Romana Extra Band 6
Erste, was er sagte.
Liz trat ihm entgegen in ihrem neuen honigfarbenen Jean-Muir-Kleid, das in sanften Falten ihre schlanke Figur umspielte. Es war von jener zeitlosen Eleganz, für die diese britische Designerin weltberühmt war.
Am Abend zuvor hatte sie ihre Haare frisch gefärbt, wodurch sie seidig glänzten. Die raffinierte Hochsteckfrisur verlieh ihr eine Eleganz, die David an ihr noch nicht gesehen hatte.
„Mein Gott! Du siehst fantastisch aus, Liz.“
„Danke. Der neue Duft ist Chamade . Ich dachte, dass Shalimar dir vielleicht langweilig wird.“
„Nichts an dir könnte mich langweilen.“ David durchquerte das Zimmer, nahm ihre Hände und küsste beide Handrücken. Dann drehte er die Hände um und küsste ihre Handflächen. „Ich werde dich später richtig küssen. So wie du jetzt aussiehst, möchtest du sicher nicht umarmt werden. Außerdem muss ich duschen. Ich glaube, ich rieche nach Qualm. Ich war in einer Bar voller Raucher.“
Als er seine Jacke auszog, griff er in die Innentasche und zog ein flaches Lederetui heraus. „Das habe ich ja fast vergessen. Ich habe etwas gefunden, das dir gefallen dürfte. Wenn nicht, kann ich es umtauschen.“
Er öffnete die Schachtel und zeigte ihr ein antikes Armband aus fein geschnitzten Kameen mit passenden Ohrringen. Die Kameen waren mit Gold eingefasst. Jede zeigte einen klassischen Kopf im Halb- oder Dreiviertelprofil.
Sie war fassungslos über dieses exquisite und teure Geschenk; sie hatte nur ein Leinenhemd in einem sehr schönen Terrakottaton für ihn gekauft.
„David … das ist unglaublich schön … aber viel zu extravagant!“, rief sie aus.
David nahm das Armband und legte es um ihr linkes Handgelenk. „Eigentlich habe ich nach einem Aquamarin gesucht, aber alle, die mir gezeigt wurden, waren zu hell. Keiner hatte die Farbe von Meerwasser.“
Sie erinnerte sich an das Gespräch, auf das er anspielte. „David, ich habe doch nur gescherzt. Das war kein Wink mit dem Zaunpfahl.“ Ohne Rücksicht auf ihr Abend-Make-up schlang sie ihm die Arme um den Hals.
David legte ihr die Hände um die Taille. „Ich weiß das, mein schönes Mädchen, aber wir können uns doch sicher trotzdem manchmal Geschenke machen. Willst du mir denn nie ein Geschenk außer der Reihe kaufen?“, fragte er mit gespielt trauriger Miene.
„Doch, natürlich. Gerade heute habe ich dir auch ein Geschenk gekauft, aber es ist nur ein Hemd, nichts so wahnsinnig Verschwenderisches wie diese göttlichen Kameen. Danke, mein … lieber Freund.“ Liz stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Dabei war es ihr gleichgültig, ob sie ihre kunstvoll geschminkten Lippen wieder verschmierte. Fast hätte sie ihn „mein Liebling“ genannt.
David verschwand unter der Dusche. „Wo essen wir heute Abend?“, fragte sie, als David aus dem Bad kam und kräftig sein Haar trocken rubbelte.
„Ich dachte, wir probieren es mal im ‚Le Gavroche‘.“
„Das ist in der Sloane Street, nicht wahr?“
„Da war es, als die Gebrüder Roux es aufgemacht haben. Jetzt ist es in die Upper Brook Street umgezogen. Kann ich deinen Föhn benutzen?“
Sie reichte ihm den Föhn. David fuhr fort: „Mal sehen, wie uns der Laden gefällt. Er hat kürzlich seinen dritten Michelin-Stern erhalten.“
Er föhnte sein Haar. „Möchtest du etwas trinken, während du wartest?“ Er holte noch eine Flasche Champagner aus der Minibar.
Diese leerten sie, während er sich fertig anzog. In dem gut geschnittenen grauen Anzug strahlte er eine Autorität aus, die Liz vorher noch nicht so massiv aufgefallen war.
In der legeren Kleidung, die er in Portofino getragen hatte, hatte er ganz anders gewirkt. Der Anzug verbarg seinen kraftvollen Körper, betonte aber einen herrschaftlichen Zug an ihm. Kein Wunder eigentlich. Auch als jüngerer Sohn, der seinen eigenen Weg machen musste, besaß er doch die Sicherheit, die in der Tradition von Generationen englischer Landbesitzer angeboren war.
Plötzlich hatte Liz das Gefühl, einen anderen Mann vor sich zu sehen; nicht David Warren, den Künstler, sondern sein Alter Ego, Sir David Castle, der, falls er je die Möglichkeit hätte, nach Blackmead zurückzukehren, in seinem Leben keinen Platz für sie haben würde.
Er lächelte sie an. „Können wir gehen?“
Sie konnten zu Fuß zum Restaurant gehen, es lag in der Nähe. Als sie am „Claridges Hotel“ vorbeischlenderten, trat gerade ein Mann aus dem Eingang und rief: „David, was für eine
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