Romana Extra Band 5 (German Edition)
besten eine ganze Kanne.“
„Ich … ich war nicht betrunken, du etwa?“ Laras Mund war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte.
Alejandro lachte, zuckte mit den Schultern und zeigte auf die leeren Flaschen auf dem Boden. „Na ja, nüchtern war ich jedenfalls nicht.“ Mit einem seltsamen Ausdruck im Blick musterte er sie und ihre Kleidung auf dem Boden neben dem Bett. „Okay. Dann mache ich mich jetzt mal auf die Suche nach Kaffee.“ Eilig verließ er das Zimmer.
Zutiefst verletzt blieb Lara zurück. Wie konnte sich eine solche Leidenschaft so schnell in diese eisige Kälte verwandeln?
Dann begriff sie. Alejandro hatte sich gestern nicht für sie entschieden. Er war einfach nur zu betrunken gewesen, um sich darum zu scheren, welches Mädchen er mit auf sein Zimmer nahm. Dummerweise hatte er keine der Schönheiten erwischt, sondern das hässliche Mauerblümchen. Aber das hatte er nicht einmal mehr gemerkt.
Lara stöhnte auf und krümmte sich. In ihr tobte ein entsetzlicher Schmerz. Fühlt es sich so an, wenn das Herz bricht?
1. KAPITEL
London, heute
Lara klappte ihr Notebook zu und sprang auf. „Wie soll ich das jemals schaffen?“
Unruhig lief sie im Wohnzimmer auf und ab und zuckte zusammen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Fast erleichtert über die Ablenkung, lief sie in den Flur und öffnete.
„Betty …“ Bei dem besorgten Blick ihrer besten Freundin traten ihr Tränen in die Augen.
„Mein Gott, Lara, du siehst ja entsetzlich aus!“ Betty zog Lara an ihre üppige Brust.
„Du hast wirklich ein seltenes Talent, die richtigen Worte zu finden. Jetzt geht es mir gleich schon viel besser.“ Lara versuchte ein Lächeln, aber sie spürte, wie ihre Lippen zitterten.
Betty schob ihre Freundin zu dem gemütlichen alten Samtsofa und zog eine Flasche Rotwein aus den Tiefen ihrer riesigen Handtasche. „Zum Glück habe ich genau die richtige Medizin mitgebracht.“
„Nein, Betty, ich kann nichts trinken. Ich muss noch arbeiten.“
„Ein Glas Wein wird dir schon nicht schaden.“ Ohne auf Laras Protest zu achten, ging Betty in die kleine Küche, holte zwei Weingläser und einen Korkenzieher. Geschickt öffnete sie die Flasche und füllte die Gläser.
„Ach Betty, hätte ich bloß nie den Vertrag für diesen Roman unterschrieben!“, stöhnte Lara auf. „Ich kann nicht schreiben!“
„Das ist völliger, Unsinn, und das weißt du selbst“, erwiderte ihre Freundin energisch. „Du hast bereits ein Buch geschrieben, und zwar ein sehr erfolgreiches.“
„Das war vor drei Jahren, direkt nach der Uni! Damals habe ich einfach drauflosgeschrieben. Ich hätte nie gedacht, dass ein Verlag das Manuskript wirklich annimmt.“
„Darum hast du dich auch nicht so unter Druck gesetzt wie jetzt. Aber vielleicht würde es dir leichter fallen, über die große Liebe zu schreiben, wenn du selbst ein bisschen offener dafür wärst.“
„Ich bin ja offen, aber …“
„… dir begegnet einfach nicht der Richtige. Ich weiß.“ Betty lächelte ihre Freundin liebevoll an. „Hast du eigentlich mal auf die Uhr geschaut?“
Lara warf einen Blick den Computermonitor. „Fast elf“, murmelte sie überrascht.
Betty schüttelte ihre roten Locken. „Hast du heute Abend überhaupt schon etwas gegessen?“ Mit spitzen Fingern hob sie eine angebrochene Packung Kartoffelchips hoch. „War das etwa dein Abendessen?“
„Eher mein Mittagessen“, gab Lara zu. „Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist.“
„So etwas hatte ich mir doch gedacht.“ Betty holte eine Packung Sandwiches mit Thunfischsalat aus ihrer Tasche. „Jetzt iss erst mal was.“
Lara wickelte ein Sandwich aus der Klarsichtfolie. Erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war. Mit einem Bissen verschwand fast das halbe Brot. „Ich weiß nicht, wie ich das rechtzeitig schaffen soll, Betty“, erklärte sie kauend. „In knapp drei Monaten muss mein Roman fertig sein, und ich habe nichts.“
„Gar nichts? Aber du sitzt doch jeden Tag von morgens bis nachts am Computer.“
„Und ich bin immer noch beim ersten Absatz!“, rief Lara verzweifelt. „Jeden Morgen lösche ich alles, was ich am Tag vorher geschrieben habe und fange wieder von vorn an. Ich kann nicht begreifen, wie ich jemals ein Buch schreiben konnte …“ Sie brach ab und schlug die Hände vor das Gesicht.
Betty legte ihr den Arm um die Schultern. „Du hast eine Schreibblockade. Das kommt vor“, versuchte ihre Freundin sie zu trösten.
„Ja, aber
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