Romana Extra Band 5 (German Edition)
Lara.
„Rüpel“, murmelte sie.
Der teure Sportwagen wirkte in den Gassen der Altstadt wie ein Fremdkörper. Wer mag da drinsitzen? überlegte Lara nach einem Blick auf das spanische Kennzeichen. Ein reicher Einheimischer oder ein Tourist?
Im Rückspiegel des Porsche sah sie ein Paar dunkle Augen. Als der Wagen schnittig nach rechts auf die Hauptstraße abbog, konnte Lara einen kurzen Blick auf das markante Profil des Fahrers werfen.
Nein! Sie kannte dieses Gesicht! Unzählige Nächte hatte es sie bis in ihre Träume verfolgt.
Das war unmöglich! So grausam konnte das Schicksal nicht sein. Bestimmt spielte ihr nur das Unterbewusstsein einen Streich, weil sie vor ein paar Tagen wieder an ihn gedacht hatte.
Ohne nachzudenken, riss sie das Lenkrad herum und bog mit quietschenden Reifen ebenfalls rechts ab. Sie musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass nicht Alejandro in dem roten Porsche saß, sonst hätte sie keine ruhige Minute mehr in Conil.
Bald hatten sie den Ort verlassen. Vor Lara erstreckte sich kilometerweit die gerade, staubige Landstraße. Hier konnte ihr kleines Auto mit dem starken Sportwagen nicht mithalten, aber sie gab nicht auf und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der alte Motor dröhnte und klapperte.
Lara zitterte am ganzen Körper. Was stimmte nicht mit ihr? Wieso verwandelte sie nach fast zehn Jahren allein der Blick auf einen Mann, der diesem Mistkerl ähnlich sah, immer noch in ein Nervenbündel?
Sie betete, dass sie den Sportwagen einholen würde und ein anderer am Steuer saß.
Aber vielleicht ist das meine Chance! dachte sie plötzlich. Vielleicht hatte das Schicksal ihre Wege ja noch einmal gekreuzt, damit sie sich endlich an ihm rächen konnte.
Schwungvoll bog sie um eine Kurve – und trat so fest sie konnte auf die Bremse. Wenige Meter vor ihr stand der Porsche am Straßenrand. Ein großer Lastwagen fuhr auf der Gegenfahrbahn, sodass sie nicht ausweichen konnte. Reifen quietschten. Laras Wagen schlitterte unaufhaltsam weiter und prallte mit einem ohrenbetäubenden Knall auf den Porsche.
Lara wurde nach vorn geschleudert. Nur der Sicherheitsgurt rettete sie vor einem Flug durch die Windschutzscheibe.
Dann war es ganz still.
Lara bewegte sich vorsichtig. War sie verletzt? Nein, alles schien in Ordnung zu sein.
Doch ihre Erleichterung darüber verflog, als sie ihr Notebook im Fußraum sah. Vor dem Aufprall hatte es auf dem Beifahrersitz gelegen. Bei dem Sturz hatte es sich geöffnet, der Bildschirm war zerbrochen. Sie musste kein Computerexperte sein, um zu sehen, dass hier nichts mehr zu retten war. Wie sollte sie jetzt arbeiten? Ihr Geld reichte nicht für einen neuen Computer.
Sie starrte auf die zerbeulte Motorhaube. Auch der Wagen war ein Totalschaden, und sie war nicht versichert. Wieso bin ich nur so schnell gefahren? schimpfte sie im Stillen.
Jetzt versuchte der Fahrer des Cabrios erfolglos, seine Tür zu öffnen, dann stieg er geschmeidig darüber hinweg. Seine Jeans saß perfekt und betonte lange muskulöse Beine. Trotz seiner lässigen Kleidung wirkte er reich und mächtig und beängstigend männlich.
Sein Haar war dicht und schwarz. Eine Locke fiel ihm in die Stirn und gab ihm etwas Diabolisches, aber das unterstrich nur seine markante, dunkle Schönheit.
Für einen Moment vergaß Lara Notebook und Auto.
Alejandro! Er war es, kein Irrtum möglich.
Im Gegensatz zu Lara sah er noch genauso aus wie damals. Nur noch ein bisschen größer, muskulöser und attraktiver.
Wütend starrte Lara in sein arrogantes Gesicht. Er hatte ihr damals das Herz gebrochen, aber er hatte es nicht einmal bemerkt.
Jetzt kam er auf sie zu. Näher. Und näher.
Laras Herz raste, ihr Mund war trocken, die Handflächen wurden feucht. Plötzlich war sie wieder die schüchterne Siebzehnjährige.
Besorgt musterte er sie durch ihr geöffnetes Fenster. „Sind Sie verletzt?“, fragte er auf Spanisch.
Lara sah, dass seine Hände zitterten. Offenbar hatte der Unfall auch ihn mitgenommen. Als sie schwieg, beugte er sich vor, steckte seinen Kopf durchs Fenster und musterte sie aus schmalen Augen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
Als sie den schnellen Schlag ihres Herzens spürte, ballte sie vor Wut die Fäuste. Wie war es möglich, dass dieser Mann noch immer derart heftige Gefühle in ihr auslöste?
Sie hatte jeden Grund, ihn zu verabscheuen. Ein Teil von ihr hätte am liebsten mit beiden Fäusten auf ihn eingeschlagen. Zugleich sehnte sie
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