Romana Extra Band 4 (German Edition)
in Griechenland, und sie war nicht bereit, seinetwegen dort zu bleiben.
Auch als sie sich anschließend anzog, dachte sie noch über die Entscheidungen nach, die sie am Vortag getroffen hatte. Alexei respektierte sie nicht mehr und vertraute ihr auch nicht mehr. Ihre Beziehung war völlig zerrüttet, und deshalb wäre eine schnelle Scheidung die bessere Lösung. Warum sollte er nicht mehr Zeit in London verbringen? War das wirklich zu viel verlangt? Selbst wenn sie weit voneinander entfernt wohnten, konnten sie doch gute Eltern sein, oder?
Noch immer tief in Gedanken, ging Billie die Treppe zum Kinderzimmer hinauf, das im Obergeschoss lag. Da niemand dort war, durchquerte sie es und klopfte an die Tür zu dem Schlafzimmer, das Kasma benutzte. Als niemand antwortete, öffnete sie. Weder das Kindermädchen noch dessen Sachen waren zu sehen. Das Bett war sogar abgezogen. Stirnrunzelnd kehrte Billie in den Flur zurück. Dort kam ihr die Haushälterin entgegen.
„Geht Kasma gerade mit Nicky spazieren?“
Die Haushälterin wirkte überrascht. „Mr Drakos ist schon im Morgengrauen mit ihr und dem Kleinen abgereist …“ Sie verstummte, als Billie blass wurde und krampfhaft das Geländer umklammerte. „Stimmt etwas nicht, Mrs Drakos?“
Billie murmelte etwas und kehrte in das leere Kinderzimmer zurück, um die schockierende Neuigkeit zu verarbeiten, dass Alexei ihren Sohn ohne ihre Erlaubnis einfach außer Landes mitgenommen hatte. Als sie einen Blick in die Wiege warf, stellte sie erstaunt fest, dass ihr Handy auf der Bettdecke lag. Als sie es nahm, sah sie, dass eine Nachricht eingegangen war.
„Ruf mich an“, lautete sie, und sie stammte von Alexei. Offenbar hatte er das Telefon dorthin gelegt, damit sie es fand.
Sie sollte ihn anrufen? Am liebsten hätte sie das Telefon durch die Scheibe geworfen, das ganze Zimmer verwüstet und ihren unbändigen Zorn laut hinausgeschrien! Er hatte Nicky gekidnappt! Wie konnte er es wagen? Er hatte ihr ihren Sohn weggenommen. Plötzlich wurde sie panisch. Leitete er womöglich schon Schritte ein, um das alleinige Sorgerecht zu bekommen? Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und ihr war übel, als sie nach unten rannte, um ihre Handtasche zu durchwühlen. Wie sie erwartet hatte, war Nickys Pass verschwunden.
8. KAPITEL
„Was hast du getan?“, schrie Billie ins Telefon, sobald Alexei sich meldete. „Wo ist Nicky?“
„Er ist hier bei mir in unserem Haus in Südfrankreich. Er isst gleich zu Mittag, und es geht ihm gut.“
Dass Alexei sich in Frankreich aufhielt, wunderte sie, und sie ging davon aus, dass es irgendeinen Vorteil für ihn haben musste. „Du hast ihn entführt … Wie konntest du mir das antun?“
„Mein Jet wartet in Heathrow auf dich. Du brauchst sicher nicht lange, um zu packen“, konterte er ungerührt.
Sie zitterte vor Wut und konnte kaum klar denken. „Wenn du jetzt hier wärst, würde ich dich umbringen!“, rief sie, bevor sie das Telefon auf ihr Bett warf, die Arme verschränkte und es angewidert betrachtete.
Wieder einmal hatte Alexei sich rücksichtslos über ihre Wünsche hinweggesetzt. Seinen Sohn außer Landes zu bringen, war ein Schachzug, der nichts Gutes verhieß und mit dem Alexei sie in eine schier ausweglose Situation gebracht hatte.
Sie war am Boden zerstört. Ihr war nicht in den Sinn gekommen, dass Alexei derart drastische Maßnahmen ergreifen könnte. Sie hatte angenommen, es würde zu einer gütlichen Einigung kommen. Jedenfalls war sie nicht auf einen erbitterten Scheidungskrieg gefasst gewesen. Warum hatte Alexei ihren Sohn nach Frankreich gebracht? Hatte es womöglich rechtliche Gründe? Zum ersten Mal bereute Billie, nicht auf ihre Mutter gehört und einen Scheidungsanwalt aufgesucht zu haben. Da Alexei sich bei geschäftlichen Dingen immer mit seiner Rechtsabteilung austauschte, war sie davon überzeugt, dass er sich auch vor diesem Schritt hatte beraten lassen. Sie wünschte, sie könnte sich damit trösten, dass sein Verhalten gegen ihn verwendet wurde, wenn das Sorgerecht später verhandelt wurde. Aber sie hielt es für unwahrscheinlich.
Wenige Stunden später beobachtete Billie, wie ihr Gepäck in dem silberfarbenen Geländewagen verstaut wurde, der sie in Nizza abholte. Es war wärmer als in Hazlehurst, und die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel. Alexeis idyllisches Château im Luberontal war ihr immer das liebste seiner Anwesen gewesen, und so erschien es ihr ironisch, dass er Nicky ausgerechnet dorthin
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