Romana Extra Band 4 (German Edition)
Freiheit.“
Sapphy schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich. Ich muss zumindest den Geschmack und den Stil der Braut kennen. Ich muss wissen, welche Farben ihr stehen und welche Schnitte ihrer Figur schmeicheln.“
„Sie können Sie nicht treffen. Zumindest jetzt noch nicht.“
„Aber warum? Welche Braut würde nicht an der Planung ihres Hochzeitskleids beteiligt sein wollen?“
Seine dunklen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Sie ist … unpässlich. Die Hochzeit selbst wird schon aufregend genug für sie werden. Daher möchte ich jeglichen Stress im Vorfeld von ihr fernhalten.“
„Ich verstehe.“ Sapphy ging im Geist alle möglichen Erklärungen durch. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum eine Frau der Planung ihres Brautkleids fernbleiben könnte. Es sei denn, sie war krank, zu krank, um ihre eigene Hochzeit vorzubereiten. Das würde auch die Eile erklären …
Auf einmal empfand sie tiefes Mitgefühl. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Seine Partnerin war krank, vielleicht unheilbar krank, und sie wollten heiraten, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatten. Kein Wunder, dass ihm so sehr daran gelegen war, dass Sapphy den Auftrag annahm.
„Ich kann Ihnen alle notwendigen Informationen geben“, sagte er. „Also: Werden Sie das Kleid entwerfen?“
Sie schluckte. Wenn ihre Vermutungen stimmten, was die Umstände der Hochzeit betraf, konnte sie den Auftrag unmöglich ablehnen. Sie konnte unmöglich eine Braut in einer so verzweifelten Lage im Stich lassen. Auf der anderen Seite wollte sie auch, dass die Braut mit dem Kleid zufrieden war. Aber wie sollte das möglich sein, ohne dass Sapphy sie nach ihren Vorstellungen fragen konnte?
„Das ist eine große Verantwortung. Ich möchte auf keinen Fall, dass die Braut nicht glücklich ist mit dem Kleid.“
„Ich garantiere Ihnen, dass sie es lieben wird.“ Er wandte sich ihr wieder zu. „Alles, worum sie bittet …“
„Ja?“, fragte Sapphy interessiert. Jede noch so kleine Information über die Vorlieben der Braut würde ihr eine große Hilfe sein.
Er lächelte, wobei seine weißen Zähne einen deutlichen Kontrast zu seiner gebräunten Hautfarbe bildeten. „Alles, worum sie bittet, ist, dass Sie sich vorstellen, dass es sich um Ihre eigene Hochzeit handelt und um das Kleid Ihrer Träume.“
Sapphy schlug die Augen nieder. Ein solcher Auftrag, bei dem sie die volle Entscheidungsfreiheit hatte, war in jeder Hinsicht ein großes Kompliment und eine einmalige Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Und dennoch war ihr nicht ganz wohl zumute.
Dieses Gefühl hing teilweise mit dem Wunsch der Braut zusammen, Sapphy solle sich vorstellen, dass es sich um ihre eigene Hochzeit handelte. Ein beunruhigendes Bild schoss ihr durch den Kopf. Sie schritt den Mittelgang einer Kirche entlang, dem Mann entgegen, dem sie ewige Treue schwören wollte. Doch irgendetwas stimmte nicht an der Szene. Es war der Mann, der nicht stimmte.
Es war nicht Paolo, der dort auf sie wartete.
Es war Signor Khaled.
Sie erschauerte und zwang sich, die Augen zu öffnen und aus dem Fenster zu sehen, in der Hoffnung, der dichte Verkehr auf der Via Monte Napoleone möge die ungebetenen Bilder aus ihrem Kopf vertreiben.
Der Mann bedeutete ihr nichts. Er war nichts als ein Kunde, der bald eine andere Frau heiraten würde – noch dazu eine kranke Frau, wenn Sapphys Vermutungen zutrafen. Woher also kam diese Vorstellung, sie selbst könne den Mann heiraten? Und warum war das Bild so schwer abzuschütteln?
Sie musste sich auf die Braut und ihr Kleid konzentrieren. Dies würde ihr großer Tag werden, und Sapphy wollte alles dafür tun, damit es das schönste Erlebnis ihres Lebens wurde. „Ich muss sie dennoch irgendwann treffen“, sagte sie und wandte sich vom Fenster ab. „Eine Anprobe ist einfach unverzichtbar.“
„Darum werden wir uns kümmern, sobald wir in Jebbai sind. Ich habe dort ein Atelier für Sie einrichten lassen.“
„In Jebbai?“ In ihrem Kopf ertönten laute Alarmglocken. „Ist das nicht irgendwo in der Wüste?“
„Jebbai ist ein unabhängiger Staat. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden dort in Sicherheit sein. Dafür werde ich sorgen.“
„Aber warum sollte ich die Arbeit nicht hier machen? Ich muss mich um meine anderen Kunden kümmern, und außerdem habe ich hier die besten Stofflieferanten …“
„Gianfranco Bacelli hat sich um alles gekümmert.“ Er lächelte, oder hatte er einfach nur leicht den Kopf geneigt? „Und Sie
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