Romana Extra Band 4 (German Edition)
ihretwegen hatte sie sich auch sehr zusammengerissen und vieles hinuntergeschluckt. Monatelang hatte sie so getan, als würde es ihr gut gehen.
Um diese düsteren Gedanken zu verdrängen, nahm Billie noch einmal den Brief ihres Vaters zur Hand. Spontan beschloss sie, Desmond Bury gleich anzurufen, um mit ihm zu sprechen und herauszufinden, ob er ihr überhaupt sympathisch war. Denn auch wenn er ihr Vater war, sie kannte ihn nicht und hatte vielleicht nichts mit ihm gemeinsam. Andererseits waren ihre Mutter und sie so verschieden, dass sie insgeheim hoffte, sie würde einige Seiten von sich an ihm entdecken.
Aufgeregt wählte sie die Nummer, und nach dem vierten Klingeln hörte sie eine energisch klingende Männerstimme. Als sie ihm sagte, wer sie war, reagierte Desmond überrascht und so herzlich und begeistert, dass sie zutiefst gerührt war. Sofort stellte er ihr einige Fragen und war verblüfft, als sie ihm erzählte, dass sie einen Sohn hatte, weil er in den Zeitungen nichts darüber gelesen hatte. Als sie ihm erzählte, dass sie in England war, schlug er ein Treffen in London vor, und sie verabredete sich mit ihm zum Mittagessen am nächsten Tag.
Erleichtert und stolz, weil sie den Mut aufgebracht hatte, ihn anzurufen, duschte Billie anschließend und legte ein saphirblaues Top sowie eine schwarze Seidenhose heraus. Dann begann sie in der Zeitschrift zu blättern, die sie sich am Flughafen gekauft hatte. Verächtlich runzelte sie die Stirn, als sie einen kurzen Artikel über Calisto las, in der diese verkündete, wie gern sie in Paris lebte. Auf dem Foto trug sie ein exklusives Designerkleid und wurde ihrem Image als Topmodel gerecht. Erst bei näherem Hinsehen stellte Billie fest, dass ihr der Hintergrund auf dem Schnappschuss bekannt vorkam. Ja, sie kannte diese Straße. Genau dort befand sich Alexeis Stadthaus; sie war schon einige Male dort gewesen. Dann rief sie sich das Foto der beiden in dem Pariser Straßencafé ins Gedächtnis. Es konnte sich durchaus um das Café an der nächsten Ecke handeln.
Wohnte Calisto womöglich gerade in Alexeis Haus in Paris?
Oder handelte es sich nur um einen dummen Zufall? War sie so unsicher, dass sie jetzt schon Wahnvorstellungen hatte? Zweifelte sie an der Treue eines Mannes, den jeder Paparazzo in Europa des Fremdgehens verdächtigte? Natürlich war sie argwöhnisch. Auch wenn Alexei mit ihr verheiratet war, hatte er ihr keine ewige Treue geschworen, und womöglich betrachtete er ihre Lügen sogar als Rechtfertigung dafür, sie zu betrügen. Hatte er ihr nicht bereits unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ihre Ehe gescheitert war?
Wie hatte sie das nur vergessen können? Es ist aus , hatte er zu ihr gesagt, bevor er nach London geflogen war. Und auch ihre Mutter, die sich noch nie irgendwelchen Illusionen hingegeben hatte, was Männer betraf, hatte behauptet, ihre Ehe wäre gescheitert. Nur ich bin naiv genug, um in der Hoffnung nach Hazlehurst zu reisen, dass Alexei mich verstehen und mir verzeihen würde, sobald er von seiner Vaterschaft erfuhr, dachte Billie niedergeschlagen.
6. KAPITEL
Noch vor dem Dinner rief Alexei sie über das Haustelefon an, um ihr mitzuteilen, dass zwei Mitglieder seines Teams erkrankt wären, und sie zu fragen, ob sie vielleicht aushelfen könnte.
Nachdem Billie bejaht hatte, zog sie sich schnell an und wählte einen Pullover und Jeans. In der Bürosuite im Erdgeschoss fand sie sich so schnell wieder in die Rolle seiner Assistentin ein, als wäre sie nie weg gewesen. Und obwohl die anderen Mitarbeiter nun fast ein wenig eingeschüchtert waren, weil sie Alexeis Frau war, machte ihr die Arbeit großen Spaß.
„Ich vermisse meinen Job“, gestand sie, als sie sich später in dem blauen Top und der Seidenhose im Speisesaal zu ihm gesellte.
Überwältigend attraktiv in seinem dunklen Anzug, widersprach Alexei: „Aber du bist jetzt Mutter.“
„Kann ich nicht wenigstens in Teilzeit für dich tätig sein?“
„Nicht wenn ich reise“, meinte er trocken.
Daran hatte sie natürlich nicht gedacht. Sie war zwar bereit, ihren Sohn für einige Stunden am Tag von einem Kindermädchen betreuen zu lassen, aber sie wollte ihn auf keinen Fall tagelang zurücklassen oder ihn aus seiner täglichen Routine reißen.
„Aber alle vermissten dein Organisationstalent und deine Fähigkeit, unter Druck zu arbeiten“, räumte Alexei ein.
„Es würde Nicky bestimmt nicht schaden, wenn ich einige Stunden am Tag von der Villa aus arbeiten
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