Romana Extra Band 4 (German Edition)
Stunden nach der großen Hochzeit sitzen gelassen“, höhnte Calisto und zeigte dabei ihre perfekten Zähne. „Er wollte sich mit der Heirat nur an mir rächen. Wir beide gehören zusammen. Aber ich sollte Ihnen danken, weil Sie für mich den überaus bedeutenden Sohn und Erben bekommen haben …“
„Sie wollen mir danken?“, wiederholte Billie entgeistert. „Was soll das heißen?“
„Dass ich keine Kinder will. Alexei hat aber darauf bestanden, dass ich mindestens eins bekomme. Das haben Sie mir ja abgenommen. Ich habe keine Lust auf Schwangerschaftsstreifen und Hängebrüste. Als Stiefmutter werde ich viel glücklicher sein, als ich es als Mutter je gewesen wäre.“
„Ich werde Sie niemals in die Nähe meines Sohnes lassen“, erklärte Billie scharf, als unbändiger Zorn in ihr aufwallte.
„Glauben Sie wirklich, Alexei würde Ihnen eine Wahl lassen?“, erkundigte Calisto sich giftig. „Er ist ganz vernarrt in den Kleinen, stimmt’s? Die nächste Generation der Familiendynastie und all das … Wenn er sich von Ihnen scheiden lässt, können Sie sich glücklich schätzen, wenn er Ihnen noch ein Besuchsrecht zugesteht.“
„Niemand wird mir meinen Sohn wegnehmen!“, rief Billie mit bebender Stimme. Da Calisto eine Grenze überschritten hatte und sie sich nicht mehr beherrschen konnte, wirbelte sie herum und eilte aus dem Haus. Calisto wusste zu viel über ihre Ehe und ihren Sohn. Bisher hatte sie angenommen, nur wenige Menschen auf Speros würden Nickys Vater kennen.
Offenbar genoss die Blondine Alexeis vollstes Vertrauen. Er hatte wirklich keine Zeit verschwendet und war gleich nach der Hochzeit zu ihr zurückgekehrt. Bestimmt schlief er wieder mit ihr.
Eifersucht und Verzweiflung überkamen Billie, und ihr wurde schwindelig. Obwohl er erst vor Kurzem erfahren hatte, dass Nicky sein Sohn war, hatte Alexei schon mit Calisto darüber gesprochen. Als noch bedrohlicher empfand Billie allerdings deren Verhalten, denn anscheinend betrachtete Calisto sich schon jetzt als seine zweite Frau.
Um ihre Tränen zu verbergen, ging Billie mit gesenktem Kopf den Fußweg entlang. Plötzlich trat ein Mann auf sie zu und gab dem Fahrer des Wagens, der in einiger Entfernung stand, ein Zeichen. „Kyria Drakos?“
Schockiert stellte sie fest, dass der Leiter von Alexeis Sicherheitsteam sich ihr in den Weg gestellt hatte. „Helios?“, fragte sie stirnrunzelnd.
„Ihr Mann hat mich gebeten, Sie abzuholen und zum Flughafen zu bringen.“ Sein warnender Unterton bewies ihr, dass er von ihrer Weigerung, in Begleitung der Bodyguards zu reisen, und Alexeis Zorn darüber wusste.
Da die Begegnung mit Calisto sie so aufgewühlt hatte, stieg Billie in die wartende Limousine. Auf dem Weg zum Flughafen überlegte sie, wie Alexei ihre Route hatte verfolgen können. Sie legte ihr Mobiltelefon neben sich auf den Sitz und wartete nervös darauf, dass Alexei anrief, doch zum Glück meldete er sich nicht.
Hatte Alexei etwa schon mit Calisto erörtert, wo Nicky in Zukunft leben sollte? Nackte Angst überkam Billie, während sie sich die vielen Male ins Gedächtnis rief, wie sie miterlebt hatte, dass Alexei sich rücksichtslos über andere hinwegsetzte. Er war skrupellos und entschlossen, jeden Kampf zu gewinnen.
Im Flughafen führte Helios sie in eine Privatlounge, wo er sie rührend mit Erfrischungen und Zeitschriften versorgte. Wie konnte sie Alexei derart fürchten? Dass er sie aufgespürt hatte und nun zurückholen ließ, als wäre sie ein Kind, das von zu Hause weggelaufen war, erschütterte sie. Ihr eigenes Verhalten schockierte sie allerdings noch mehr. Mit ihrem Besuch bei Calisto hatte sie wider alle Vernunft gehandelt. Aber sie hatte sich Gewissheit verschaffen müssen.
Als Billie sich im Bad frisch machte und sich im Spiegel betrachtete, sah sie nur Calistos perfektes, strahlendes Gesicht vor sich. Aber es gab keinen Wettbewerb zwischen ihnen.
Helios sagte ihr Bescheid, als es so weit war. „Wo ist Alexei?“, konnte sie nicht umhin zu fragen, denn sie hatte über eine Stunde in der Lounge verbracht und war jedes Mal zusammengezuckt, wenn sie Schritte hörte.
„Schon an Bord“, informierte sie der ältere Grieche.
In der kühlen Abendluft leicht fröstelnd, ging Billie die Gangway zu dem Privatjet hoch und erwiderte flüchtig den Gruß der Stewardess. Ihr Blick fiel sofort auf Alexei, der mit seinem Laptop an einem Schreibtisch saß. Als er sie bemerkte, hob er den Kopf und sprang auf. Seine Augen funkelten
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