Romana Extra Band 6
interessiert.“
Varo bog ihren Kopf zurück und ließ seine Lippen über ihre Wange gleiten. „Ich fürchte, deine Cousine ist eine äußerst boshafte Person. Una peligrosa. Warum nur verhält sie sich so?“
„Weil Karen sehen wollte, wie du reagierst.“
„Tú es mío destino“ , flüsterte er und streichelte Avas Brüste. „Du bist mein Schicksal.“
Ava erbebte bei der Berührung. „Wir müssen zurückgehen“, sagte sie, denn sie spürte, dass sie ihm nicht mehr lange widerstehen konnte.
„Gleich. Ich brauche dies zu sehr.“ Es klang, als leide er körperliche Schmerzen.
Ava biss sich auf die Lippe, um keinen verräterischen Laut von sich zu geben. Wieder hatte der Zauber sie erfasst, und wieder hielt er sie in seinem Bann.
„Varo!“ Sie öffnete die Augen und legte ihre Hand auf seine.
„Ich weiß … ich weiß.“ Seine tiefe, warme Stimme klang leicht verzerrt.
„Ich bin mir nicht sicher“, fuhr sie erregt fort, „aber ich glaube, da ist jemand unter den Bäumen.“
Varo drehte sich um und versuchte, das Dunkel zu durchdringen. „Vielleicht ein Pumaweibchen“, spottete er. „Warum locken wir es nicht her? Wir sind hier, Karen“, fuhr er lauter fort. „Kommen Sie ruhig näher. Ava zeigt mir gerade eine frische Blüte des Cereus grandiflorus . Man nennt diese Art auch ‚Königin der Nacht‘, weil die Blüte sich nur nachts öffnet.“
Ava bewunderte Varos schnelle Reaktion. Offenbar kannte er die aus Mexiko stammende Kaktusart mit den prächtigen, angenehm nach Vanille duftenden Blüten. Ein besonders schönes Exemplar wuchs ganz in der Nähe.
„Vielleicht habe ich mich geirrt“, flüsterte Ava, als keine Antwort erfolgte. Sie bebte am ganzen Körper.
„Lass ihr etwas Zeit“, erwiderte er ebenso leise. „Ah, da zeigt sich ja die Raubkatze.“
In diesem Moment erschien Karen, durch ihr schwarzes Outfit gut getarnt, auf dem Gartenweg. „Seid ihr es?“, rief sie gespielt überrascht. „Ich musste mich einfach von dem Trubel erholen. Euch ging es wahrscheinlich genauso.“
„Was hat diese Frau bloß für ein Problem?“, raunte Varo seiner Begleiterin ins Ohr.
„Ich glaube, sie hasst mich.“
„Dann bekommt sie es mit mir zu tun.“ Seine Stimme klang plötzlich hart und kalt. Dann beugte er sich zu Ava hinunter. „Ich glaube, wir müssen langsam zurückgehen, querida . Der Cereus ist wunderschön, aber heute bist du meine Königin der Nacht.“
6. KAPITEL
Die folgende Woche schien nicht genug Tage zu haben. Sie vergingen so schnell und brachten so viel Freude und Aufregung mit, wie sie nur eine Hochzeit bewirken konnte. Obwohl der große Tag bis ins letzte Detail durchgeplant war, gab es immer noch etwas zu tun.
Mel hatte in Erwartung der Feierlichkeiten derartig viel abgenommen, dass ihr schönes Brautkleid geändert werden musste. Ihre Mutter war zwar pro forma eingeladen worden, aber man wusste, dass sie nicht kommen würde. Sie war zu sehr damit beschäftigt, in der Toskana ihr neues Leben zu genießen.
Avas Ehemann hatte dagegen keine Einladung erhalten. Die Scheidung war zwar noch nicht rechtskräftig, aber die feindselige Stimmung zwischen den Eheleuten ließ keine neue Annäherung zu. Luke wollte Ava nicht freigeben, obwohl er immer wieder behauptet hatte, mit ihr nicht glücklich zu sein. Die Schuld daran hatte er natürlich ihr zugeschoben. Jetzt forderte er ihre Rückkehr – die Rückkehr der steinreichen Langdon-Erbin.
Das Haus, in dem zwölf Gästezimmer mit Bad zur Verfügung standen, war voll besetzt. Das galt auch für die Unterkünfte der Rancharbeiter und sogar für das kleine Schulhaus. Überall traf man auf bereits angereiste Leute oder Lieferanten, die etwas abzugeben hatten.
Aus Sydney waren Berge schönster Blumen eingeflogen worden, begleitet von einem bekannten Floristen und seinem Team. Auch die engagierten Musiker waren eingetroffen. Die Caterer, die für Essen und Trinken verantwortlich waren, wurden Samstag früh erwartet.
Die Trauungszeremonie sollte um vier Uhr nachmittags, wenn die Hitze nachgelassen hatte, im Garten stattfinden – in dem kleinen altertümlichen Pavillon, den man mit weißen Orchideen geschmückt hatte. Sie waren extra in Thailand bestellt worden. Man hatte an keiner Ecke gespart, denn ein Tag wie dieser würde nicht wiederkommen.
Freitagmittag trafen auch der Brautführer und die – jungfern ein, rechtzeitig für die am Nachmittag geplante Generalprobe. Mel hatte ihr Kleid und die Kleider der
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