Romana Extra Band 4 (German Edition)
erzählte er ihr von seiner Familie und seiner Firma. Da seine Ehe kinderlos geblieben war und seine Eltern schon lange tot waren, hatte er außer einigen älteren Großtanten in Schottland keine anderen Verwandten mehr.
Als sie ihn fragte, ob sie einen Gentest machen lassen sollten, um Gewissheit zu bekommen, wirkte er zuerst erschrocken. Dann nahm er jedoch ihre Hand und versicherte ihr, dass sie das Ebenbild seiner verstorbenen Schwester und er sich seiner Vaterschaft sicher wäre. Sein Vertrauen und seine nette Art wärmten ihr das Herz ebenso, wie Alexei es ihr mit seinem Argwohn gebrochen hatte.
So dauerte das gemeinsame Mittagessen länger, als Billie ursprünglich geplant hatte, und sie verabschiedete sich erst von ihrem Vater, nachdem sie seine Einladung, zusammen mit Nicky ein Wochenende bei ihm in Brighton zu verbringen, angenommen hatte. Zum Glück hatte er ihr keine peinlichen Fragen über ihre Ehe gestellt. Allerdings hatte sie ihm erzählt, dass Alexei nichts von ihrem Treffen wusste. Und das sagte vermutlich einiges aus, wie ihr im Nachhinein klar wurde.
Im Frühsommer waren viele Touristen in Paris, und so dauerte die Fahrt vom Flughafen in die Stadt entsprechend lange. Da es im Taxi sehr warm und sie furchtbar nervös war, ließ Billie sich auf der Ile St.-Louis schon eine Straße vor der absetzen, in der Alexeis elegantes Stadthaus lag. Billie nahm die schönen alten Gebäude jedoch kaum wahr, weil sie so aufgewühlt war.
Als sie die Treppe zur imposanten Eingangstür hochging, fragte sie sich, wovor sie am meisten Angst hatte. Vor dem, was sie vorfinden würde, oder vor den Folgen der Affäre ihres Mannes? Wenn Alexei ein Verhältnis mit Calisto hatte, brauchte sie sich keine Hoffnungen mehr zu machen, denn es wäre das Ende ihrer Ehe. Aber sie musste endlich Gewissheit haben. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, drückte sie auf die Klingel.
Calisto öffnete ihr. In ihren großen dunklen Augen lag ein überheblicher Ausdruck. Sie trug ein hautenges Top und einen knappen Minirock, ein Outfit, das ihre fantastische Figur auf aufreizende Weise zur Geltung brachte. Als sie sie erkannte, trat ein harter Ausdruck in ihre Augen. „Was machen Sie hier?“, erkundigte sie sich unhöflich.
„Da dies Alexeis Haus ist, sollte ich das wohl Sie fragen“, erwiderte Billie auf Griechisch, bemüht, sich nicht von der Blondine einschüchtern zu lassen, die sie um einiges überragte.
Nachdem diese ihr einen spöttischen Blick zugeworfen hatte, trat sie von der Tür zurück. „Wenn Sie unbedingt wollen …“
„Allerdings.“ Mit bebender Hand schloss Billie die Tür hinter sich. „Alexei ist nicht hier, oder?“
Calisto lächelte amüsiert, was sie auf die Palme brachte. „Er kommt bald. Sie können auf ihn warten. Ich wäre gern Mäuschen, wenn Sie beide sich begegnen.“
Äußerlich beherrscht, hob Billie das Kinn. „Ich habe keine Angst vor Ihnen.“
Nun lachte Calisto spöttisch. „Doch, das haben Sie. Warum wären Sie sonst hier?“
Während Calistos Lachen in dem Flur mit dem Marmorboden und der hohen Decke widerhallte, wurde es Billie übel. Sie fühlte sich verloren, und ihr wurde eiskalt bei der Vorstellung, dass Alexei sie hier mit Calisto antraf. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, warum sie seine Ex aufsuchte. Um ihr zu sagen, dass sie Alexei in Ruhe lassen und sich nicht in ihre Ehe einmischen sollte? Sie glaubte nicht, dass Calisto eine gute Seite hatte, an die sie appellieren konnte.
Nachdem diese sie verächtlich von Kopf bis Fuß gemustert hatte, warf sie den Kopf zurück. „Alexei und ich haben uns geliebt. Sie haben ihn mir weggenommen. Dachten Sie wirklich, es wäre so einfach? Er ist ein Drakos, und Sie sind nur eine kleine Angestellte, die sich von ihm hat schwängern lassen … Oh ja, ich weiß von dem Kind“, fügte sie hinzu, als Billie sie erschrocken ansah.
„Alexei und ich sind verheiratet“, hörte Billie sich mit einem verzweifelten Unterton sagen, weil ihr nichts Besseres einfiel.
Calisto lachte nur wieder. Sie sah wirklich umwerfend aus und hatte ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. „Das mag sein, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass Alexei mein Liebhaber ist …“
„Alexei hat die Verlobung mit Ihnen gelöst“, erinnerte Billie sie, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie tief diese Worte sie trafen.
„Er hat kalte Füße bekommen. Dieses Gefühl kennen Sie bestimmt nur zu gut. Schließlich hat er Sie schon wenige
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