Romana Extra Band 4 (German Edition)
Spöttisch verzog er die sinnlichen Lippen. „Unser Verhältnis ist jetzt rein geschäftlich. Ihr Vater starb, als wir zusammen waren, und er hatte mich zum Testamentsvollstrecker bestimmt. Da sie noch Geschwister hat, erbt sie nicht übermäßig viel. Bei unserer Trennung habe ich das Ganze erst einmal verdrängt, weil wir nicht im Guten auseinandergegangen sind. Und in der Zeit hat sie eine Menge Schulden gemacht.“
„ Schulden?“, wiederholte Billie verblüfft. „Ich dachte, Calisto wäre wohlhabend.“
„Das war sie auch, aber da sie vor der Heirat mit Bethune einen Ehevertrag unterschrieben hatte, hat sie keine große Abfindung bekommen“, informierte Alexei sie trocken. „Und nach der Trennung von mir hat sie offenbar über ihre Verhältnisse gelebt.“
„Und deswegen wohnt sie jetzt in deinem Haus in Paris?“, schlussfolgerte sie, wenig beeindruckt. Die arme Calisto war also gezwungen gewesen, allein zu leben und ihre Rechnungen selbst zu begleichen! Dennoch konnte Billie nicht nachvollziehen, warum Alexei sich in der Verantwortung sah und seine Ex sogar bei sich wohnen ließ. Genauso gut hätte er auf Distanz bleiben und einen Vermögensverwalter beauftragen können.
„Wäre ich meinen Pflichten nachgekommen, wie ihr Vater es in seinem Testament festgesetzt hatte, wäre Calisto nicht so in die Bredouille geraten“, erklärte Alexei, als wäre sein Verhalten ganz selbstverständlich. „Und da sie momentan für ein großes Pariser Modehaus arbeitet, halte ich es für sinnvoll, wenn sie die Miete spart und die Kosten gering hält.“
Billie fragte sich, warum er die Schulden seiner ehemaligen Verlobten nicht einfach beglich – als Wiedergutmachung. Und da diese so gut über ihre Ehe informiert war, mutmaßte Billie, dass Alexei ihr nicht die ganze Wahrheit erzählte. Offenbar standen die beiden sich wieder sehr nahe. Vielleicht schliefen sie noch nicht miteinander, aber das war wohl nur eine Frage der Zeit. Vielleicht gab er Calisto auch eine zweite Chance und zögerte das Ganze bewusst hinaus, bevor er eine endgültige Entscheidung traf. Schließlich hatte er ziemlich überstürzt geheiratet und war dann unerwartet zu einem Kind gekommen.
„Du hättest dich von ihr fernhalten sollen“, erklärte er nun grimmig, wobei er Billie durchdringend ansah. „Ich erwarte mehr von dir als so ein primitives Verhalten.“
Seine harschen Worte ließen sie innerlich zusammenzucken. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Calisto sie als eifersüchtiges Biest dargestellt hatte. Offenbar hatte sie ihn gleich angerufen. Und nun glaubte er, sie hätte um ihn kämpfen wollen. Da sie gar nicht gewusst hatte, was sie zu Calisto sagen wollte, fand sie nun auch keine andere Erklärung für ihren Besuch bei ihr.
Aus funkelnden Augen betrachtete Alexei sie. Als er weitersprach, klang seine Stimme so sinnlich, dass Billie erschauerte. „Bis heute hätte ich nie für möglich gehalten, dass du dich so aufführst, moraki mou . Ich habe deine Zurückhaltung und deine Intelligenz immer bewundert.“
„Das beweist nur, dass man niemanden wirklich kennt“, konterte sie, während sie sich dem Bann seines Blicks zu entziehen versuchte. Leider reagierte ihr Körper wieder verräterisch darauf. Sollte sie Alexei anschreien, weil er ihr Verhalten als primitiv bezeichnete, oder seine Faszination auskosten, weil ihm die Vorstellung, dass sie um ihn kämpfte, offenbar gefiel.
Billie schloss die Augen. Alexei war die Versuchung in Person. Aber diese Zeiten sind endgültig vorbei, sagte sie sich energisch und versuchte, ihr Verlangen zu unterdrücken.
Auch wenn er noch nicht mit Calisto geschlafen hatte, machte sein Verhalten es nicht leichter für sie. Er hatte ihre gemeinsamen Geheimnisse verraten und anscheinend sogar mit Calisto darüber gesprochen, wer das Sorgerecht bekommen könnte. Das würde sie ihm niemals verzeihen. In einem Punkt hatte er allerdings recht. Bis zu der Begegnung mit Calisto hätte sie mit allen Mitteln um ihre Ehe gekämpft. Aber ihre Liebe zu ihm reichte ihr nicht mehr, und sie hatte einige große Fehler gemacht. Und nun hatte sich eine große Kluft zwischen ihnen aufgetan, und sie rechnete damit, dass er sie fallen ließ – ein demütigendes Gefühl. Sie musste sich jetzt um ihre eigenen Interessen und die ihres Sohnes kümmern und sich auf eine Zukunft ohne Alexei einstellen.
„Billie …“
„Nein, sieh mich nicht so an und rede nicht so mit mir“, erwiderte Billie angespannt. „Das ist
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