Romana Extra Band 4 (German Edition)
du denn nicht, was für eine selbstlose Tat er damit vollbracht hat? Und du hast nichts Besseres zu tun, als ihn jahrelang zu verfolgen und auf Rache zu sinnen!“ Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen funkelten. „Glaubst du nicht, dass es an der Zeit ist, diese Sache endlich zu vergessen?“
Khaled atmete schwer. „Du glaubst, es geht darum, dass er mir Helene weggenommen hat?“
„Etwa nicht? Damals ist dein Stolz verletzt worden, und selbst heute kannst du den Gedanken nicht ertragen, dass eine Frau dir einen anderen Mann vorziehen könnte. Und das wirst du Paolo niemals verzeihen!“
Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Eiskalter, bohrender Hass floss durch seine Adern. „Du irrst dich. Ich könnte damit leben, dass er mir Helene weggenommen hat. Ich könnte sogar damit leben, wenn sie ihn mir tatsächlich vorgezogen hätte, wie du es ausdrückst. Aber ich werde ihm niemals verzeihen, was er meinen Eltern zugefügt hat!“
„Deinen Eltern?“ Sapphy hatte die Stirn gerunzelt. „Wovon sprichst du?“
„Meine Eltern wurden an genau dem Tag unter einer Lawine begraben, als sie eigentlich in London sein sollten, um meine Hochzeit mit Helene zu feiern.“
13. KAPITEL
Sapphy schlug die Hände vor den Mund.
„Es hat drei Wochen gedauert, bis man ihre Leichen und die ihrer beiden Begleiter gefunden hat“, fuhr Khaled bitter fort. „Drei Wochen, in denen ich nicht wusste, was ich hoffen soll: dass sie noch am Leben sind oder dass ihre Leichen möglichst schnell geborgen werden. Es war die reinste Hölle.“
Sie trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Das tut mir so leid.“
„Tatsächlich? Dann verstehst du ja vielleicht, warum ich tun musste, was ich getan habe. Meine Eltern waren nach London gekommen, um bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen. Zwei Tage bevor die Zeremonie stattfinden sollte, ist meine Braut verschwunden und hat einen anderen geheiratet. Meine Mutter war verstört, mein Vater fühlte sich gedemütigt. Um sie aufzuheitern, hat er meine Mutter zu einem Skiurlaub überredet …“
Sapphy drückte seinen Arm. „Khaled, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist eine furchtbare Geschichte. Aber du musst auch einsehen, dass es ein Unfall war. Du kannst nicht Paolo dafür verantwortlich machen.“
„Und warum nicht? Wenn er sich nicht eingemischt hätte, wären sie heute noch am Leben. Er hat mir nicht nur meine Braut weggenommen, sondern auch meine Eltern. Genauso gut hätte er sie gleich umbringen können!“ Er trat einen Schritt zurück, sodass sie seinen Arm loslassen musste.
Er wollte nicht, dass sie ihn anfasste. Die Erinnerung war wieder zu gegenwärtig, es schien ihm, als sei es erst gestern gewesen, dass die beiden Polizeibeamten ihn aufgesucht hatten. Ihre Mienen waren ernst gewesen, und sie hatten seinen Blick vermieden, als sie ihm gesagt hatten, dass seine Eltern von einer Lawine verschüttet worden waren und dass die Schweizer Behörden das Menschenmögliche taten, um sie zu retten.
Genau wie damals kam es ihm vor, als habe man ihm die Haut vom Leib gerissen, sein ganzer Körper eine offene Wunde.
Sapphy war hin und her gerissen zwischen Wut und Mitleid. Es war offensichtlich, welch schmerzlicher Verlust der Tod seiner Eltern für Khaled gewesen war. Er hatte nicht nur zwei Menschen verloren, die er liebte, er hatte auch seine Jugend verloren. Mit gerade einmal zwanzig Jahren hatte er die Staatsführung übernehmen müssen und dadurch nicht einmal Zeit gehabt, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten.
Kein Wunder, dass er geradezu besessen von den Umständen war, unter denen seine Eltern ums Leben gekommen waren. Kein Wunder, dass er jemanden dafür verantwortlich machen wollte. Und so war Paolo die Zielscheibe seines Hasses geworden.
„Khaled“, sagte sie, „deine Eltern sind unter tragischen Umständen gestorben, aber du darfst nicht zulassen, dass dieses Unglück dein ganzes Leben bestimmt. Glaubst du nicht auch, dass sie gewollt hätten, dass du nach vorne schaust und nicht immer nur zurück?“
„Das verstehst du nicht.“
„Mag sein, aber eines weiß ich: Es war Zufall, dass deine Eltern an diesem Tag gestorben sind. Was wäre, wenn die Hochzeit stattgefunden hätte und deine Eltern auf dem Weg zum Standesamt von einem Auto überfahren worden wären? Wem würdest du dann die Schuld geben? Deiner Braut, weil sie eingewilligt hat, dich zu heiraten?“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist doch absurd.“
„Genauso absurd ist
Weitere Kostenlose Bücher