Romana Extra Band 6
Ava.“ Sie warf ihrer Cousine einen scharfen Blick zu.
„Hin und wieder“, gab Ava zu, „aber ich habe Devs Team genauso den Sieg gewünscht. Leider kann es immer nur einen Gewinner geben.“
„Und der hält sich bestimmt schadlos“, fügte Karen anzüglich hinzu.
„Warum haben wir die Person bloß eingeladen?“, fragte Mel etwas später.
„Keine Ahnung“, erwiderte Ava. „Wir kommen aus verschiedenen Welten, aber sie gehört nun mal zur Familie. Das muss nicht bedeuten, dass sie nett ist.“
„Im Gegenteil … mich hat sie schon immer genervt.“ Mel umarmte ihre Freundin. „Lass dich bloß nicht ärgern. Ich fürchte, sie ist eifersüchtig.“
Ava schnitt ein Gesicht. „Du bist die Zweite, die mir das sagt.“
„Und was denkst du?“
„Ich fürchte, ihr habt recht“, gab Ava lachend zu.
„Der andere, der das gesagt hat, war bestimmt Varo.“
Ava errötete. „Richtig.“
Mel sah ihre Freundin scharf an. „Die Spannung zwischen euch ist deutlich spürbar. Die Luft um euch herum vibriert geradezu. Du merkst doch, dass Karen dich beobachtet? Vermutlich, um Luke Bericht zu erstatten.“
Ein heißer Schauer überlief Ava. „Es gibt aber nichts zu berichten“, beteuerte sie.
„Du verdienst es, endlich glücklich zu sein“, erwiderte Mel liebevoll. „Nimm bloß alle Chancen wahr.“
Es wurde Abend, und die Party rückte näher. Ava besaß eine weitaus umfangreichere Abendgarderobe als andere Frauen, weil sie mit Luke die vielen langweiligen Bälle, Feste und Wohltätigkeitsveranstaltungen hatte besuchen müssen.
Einmal hatte er sie in ihr Zimmer zurückgeschickt, weil er ihr Kleid, das sie während einer Europareise mit ihrer Mutter in Paris gekauft hatte, nicht aufregend genug fand. Ein Beweis mehr, wie schlecht Lukes Stilempfinden war.
Jetzt wählte sie es wieder. Ihre Mutter hatte es ihr damals wegen des fabelhaften Schnitts und der einmaligen Farbe geschenkt.
Mel wollte ein schulterfreies goldglänzendes Kleid mit kostbarer Stickerei anziehen. Karen würde vermutlich wieder Coco Chanel nacheifern und in hautengem Schwarz erscheinen. Auch Wallis Simpsons berühmte Bemerkung, „eine Frau könne nie zu reich oder zu dünn sein“, schien eins ihrer Leitmotive zu sein.
Ava konnte sich lange nicht entscheiden, ob sie ihr Haar im Nacken zusammenfassen oder offen tragen sollte. Männer liebten langes Haar. Nach Avas Erfahrung empfanden sie es als den schönsten Schmuck einer Frau. Nach reiflicher Überlegung bändigte sie es nicht und half nur bei den Locken etwas nach. Das Ergebnis war atemberaubend. Die purpurfarbene Robe hatte Spaghettiträger und betonte ihre zierliche Figur.
Ihre Eltern hatten ihr zum einundzwanzigsten Geburtstag ein Weißgoldcollier mit Diamanten und Saphiren und dazu passende Ohrgehänge geschenkt. Beides harmonierte wunderbar mit ihrem Kleid. Während sie sich zurechtmachte, war ihr durchaus bewusst, dass sie sich nur für einen Mann so viel Mühe gab. Wenn sie an ihn dachte, röteten sich ihre Wangen. Er bestimmte ihr ganzes Sein. Gegen seinen überwältigenden Charme war sie machtlos.
„Du hast dich verändert“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Die alte, kühle Ava ist zwar noch da, aber eine neue ist hinzugekommen.“
In ihrem ganzen bisherigen Leben – besonders, seit sie verheiratet war – hatte sie sich nicht so gefühlt. Noch nie war sie so aufgewühlt und fiebrig erregt gewesen wie jetzt. Auf was für ein gefährliches Spiel hatte sie sich eingelassen? Konnte sie es jemals gewinnen?
„Du bist nicht mehr du selbst“, gestand sie ihrem Spiegelbild. „Aber es ist wunderbar.“
Zwischendurch war sie fast im Begriff, den Mut zu verlieren, aber dann verdrängte sie alle trüben Gedanken. Sie hatte gelebt wie eine lebendig Begrabene. Jetzt wollte sie ihr Dasein genießen. Sie war lange genug traurig gewesen. Das musste sich ändern. Sie wollte endlich stark sein und mehr aus sich und ihrem Umfeld machen. Es kam ihr so vor, als hätte Juan-Varo de Montalvo den weiten Weg gemacht, um ihr dabei zu helfen.
Bei diesen Überlegungen schwanden ihre Ängste. Sie ging über die hintere Treppe in die Küche hinunter, um sich bei Nula Morris und ihren Assistentinnen nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.
„Alles unter Kontrolle?“, fragte sie.
„Alles ist in Ordnung“, versicherte die Wirtschafterin stolz.
„Großartig.“
Die Party war schon in vollem Gang. Im ganzen Haus erklang Musik. Alle Außenlampen brannten. Der Schein bunter
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