Romana Extra Band 6
erwiderte Ava. „Umso weniger verstehe ich deine Aufregung. Ich habe ihm nicht mein Herz geschenkt.“
„Dann hat er es eben gestohlen. Ich bin doch nicht blind, Ava.“
„Ich weiß nicht, ob du die Situation richtig einschätzt, aber du mischst dich entschieden zu weit in etwas ein, was dich nichts angeht. Du bist zwar meine Verwandte, aber im Moment hier auch nur Gast, und auf deine Belehrungen kann ich gut verzichten.“
„Warum siehst du es so negativ?“, verteidigte sich Karen. „Mel hat schon immer über die Stränge geschlagen. Von ihr wirst du keinen vernünftigen Rat bekommen.“
„Nimm das sofort zurück!“, rief Ava, und ihre Augen blitzten.
„Schon gut … von mir aus, aber du bist nicht Mel. Ist dir das klar? Sie ist aufreizend sinnlich … kein cooler Unschuldsengel wie du.“
„Ich bin schon lange nicht mehr unschuldig“, widersprach Ava, „und ich habe dir schon einmal geraten, weder Mel noch ihre Mutter zu beschimpfen. Ich betrachte Mel als meine Freundin … nicht dich .“
„Meinetwegen, dann renn doch in dein Verderben!“, rief Karen zornig und gekränkt.
„Zum zweiten Mal, meinst du, nicht wahr? Du warst schon immer auf Lukes Seite. Wo blieb da die angebliche Loyalität gegenüber deiner Cousine?“
„Warum sollte ich mich gegen ihn wenden? Er ist ein guter Mann, den du mutwillig verstoßen hast. So viel zu deinem Treuegelöbnis! Luke liebt dich, aber seit du die vielen Millionen geerbt hast, willst du unbedingt frei sein.“
„Ich denke, wir sollten das Gespräch jetzt beenden, Karen. Du wärst eine miserable Eheberaterin. Kein Fremder kann in eine Ehe hineinsehen. Mag Luke sich ruhig für unglücklich halten. Mich hat er jedenfalls fast während unserer ganzen Ehe unglücklich gemacht. Es hat ihm gefallen, mich zu erniedrigen … darin gleicht er dir.“
Karen schüttelte empört den Kopf. „Ich erinnere mich nicht, dass er das je getan hätte, und für meine Person weise ich den Vorwurf entschieden zurück. Du bist zu dünnhäutig, Ava, und zu leicht gekränkt. Ich wollte dich nicht ärgern, aber einige Dinge müssen nun mal gesagt werden. Du weißt nichts über Juan-Varo de Montalvo … außer, dass er Argentinier ist, aus einer reichen Familie kommt, unverschämt gut aussieht und sehr gut Polo spielt. Auf deine stille Art bist du eine anziehende Person, Ava. Es muss ihn reizen, einen Flirt oder sogar eine Affäre mit dir anzufangen. Frag ihn einmal nach der jungen Frau, die er in Argentinien zurückgelassen hat.“
Das konnte Ava nicht unberührt lassen. „Was weißt du darüber?“, fragte sie irritiert.
„ Wissen wäre zu viel gesagt“, antwortete Karen in ihrer überheblichen Art. „Ich vermute es … nach einigen Äußerungen von ihm. Denk darüber nach, Ava. Er ist fast dreißig, und seine Familie erwartet vermutlich, dass er bald heiratet. Es wird Zeit, dass er eine Familie gründet. Es wundert mich, dass du so etwas nicht bedacht hast. Glaub mir … er spielt nur mit dir.“
„Du hättest eure interessanten Gespräche protokollieren sollen.“ Ava hatte ihre Ruhe wiedergefunden. „Seltsam, dass Varo sich die Zeit genommen hat, mit dir über sich selbst zu sprechen, aber ich danke dir für deine Besorgnis … falls sie echt ist. Trotzdem wäre es mir lieb, wenn du deine intimen Kenntnisse für dich behalten würdest, solange du hier bist. Wir Langdons möchten nicht, dass die nächsten Tage durch irgendetwas gestört werden. Leider werde ich den Eindruck nicht los, dass du mir Ärger machen willst. Sollte ich mich irren, bitte ich um Entschuldigung.“
Karen stakste erhobenen Hauptes zur Tür. „Ich habe dir nur reinen Wein einschenken wollen“, beteuerte sie scheinheilig.
„Bleibst du mit Luke in Kontakt?“, fragte Ava.
„Davon möchtest du mir wohl abraten.“ Karen hob trotzig das Kinn. „Ich ergreife in diesem Streit keine Partei. Ihr seid beide meine Freunde.“
Ava ignorierte diese freche Behauptung. „Sicher weiß Luke, dass du hier bist und mich wunderbar beobachten kannst.“
„Ich werde diese Bemerkung am besten vergessen.“
Doch Ava ließ sich durch Karens gekränkten Ton nicht beeindrucken.
5. KAPITEL
Am Tag des Polospiels herrschte, wie vorausgesagt, schönes Wetter. Im Publikum wuchs die Spannung, als das rote Team, angeführt von James Devereaux-Langdon, und das blaue Team, angeführt von dem argentinischen Gast Juan-Varo de Montalvo, auf dem Rasen erschienen und den rauschenden Beifall entgegennahmen.
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