Romana Extra Band 4 (German Edition)
deine Pläne aus? Wirst du in Mailand bleiben?“
Sapphy holte tief Luft. „Ich weiß noch nicht. Ich glaube, ich muss zuerst nach Australien fliegen und meine Familie besuchen. Du hattest recht: Ich habe meine Mutter dafür verantwortlich gemacht, dass meine Schwestern und ich kein so enges Verhältnis mehr haben wie früher. Deshalb werde ich versuchen, meine Mutter besser kennenzulernen und mit ihr ins Reine zu kommen.“
Nun lächelte auch er. „Das ist gut. Aber was ist mit deiner Arbeit?“
„Vielleicht ist es an der Zeit für mich, auf eigenen Beinen zu stehen. Gianfranco war ein wunderbarer Lehrer, aber ich habe schon immer davon geträumt, ein eigenes Geschäft zu führen …“
Sie brach ab. Es war nicht nötig, ihm zu sagen, um was für eine Art von Salon es sich handeln würde. Keiner von ihnen wollte im Augenblick an das Hochzeitskleid erinnert werden, das zerknittert und tränendurchnässt auf dem Bett in Sapphys ehemaligem Zimmer lag.
„Ich hoffe, dass dein Traum wahr wird“, sagte er.
„Danke.“
Ein Offizier trat auf Khaled zu und flüsterte ihm etwas zu. Khaled nickte.
„Es ist so weit“, sagte Sapphy, die spürte, wie der Kloß in ihrem Hals größer und größer wurde.
„Ja, es ist so weit. Leb wohl.“
Er sah ihr in die Augen, und sie hatte das Gefühl, in einen Strudel zu blicken, der sie mitzureißen drohte. Seine Lippen bewegten sich, so, als wolle er noch etwas sagen. Einen Augenblick lang glaubte sie, dass er seine Liebeserklärung wiederholen würde, und sie wusste, dass sie ihm dann auch ihre Liebe gestehen würde. Aber er presste nur die Lippen zusammen, und als er sie wieder öffnete, sagte er lediglich: „Es tut mir so leid.“
Khaled ergriff ihre Hand und beugte sich vor, um Sapphy einen zarten Kuss auf die Wange zu geben. Ein letztes Mal spürte sie die Wärme seines Atems, das leichte Kratzen seines Bartschattens und die Zartheit seiner Lippen. Dann drehte er sich um und stieg, ohne sich noch einmal umzublicken, in seinen Wagen.
Sapphy fröstelte. Als sie die Stufen der Gangway hinaufging, bemühte sie sich vergeblich, die Tränen zurückzuhalten. Nur durch einen Schleier nahm sie den Steward wahr, der sie an ihren Platz brachte. Sie versuchte zu lächeln, wusste aber nicht, ob ihre Gesichtsmuskeln ihr gehorchten. Sie spürte überhaupt nichts mehr. Sie war wie betäubt.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass Khaleds Wagen bereits losgefahren und auf dem Weg zum Ausgang war. Er wartete nicht einmal, bis ihr Flugzeug abhob. Wahrscheinlich hatte er sie bereits vergessen.
Die Motoren des Jets heulten auf, die Türen wurden geschlossen, und langsam setzte sich die Maschine in Bewegung und steuerte auf das Rollfeld zu. Sapphy verrenkte sich den Hals, um einen letzten Blick auf die Limousine zu werfen, doch sie war bereits außer Sichtweite. Verzweifelt ließ sie sich in den Sitz sinken. Erst jetzt wurde ihr mit voller Wucht bewusst, welch ungeheuren Verlust sie erlitten hatte.
Was war eine Freiheit wert, die man mit dem Verlust seines Herzens bezahlen musste? Was nützte es, frei zu sein, wenn man dafür den Menschen aufgeben musste, den man liebte?
In diesem Augenblick sah sie den Hubschrauber, der in wenigen Metern Höhe über die Rollbahn schwebte. Sapphy dachte noch, dass die Maschine ziemlich tief flog, aber dann sagte sie sich, dass der Helikopter wahrscheinlich im Begriff war, auf dem Flughafen zu landen.
Plötzlich begriff sie jedoch, dass der Hubschrauber nicht landete, sondern direkt auf sie zuhielt. Eine der Türen war geöffnet, und eine Gestalt lehnte sich nach draußen. In ihrer Hand leuchtete etwas auf.
Ein Maschinengewehr!
Sie hatte keine Zeit, sich zu fürchten, denn im nächsten Moment wurde sie ruckartig aus dem Sitz gerissen, bevor sich einer der Leibwächter schützend über sie warf. Eine Maschinengewehrsalve durchlöcherte die Seite des Flugzeugs und zerfetzte die Polstermöbel um sie herum. Glas zerbarst, und ein Regen von Scherben prasselte auf sie herab.
Die Motoren heulten immer noch, obwohl das Flugzeug stehen geblieben war. Sapphy hörte, wie die Besatzung sich aufgeregt Kommandos zurief. „Was ist los?“, fragte sie.
„Bleiben Sie unten“, riet ihr der Wachmann in gebrochenem Englisch, „der Hubschrauber dreht ab.“ Und dann konnte sie auf einmal wieder atmen, als der Mann sich von ihr erhob.
In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, aber einer davon überragte alle anderen: Wenn der Hubschrauber seinen Angriff
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