Romana Extra Band 6
verheimlichen, dass sie die Frau war, die er geliebt hatte, die er noch liebte.
Das würde alles erklären. Wenn er sie liebte, könnte er sie nie darum bitten, Blackmead aufzugeben. Er könnte aber auch nicht dort wohnen, auch nicht in einem anderen Flügel des Hauses. Das würde nur seinen Kummer erneuern, den sein Exil zwar nicht geheilt, aber doch gemildert hatte.
Armer David, dachte sie voller Mitgefühl.
Ich Arme, war ihr nächster Gedanke.
Wenn Liz später an diesen Abend zurückdachte, konnte sie sich nicht daran erinnern, wie sie das Restaurant betreten hatten und an den reservierten Tisch geleitet wurden. Sie musste sich wohl normal verhalten haben, denn David hatte nichts bemerkt. Obwohl ein kleiner Teil ihres Gehirns weiterhin in der Lage war, ihr äußeres Verhalten zu steuern, so war doch der größte Teil wie ausgeschaltet durch die erschütternde Erkenntnis, dass sie einen Mann liebte, der niemals ganz der Ihre sein würde.
Schließlich hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen und stellte fest, dass sie an einem Tisch in der Mitte des Restaurants saßen, Sherry tranken und die Speisekarte studierten. Mit äußerster Anstrengung zwang Liz sich dazu, sich auf die Auswahl der Speisen zu konzentrieren. Sie war erleichtert, als die Entscheidung getroffen war und sie sich entspannen konnte.
Der erste Gang, ein Soufflé, wurde gebracht.
„Albert und Michel Roux haben die Nouvelle Cuisine nach England gebracht“, meinte David, während sie das mit Gemüse gefüllte Soufflé verspeisten.
Jetzt erst begann Liz, sich für ihre Umgebung zu interessieren. Das Dekor war hauptsächlich in einem gedämpften Dunkelgrün gehalten. Die auffallendste Besonderheit waren lange Bambusstäbe, die man dazu verwendet hatte, die Ränder der Wände und Nischen hervorzuheben.
„Wer die Einrichtung wohl gestaltet hat?“ Liz erkannte, dass hier ein absoluter Profi am Werk gewesen war.
„David Mlinaric. Wenn ich je … Ich habe ein, zwei der Häuser gesehen, die er eingerichtet hat. Sein Stil gefällt mir sehr.“
Liz konnte sich denken, was er eigentlich hatte sagen wollen. Wenn ich je nach Blackmead zurückginge und einen Innenarchitekten brauchte, dann würde ich ihn beauftragen.
Als nächsten Gang hatten sie beide die Papillote von geräuchertem Lachs gewählt. Sie hatte Lachs noch nie so appetitlich angerichtet gesehen: Ein aspikglänzendes Päckchen von korallenfarbenem Lachs, das mit diamantenförmig zugeschnittenen Stückchen weißen und schwarzen Trüffels garniert war. Beim Essen entdeckte sie dann, dass die äußere Hülle aus hauchdünnen Lachsscheiben mit einem üppigen Mus aus Lachs, geräucherter Forelle und Sahne gefüllt war.
Während sie sich diese Köstlichkeit schmecken ließen, bemerkte Liz einen Mann in der Kleidung eines Kochs, der zwischen den Tischen herumging und einige Gäste begrüßte.
„Was meinst du, ist das einer der Gebrüder Roux?“, flüsterte sie David zu.
„Ja, das ist Albert Roux.“
„Woher weißt du das? Ich denke, du warst noch nie hier?“
„War ich auch nicht. Aber beide Brüder sind bekannte Gesichter für jeden, der sich für Gastronomie interessiert. In der Presse wird oft über sie berichtet.“
Vielleicht gehörte es ja für einen Spitzengastronomen zum guten Ton, zu wissen, ob seine Gäste bedeutende Persönlichkeiten in ihrem Beruf waren.
Kurz nachdem ihre leeren Teller abgeräumt waren, näherte sich der Franzose ihrem Tisch und sagte: „Guten Abend, Mr Warren. Ich bin ein Bewunderer Ihrer Gemälde. Es ist eine Freude für mich, Sie im ‚Le Gavroche‘ willkommen zu heißen.“
David stand auf, um ihm die Hand zu geben. „Es ist auch eine Freude, hier zu sein, Monsieur Roux. Das ist Miss Redwood, eine talentierte Kollegin.“
„Enchanté, Mademoiselle.“ Der berühmte Küchenchef beugte sich mit französischer Galanterie über ihre Hand. Er plauderte noch eine Weile mit ihnen und ging dann weiter zu einem anderen Tisch.
Nach der reichhaltigen Papillote wurde ihnen nun ein Champagner-Sorbet serviert, das ihre Gaumen erfrischen sollte. Danach kam als Hauptgang Entenbrust auf einer Lauch-Spinat-Sauce.
„Wann triffst du deine Agentin?“, fragte David.
„Wir treffen uns zum Lunch. Was hast du morgen vor?“
„Ich möchte mir die Ausstellung in der ‚Royal Academy‘ ansehen. Hast du Lust mitzukommen? Oder würdest du lieber einkaufen gehen?“
„Ich habe alle Einkäufe erledigt. Ich komme gern mit. Und was hast du für den Nachmittag
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