Romana Extra Band 4 (German Edition)
dass man sie für ihre Arbeit lobte. „Gab es ein spezielles Stück in der Kollektion, für das Sie sich interessieren?“
„Mir hat jedes einzelne Stück sehr gut gefallen. Aber deshalb bin ich nicht hier. Ich möchte, dass Sie ein Kleid für mich entwerfen.“
Interesse flammte in ihren Augen auf. „Selbstverständlich. Ich habe schon für zahlreiche Kunden Auftragsarbeiten erledigt.“
Er konnte ihrer Haltung ansehen, dass sie sich endlich entspannte. Nun, da sie sich auf vertrautem Gebiet befand, waren ihre Schultern weniger steif, und dem gleichmäßigen Heben und Senken ihrer Brust zufolge schien sie auch ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu haben. Sie nahm an, dass er ein ganz normaler Kunde war. Besser konnte es gar nicht laufen.
„Es handelt sich um kein gewöhnliches Kleid“, erklärte er. „Ich werde in vier Wochen heiraten. Ich möchte, dass Sie ein Hochzeitskleid für meine zukünftige Braut entwerfen und anfertigen.“
Ein Hochzeitskleid. Sapphy liebte jeden Aspekt ihrer Arbeit, aber die größte Freude und die größte Herausforderung bereitete ihr immer das Entwerfen eines Brautkleides. Das wichtigste Kleidungsstück einer Frau für den wichtigsten Tag ihres Lebens. Ein Gewand, das prachtvoll genug sein musste, um jede Braut in eine Prinzessin zu verwandeln, und dennoch schlicht genug, um nicht von der Trägerin abzulenken. Es gab nichts Schöneres, als diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Aber das Ganze war ein bisschen kurzfristig.
„Ein Hochzeitskleid in nur vier Wochen? Üblicherweise empfehlen wir für einen so wichtigen Auftrag einen Vorlauf von mindestens drei Monaten.“
„Bei Ihrem Talent gehe ich schon davon aus, dass das kein Problem sein wird.“
Während ihr Herz sich schon freudig auf die neue Aufgabe einlassen wollte, haderte ihr Verstand immer noch mit den Schwierigkeiten, die sich dabei ergeben konnten. Auf keinen Fall wollte sie etwas versprechen, was sie womöglich nicht halten konnte. „Ihr Angebot ist sehr freundlich und auch sehr schmeichelhaft. Dennoch muss ich zunächst prüfen, ob meine übrigen Verpflichtungen es zulassen, dass ich Ihren Auftrag annehme.“
Ihr geheimnisvoller Besucher erhob sich. „Aber Sie haben soeben Ihre neue Kollektion vorgestellt. Da müssten Sie doch jetzt erst einmal Zeit haben.“
„Es stimmt zwar, dass ich meine eigene Kollektion innerhalb des Hauses Bacelli habe, aber ich bin nicht selbstständig. Ich muss mit meinen Vorgesetzten klären …“
Er unterbrach sie: „Ich habe bereits mit Gianfranco Bacelli gesprochen. Er stellt Sie für die nächsten vier Wochen frei.“
„Ich verstehe.“ In Wirklichkeit verstand sie überhaupt nichts mehr. Dies war kein gewöhnlicher Auftrag. Nicht wenn der Kopf des Hauses Bacelli höchstpersönlich seine Einwilligung gegeben hatte. Wer auch immer dieser Khaled war, er verfügte offenbar über Beziehungen. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich seinen Plänen fügen musste.
Er trat einen Schritt auf sie zu. „Sie werden für Ihre Mühen großzügig entlohnt werden.“
Sapphy erhob sich ebenfalls, um sich zu ihrer vollen Größe aufzurichten. Sie würde diesem Mann zeigen, dass sie nicht einfach so über sich bestimmen ließ. Auch wenn ihr noch ein paar Zentimeter fehlten, um auf gleicher Augenhöhe mit ihm zu sprechen. „Nichtsdestotrotz ist Ihr Auftrag sehr kurzfristig. Ich stelle die höchsten Ansprüche an meine Arbeit und muss daher sicherstellen, dass die Zeit ausreicht, um den Anforderungen gerecht zu werden.“
„Nennen Sie mir Ihren Preis.“
Pikiert trat sie einen Schritt zurück. „Sie missverstehen mich. Ich versuche nicht, einen höheren Preis für meine Arbeit auszuhandeln. Ich wollte Sie lediglich darauf hinweisen, dass vier Wochen knapp sind, um ein Kleid zu entwerfen, das den Wünschen der Braut entspricht. Ganz davon abgesehen, dass es anschließend noch genäht werden muss.“
Mit einer beinahe gelangweilten Geste wischte er ihre Bedenken beiseite. „Sie sind die Designerin. Sie entwerfen das Kleid.“
„Aber die Braut wird sich doch wohl einbringen wollen? Üblicherweise kommt die Kundin hier in den Laden, und wir besprechen gemeinsam ihre Vorstellungen, ich skizziere ein paar Ideen …“
„Das wird nicht möglich sein.“ Er blickte sie durchdringend an, dann trat er ans Fenster und sah hinaus. „Die Braut ist mit Ihrer Arbeit bestens vertraut. Sie würde nicht wollen, dass irgendjemand anders ihr Kleid entwirft. Sie haben also vollkommene
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