Romana Extra Band 5 (German Edition)
beugte sich zu ihm hinab und sah ihm in die Augen. „Normalerweise solltest du dich in die Schlange einreihen wie alle anderen auch. Das ist nur gerecht. Aber da du Bauchweh hast, können wir eine Ausnahme machen.“
„Ich darf mich vordrängeln?“
„Nur dieses eine Mal“, erwiderte sie. „Mach es kurz und, was immer passiert, pass auf, dass du nicht ihr Kleid ruinierst.“
Prinz Michel presste die Kiefer aufeinander. Wo war die rothaarige Sirene, die mit fast jedem Mann hier getanzt hatte außer mit ihm? Verstohlen hielt er in der Menge Ausschau nach ihr, während er geistesabwesend den Menschen zunickte, die an ihm und Isbella vorbeidefilierten.
Michel war auf sich selbst genauso wütend wie auf Maggie. Isabella war schön, ihre Manieren waren perfekt und sie hatte eine weiche Stimme. Wie sie den Kopf trug und wie sie sich bewegte – alles war perfekt. Sie schien zu wissen, worauf es Männern ankam, und sie machte den Eindruck, als würde sie eine sanfte, genügsame Partnerin abgeben. Sie war genau das, was er sich gewünscht hatte.
Bis vor einem Monat.
Es lag an dieser Party, sagte er sich. Seine Einstellung würde sich ändern, sobald er mit Isabella allein sein könnte. Morgen. Wieder nickte er höflich einem Gast zu, der ihm alles Gute wünschte. Plötzlich stand sein Sohn vor ihm.
„Maximillian“, sagte er überrascht.
Max verbeugte sich. „Hallo, Vater, guten Abend, Mademoiselle Garbanza. Es ist uns eine Ehre, dass Sie bei uns sind. Willkommen auf Marceau.“
Michel schwoll das Herz in der Brust, er war ja so stolz auf seinen Sohn. „Mein Sohn Maximillian“, sagte er zu Isabella.
Sie neigte den Kopf und schenkte dem Jungen ein perfektes Lächeln. „Danke für dieses freundliche Willkommen, Euer Hoheit. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ist es nicht schon ein bisschen spät für kleine Jungen?“
„Oh, ich werde gleich gehen. Mademoiselle Maggie hat gesagt, ich soll Sie begrüßen. Gute Nacht“, sagte er und rannte los.
Michel blickte ihm nach und entdeckte Maggie. Ihre Blicke trafen sich über die Menschenmenge hinweg. Sie lächelte, nicht perfekt, aber herzlich. Als Max sie erreichte, beugte sie sich hinab und umarmte ihn. Michel konnte sich genau vorstellen, wie sie ihn jetzt lobte. Ein merkwürdig leeres Gefühl beschlich ihn.
„Euer Hoheit“, sagte sein Ehrengast, wie immer mit perfektem Timbre. „Darf ich fragen, wer Mademoiselle Maggie ist?“
„Maximillians Hauslehrerin.“
Isabellas Lächeln war wie immer vollkommen. „Wie weitsichtig von Ihnen, sie an diesem Abend mit einzubeziehen.“
Nachdem Maggie dem Jungen aus mehreren Büchern vorgelesen hatte, war sein Bauchweh verschwunden und er schlief sofort ein. Als sie selbst im Bett lag und das Licht ausmachte, sah sie Michel und Isabella vor sich, sobald sie die Augen schloss. Sie hatten wirklich gut ausgesehen, die beiden. Das perfekte Paar.
Maggie versuchte, das Bild zu verscheuchen und sich darauf zu konzentrieren, wie der Wind, der durchs Fenster kam, über ihre Haut strich. Aber ihre Bettlaken fühlten sich plötzlich rau an. Sie war ruhelos. Wieder sah sie Michel und Isabella vor sich.
Würde Michel dieser Frau sein Innerstes öffnen? Maggie empfand Eifersucht und sie fühlte sich unterlegen. Gleichzeitig war sie wütend auf sich selbst, weil sie diese Emotionen hatte. Michel würde niemals ihr gehören. Das sollte er auch nicht. Sie kämpfte gegen das schreckliche, dumme Gefühl an, etwas Wichtiges verloren zu haben, und warf sich im Bett hin und her. Endlich fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Am folgenden Tag war Maggie entschlossen, auf keinen Fall deprimiert herumzusitzen. Max war mit seinen Cousins zum Spielen verabredet, also nutzte Maggie die Zeit, um über den Markt zu bummeln. Da sie anschließend immer noch keine Lust hatte, ins Schloss zurückzukehren, nahm sie ein Taxi zum Strand und spazierte am Ufer entlang. Später saß sie im Sand und betrachtete den Sonnenuntergang. Danach aß sie ganz allein in einem italienischen Restaurant zu Abend. Der Wirt hatte Mitgefühl und unterhielt sich mit ihr, während sie aß. Er war ein älterer Mann, der nur gebrochen Englisch konnte, doch seine Freundlichkeit war eine Wohltat und half ihr, ihren Schmerz für kurze Zeit zu vergessen.
Als sie ins Schloss zurückkehrte, war es fast zehn und sie war erschöpft. Es war nicht ganz einfach, an der Palastwache vorbeizukommen, doch sie schaffte es, und dann trottete sie durch den Flur zu ihrem Zimmer.
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