Romana Extra Band 4 (German Edition)
schwer an die Vorstellung gewöhnen, Nicky mit ihm zu teilen, zumal ein Drakos ohnehin nicht teilen konnte.
Falls sie darauf bestand, in England zu leben, hätte Alexei kaum die Möglichkeit, eine enge Bindung zu Nicky aufzubauen. Wenn sie auf Speros lebte, würde sie jedoch ihre Unabhängigkeit verlieren. Doch sie musste wohl das Opfer bringen, um eine Lösung zu finden, die ihrem Sohn gerecht wurde.
Als sie plötzlich Schritte hörte und aufblickte, sah sie Alexei und Kasma mit einem Kinderwagen auf sich zukommen. Nicky war inzwischen eingeschlafen und Billie legt ihn in den Wagen, mit dem sich die junge Griechin dann entfernte. Als sie fort war, betrachtete sie Alexei, dessen Gesicht einen ungewohnt zärtlichen Ausdruck angenommen hatte. Sofort verspürte sie einen Stich. Alexei, der sein Leben lang immer nur geliebt und bewundert worden war und, soweit sie wusste, außer seiner Mutter noch nie eine Frau geliebt hatte, hatte innerhalb kurzer Zeit tiefe Gefühle für seinen Sohn entwickelt.
„Wir müssen miteinander reden“, erklärte er.
Gequält betrachtete Billie ihn. „Du hättest ihn nicht entführen müssen, um mir begreiflich zu machen, wie viel er dir bedeutet. Du hättest es mehr einfach sagen können.“
Als hätten ihre Worte ihn verlegen gemacht, erschien ein harter Zug um seinen Mund. „Du wolltest mir ja nicht zuhören.“
Sie wollte keinen Streit anfangen, indem sie wieder alles hervorholte, was nach der Hochzeit zwischen ihnen vorgefallen war. Sie hatte Fehler gemacht, aber das hatte er auch. Trotzdem war er immer noch der Mann, den sie über alles liebte, wie sie sich unglücklich eingestand. „Es war ein großer Schock für mich, dass du einfach seinen Pass genommen hast und mit Nicky abgereist bist“, gestand sie angespannt. „Was hättest du getan, wenn ich die Polizei gerufen hätte?“
Alexei erstarrte, seine dunklen Augen funkelten. „Dann hätte ich der Polizei gesagt, dass ich das Sorgerecht für meinen Sohn habe.“
Billie krauste die Stirn. „Wovon redest du eigentlich?“
Er fluchte leise, bevor er erwiderte: „Du hast den Ehevertrag nicht gelesen, stimmt’s? Offenbar hattest du großes Vertrauen zu mir …“
Zutiefst beunruhigt, sprang sie auf. „Warum? Was stand darin?“
„Dass du alle Rechte an mich abtrittst, falls du ein Kind bekommst.“
Ungläubig blickte sie ihn an und spürte dabei, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Das ist unmöglich.“
„Wenn man die besten Anwälte der Welt hat, ist alles möglich.“
9. KAPITEL
Eine gefühlte Ewigkeit starrte Billie ihn an. „Bei unserer Heirat wusstest du doch gar nicht, dass wir ein Kind haben, Alexei.“
„Aber ich hatte gehofft, wir würden irgendwann eins bekommen. Und da seine Scheidungen meinen Vater so teuer zu stehen kamen, wollten meine Anwälte mir so etwas ersparen. Falls wir uns trennen, bekomme ich das alleinige Sorgerecht für unsere Kinder.“
Plötzlich hatte sie so weiche Knie, dass sie wieder auf die Bank sank. „So einen Vertrag hätte ich niemals wissentlich unterschrieben. Es ist unmoralisch. Ich habe dir vertraut, und du hast mich hintergangen …“
„Davon kann wohl kaum die Rede sein. Du hast das Dokument unterschrieben, ohne es vorher zu lesen“, erinnerte er sie. „Wie naiv war das?“
„Du dachtest tatsächlich, ich würde freiwillig alle Rechte auf meine Kinder an dich abtreten, nur um dich heiraten zu können?“
Amüsiert schüttelte Alexei den Kopf. „Du weißt selbst, dass es Frauen gibt, die dafür ihre Seele verkaufen würden.“
„Wahrscheinlich nicht, wenn sie sich in meiner Situation befinden würden“, sagte Billie hilflos. „Glaubst du wirklich, so etwas hätte vor Gericht Bestand?“
„Ich will dich nicht vor Gericht bringen. Und ich will dir auch nicht meinen Sohn entziehen. Ich will auch keine Scheidung“, fügte er nachdrücklich hinzu.
Langsam stand sie auf. „Hätte ich bloß nie mit dir geschlafen und ein Kind von dir bekommen! Aber mein größter Fehler war, dich zu heiraten.“
„Ich bin froh, dass du das alles getan hast. Ich möchte die Zeit nicht zurückdrehen. Und ich würde mich sehr gern an die Nacht erinnern, in der unser Sohn gezeugt wurde …“ Das Funkeln in seinen Augen machte sie wieder wütend. „Auf jeden Fall freue ich mich und bin sehr stolz darauf, einen Sohn zu haben.“
Und er wollte keine Scheidung. Allmählich fragte sie sich, ob es ihr genauso ging. Bei einem Scheidungsverfahren konnte er durchaus von
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