Romana Extra Band 4 (German Edition)
es, jemandem ewige Rache zu schwören wegen eines Ereignisses, auf das derjenige keinerlei Einfluss hatte.“ Khaled öffnete den Mund, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ja, es stimmt, er hat deine Hochzeitspläne durchkreuzt, aber er hat deine Eltern nicht in die Berge geschickt. Es war ihre Entscheidung, dorthin zu gehen. Dafür kannst du Paolo nicht verantwortlich machen.“
„Und gibst du denn deiner Mutter nicht die Schuld dafür, dass du dich deinen Schwestern entfremdet hast?“
Sapphy wusste nicht, was sie sagen sollte. „Das ist ja wohl kaum das Gleiche …“
„Nein? Deine Mutter kehrt von den Toten zurück, und auf einmal musst du um die Aufmerksamkeit deiner Schwestern kämpfen. Du empfindest deine Mutter als Konkurrenz, ja, du nimmst es ihr übel, dass sie am Leben ist. Ist das nicht ironisch? Während ich alles dafür geben würde, meine Mutter wieder zurückzubekommen, wäre es dir ganz recht, wenn deine weiterhin tot geblieben wäre!“
„Khaled! Wie kannst du nur so etwas Entsetzliches sagen!“
Das war nicht wahr. Es konnte nicht wahr sein! Sicher, sie wünschte sich manchmal, dass alles wieder so wäre wie früher, aber das bedeutete doch nicht …
Khaled atmete schwer. Alles war verloren. Es gab nichts mehr, was er hätte sagen können. Sie hielt seine Liebeserklärung für eine Lüge, also würde sie alles, was er jetzt noch sagen konnte, auch für eine Lüge halten. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, hatte er sie auch noch angegriffen.
„Es tut mir leid“, sagte er, „das hätte ich nicht sagen sollen.“ Er seufzte. „Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich dich jetzt zum Flughafen bringe. Brauchst du Hilfe beim Packen?“
Sie sah ihn stumm und mit großen Augen an.
„Keine Angst“, fuhr er fort, „ich werde dich nicht daran hindern, nach Mailand zurückzufliegen. Ich werde veranlassen, dass der Jet sofort startbereit gemacht wird, und ich werde jemanden schicken, um dein Gepäck abzuholen. In einer halben Stunde?“
Diesmal nickte sie schwach. Khaled wandte sich um und verließ das Zimmer. Bevor er die Tür hinter sich schloss, warf er einen letzten Blick auf Sapphy. Niemals in seinem Leben würde er den Anblick vergessen, wie sie in ihrem Hochzeitskleid dastand und mit starrem Blick ins Leere sah. Er hatte sie für immer verloren.
Auf der Fahrt zum Flughafen schwiegen sie, und Sapphy war das nur recht. Sie hätte wahrscheinlich ohnehin kein Wort herausgebracht.
Khaled saß mit düsterer Miene neben ihr, und dennoch schien es, als lägen Welten zwischen ihnen. Er hatte es offensichtlich aufgegeben, um sie zu kämpfen, und dafür hätte sie eigentlich dankbar sein sollen. Keine Tricks mehr, keine Lügen und vor allem keine Liebeserklärungen. Sie hatte geglaubt, er würde versuchen, sie davon zu überzeugen, dass er zumindest in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hatte, dass er sich wirklich in sie verliebt hatte und dass es nach wie vor eine gemeinsame Zukunft für sie geben konnte. Sie hatte es gehofft.
Aber kein Wort war über seine Lippen gekommen, und allmählich gelangte sie zu der Überzeugung, dass auch seine Liebeserklärung nur eine Lüge gewesen war.
Wenigstens würde sie bald wieder zurück in Mailand sein. Zurück in der Freiheit.
Sapphy sah aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft, die den Flughafen umgab: sandige Ebenen und vertrocknete Bäume. Sie verspürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. Von wegen Freiheit. Ein Teil von ihr würde immer hier sein, in diesem Wüstenreich, bei dem großen, dunkelhäutigen Scheich Khaled. Dem Mann, den sie liebte.
Sie erreichten den Flughafen, und Sapphy fiel auf, dass die Sicherheitsvorkehrungen seit ihrer Ankunft deutlich schärfer geworden waren. Dann hatten sie den Kontrollpunkt hinter sich gelassen, und der Fahrer hielt vor Khaleds Privatjet. Wie in Trance stieg sie aus dem Wagen und ließ sich von Khaled zur Gangway bringen. Jetzt war der Augenblick gekommen, in dem sie voneinander Abschied nehmen mussten.
Sapphy sah zu Khaled auf. Seine Miene war angespannt, der Ausdruck in seinen Augen gequält. „Versprich mir etwas“, sagte sie.
Das Sprechen schien ihn Mühe zu kosten. „Und was?“
„Versprich mir, dass du die Vergangenheit ruhen lässt. Richte den Blick nach vorne, so wie deine Eltern es gewollt hätten. Wirst du das für mich tun?“
„Ich werde es versuchen“, brachte er mühevoll hervor.
Sie lächelte. Das war wenigstens etwas. „Danke.“
„Wie sehen
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