Romana Extra Band 6
geplant?“
„Um zwei habe ich einen Zahnarzttermin, aber das dauert höchstens eine halbe Stunde. Was glaubst du, wie lange dein Treffen gehen wird?“
„Auch so etwa bis halb drei, Jane ist sehr beschäftigt.“
Sie verließen das „Le Gavroche“ nach einem Dessert aus Schichten von Himbeercreme und Butterkeksen und fühlten sich so gesättigt, dass ihnen noch nach etwas Bewegung zumute war.
Untergehakt, die Finger ineinander verschlungen, schlenderten sie zur anderen Seite des Platzes.
„Meine Eltern sind immer dort abgestiegen, wenn sie in London waren“, sagte David mit einem Nicken zur Fassade des „Connaught Hotel“.
„Bist du nicht schon aufgeregt wegen morgen, wenn du Kasimir deiner Agentin zeigst?“
Liz bestätigte das. Aber die Zukunft ihres Buches erschien ihr jetzt trivial im Vergleich zum Ausgang ihrer Liebesgeschichte mit David.
Als sie in ihrem Hotelzimmer ankamen, waren die Gardinen zugezogen und die Betten aufgedeckt.
Sie sagte: „Das war ein köstliches Mahl, David. Danke, dass du mich dorthin gebracht hast.“
„Ich danke dir für das Vergnügen, die bestaussehende und bestgekleidete Frau im Restaurant an meinem Tisch gehabt zu haben.“ Er nahm sie sanft in die Arme. „Du siehst jetzt etwas müde aus. Es war ein langer, ausgefüllter Tag. Wenn du einfach nur mit deinem neuen Buch ins Bett fallen möchtest, dann tu das.“
Seine zärtliche Rücksichtnahme traf sie ins Herz. Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter und sagte leise: „Du bist so gut zu mir, David.“
„Wenn ich das nicht wäre, würde ich dich bald verlieren. Man muss schon etwas behutsam sein mit euch unabhängigen Frauen“, meinte er augenzwinkernd.
Ich bin gar nicht mehr unabhängig, dachte sie. Ich brauche dich in meinem Leben. Ohne dich kann ich nicht glücklich sein.
„Ich sehe mal, ob es irgendetwas Interessantes im Fernsehen gibt“, fügte er hinzu und ließ sie los.
Während er durch die Kanäle zappte, ging Liz ins Bad. Sie hatte bei ihrem Einkaufsbummel auch ein extravagantes französisches Nachthemd mit dazugehörigem Negligé erstanden. Der Morgenmantel war ganz züchtig, im Gegensatz zu dem verführerischen Nachtgewand, das mehr zeigte als verbarg. Sie wusste, dass David, wenn er sie darin sah, es ihr sofort würde ausziehen wollen. Das war genau der erwünschte Effekt.
Als sie ins Zimmer zurückkehrte, zog David sich gerade langsam aus, während er im Fernsehen eine Talkshow verfolgte, in der Politiker über die neuesten Krisen im Weltgeschehen diskutierten.
Er sah kurz hoch und bemerkte ihren Morgenmantel. „Der ist hübsch.“
„Danke.“
Sein Blick war wieder auf den Bildschirm gerichtet, als sie das Negligé ablegte und es sich mit ihrem Buch im Bett gemütlich machte. Die Diskussion endete, und David ging ins Bad, allerdings ohne den Fernseher auszuschalten. Liz bemerkte, dass ein Spielfilm begann, aber sie achtete nicht weiter darauf, weil ihre Lektüre sie fesselte.
„Ich genehmige mir noch einen Schlummertrunk. Wie steht’s mit dir, Süße?“
Liz sah David ein kleines Fläschchen Cognac aus der Minibar nehmen.
Sie nickte. „Ich möchte auch einen, bitte.“
Sie hatte gar nicht gewusst, dass er überhaupt einen Pyjama besaß. In der Villa hatte er nie einen getragen. Aber für Hotelaufenthalte schien er einen in Reserve zu haben, hatte jetzt allerdings nur die Hose an, nicht das Oberteil.
Kurz darauf stand ein Glas mit Cognac auf ihren Nachttischen, und er saß im Bett neben ihr.
Es war ein alter Film, eine tragische Liebesgeschichte im Zweiten Weltkrieg. Nach kurzer Zeit hatte die Handlung Liz von ihrem Buch abgelenkt. Schon als Teenager hatte sie eine heimliche Schwäche für Schnulzen.
Wenn sie während der Schlussszenen allein gewesen wäre, als das Mädchen die Nachricht erhielt, dass ihr Geliebter gefallen war, hätte sie hemmungslos geweint. Mit David neben sich versuchte sie, ihre Gefühle zu unterdrücken.
Als der Film zu Ende war, schaltete David den Fernseher aus und ging sich die Zähne putzen. Sowie er die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, gab es für Liz kein Halten mehr. Sie riss eine Handvoll Papiertaschentücher aus der Schachtel auf ihrem Nachttisch und hielt sie vor ihr Gesicht, ihre Schultern zuckten von den Schluchzern, die sie nicht mehr länger zurückhalten konnte.
Ihr war klar, warum der Film sie so aufgeregt hatte. In dem schmerzerfüllten Gesicht des Mädchens hatte sie ihre eigenen Gefühle gesehen, wenn die Zeit für
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