Romana Extra Band 6
hassen. „Ich fühle mich so gedemütigt.“
„Warum das denn?“, wollte Ava wissen. Es fiel ihr nicht schwer, sich in Moira hineinzuversetzen, aber gleichzeitig kehrten die alten Zweifel zurück.
„Weil ich mich so eindeutig verhalten habe“, jammerte Moira. „Als würde ich alles auf eine Karte setzen.“
Ava nahm sich zusammen. „Deswegen musst du dich doch nicht schämen, Moira. Sieh dich einmal genau um. Hier flirtet jeder mit jedem. Also Kopf hoch, Darling. Du bist auf einer Party.“
Varo hat zu Hause eine Freundin. Er hat es selbst zugegeben. Moira würde mich nie belügen!
„Ich habe es dir bisher verschwiegen“, fuhr Moira fort, „aber deine reizende Cousine ist enorm eifersüchtig auf dich. Das wollte ich dir schon lange sagen. Du bist so wunderschön!“ Plötzlich hatte sie Tränen in den blauen Augen. „Nimm dich ja vor ihr in Acht.“
Ava drückte Moira spontan einen Kuss auf die glühende Wange. „Na schön, Darling. Dann ist Varo eben gebunden. Du findest hier leicht Ersatz dafür. Wisch dir die Tränen aus den Augen und sei wieder vergnügt. Das ist ein Befehl.“
Die junge Frau lächelte dankbar. Sie war sichtlich erleichtert. „Danke, Ava. Du bist ein Engel!“
Dann trennten sie sich. Moira machte wieder ein fröhlicheres Gesicht, während Ava dreimal tief Luft holen musste, um sich zu beruhigen. „In brenzligen Situationen bleibst du immer wunderbar gefasst“, hatte ihre Mutter einmal zu ihr gesagt.
Daran wollte sie sich halten.
Ava näherte sich der Gruppe, in der Dev und Mel gerade das Wort führten. „Du siehst bezaubernd aus, Schwesterchen“, sagte Dev, sichtlich stolz. „Wem werden zwei so schöne Frauen geschenkt?“ Er nahm Ava und Mel rechts und links in den Arm.
Du darfst den beiden nicht die Freude verderben, dachte Ava. Versuch wenigstens zu lächeln.
Wenige Augenblicke später erschien Varo an ihrer Seite. Alle umdrängten ihn, aber er hatte nur Augen für Ava.
„Du weißt doch hoffentlich, dass mir als Kapitän der Siegermannschaft ein Tanz mit dir zusteht?“, stellte er fest. „Genauer gesagt … mehrere Tänze.“
Ava spürte, dass alle Umstehenden auf ihre Antwort warteten. Besonders Mel, die überaus scharfsinnig war, beobachtete sie genau.
„Natürlich, Varo“, erwiderte sie und drehte sich mit leuchtenden Augen zu ihm um.
Mochte sie sich auch noch so elend fühlen – sie würde ihre Rolle weiterspielen. Jetzt hatte sie nur noch einen Wunsch: den Abend heil zu überstehen. Varo war nicht ganz ehrlich mit ihr gewesen, aber das änderte nichts. Sie würde ihn niemals vergessen, auch nicht, wenn er ans andere Ende der Welt zurückgekehrt war.
Varo nahm Ava an die Hand und zog sie sanft hinter sich her. Anfangs widerstrebte sie, dann gab sie jedoch nach. All ihre Sinne waren in Aufruhr, und die heftigen Reaktionen ihres Körpers verwirrten sie. Nie zuvor hatte sie etwas Ähnliches erlebt. Erst Varo hatte all diese Empfindungen in ihr hervorgerufen und ihr zugleich das Herz gestohlen. Da war Gegenwehr vergeblich. Die Anziehung war einfach zu stark.
Der Verstand wies ihr den richtigen Weg, aber ihr Körper wollte nicht gehorchen. Seit Tagen träumte sie davon, in Varos Armen zu liegen und von ihm geliebt zu werden … Sie war besessen von ihm, angezogen, wie eine Motte vom Licht. Sie spürte die tödliche Flamme und konnte sich doch nicht von ihr abwenden.
„Warte“, sagte er leise und führte sie ans Ende der Terrasse – genau, wie sie erwartet hatte. Geschützt vom Halbdunkel, nahm er sie in seine Arme und sah sie fragend an. „Was ist los, Ava?“
„Varo“, flüsterte sie. Sei mutig. Sprich mit ihm. Doch der Mut verließ sie. „Nichts“, antwortete sie scheinbar gelassen.
„Du glaubst also immer noch, dass ich dich nicht kenne?“
Sein sanfter Ton war fast zu viel für sie. „Das tust du auch nicht, Varo … genauso wenig, wie ich dich kenne.“
„Das stimmt nicht ganz.“ Er verbeugte sich vor ihr, als hätten sie diesen ruhigen Winkel nur aufgesucht, um ungestört miteinander zu tanzen. „Doch jetzt ist nicht der richtige Moment, um die Wahrheit herauszufinden. Es sind zu viele Leute in der Nähe, und das Licht ist zu hell. Ich kann dich nicht umarmen und deine bezaubernden Lippen küssen. Ich kann dir nur sagen, dass ich dich mit allen Sinnen begehre. Du bist unglaublich schön.“ Er begann langsam und verführerisch mit ihr zu tanzen. „Ah! Exquisito.“
Was sollte Ava tun? Sie war einfach nicht in der Lage, sich
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