgemacht gewesen, dass er bei der Besichtigung dabei sein sollte, aber es war schließlich Fayes erster Kundentermin und er sah nicht ein, warum er ihre Leistungen nicht vor Ort kontrollieren sollte. So versuchte er sein Verhalten vor sich selbst zu rechtfertigen, aber sein Herz sagte ihm die Wahrheit: Er wollte ihr nahe sein.
Das darf doch nicht wahr sein! Nach dem ersten Schreck hatte Faye zwar schnell ihre Fassung wiedergewonnen, doch Javiers Verhalten machte alles von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt, hörte jedes Wort, das sie sagte. Seine körperliche Nähe machte sie nervös, aber vor allem war sie maßlos wütend. So wenig traute er ihr also.
Sie musste sich zusammenreißen, um sich auf die Führung zu konzentrieren. Irgendwie schaffte sie es, das Ehepaar professionell durch die Räume zu lenken. In jedem Zimmer
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