Romana Extra Band 6
Ungeduld auf Stéphans Antwort gewartet.
Zweieinhalb Stunden, in denen er wieder und wieder alles durchgegangen war, ohne einen Fehler in seiner Denkweise zu entdecken. Der Plan war so einfach wie genial. „Ja? Und?“, fragte er nun. Die Anspannung, unter der er stand, war kaum noch auszuhalten.
„Nun“, holte Stéphan aus, „soweit ich es beurteilen kann, spricht nichts dagegen, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich habe dir die notwendigen Verträge bereits zukommen lassen. Derjenige, der das Testament aufgesetzt hat, muss wirklich ein blutiger Laie gewesen sein, dass seine Bedingungen so leicht auszuhebeln sind.“
Laurent fühlte, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel. „Danke!“, stieß er erleichtert hervor. „ Merci beaucoup! Du weißt gar nicht, wie sehr du mir geholfen hast!“
Nun musste er nur noch Rosalie überzeugen, seinem Plan eine Chance zu geben. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Schon kurz nach fünf! Nun musste er sich aber wirklich beeilen.
Rasch verabschiedete er sich von Stéphan, dann machte er sich auf den Weg zur Roseraie Baillet . Rosalie erwartete ihn bereits draußen in der Auffahrt. Ihr Koffer stand fertig gepackt neben ihr.
„Endlich!“, rief sie und eilte auf ihn zu. „Ich war schon drauf und dran, Mademoiselle Dupré anzurufen. Was bringst du für Nachrichten?“
Laurent nahm ihre Hände und führte sie an seine Lippen. „Ich habe einen befreundeten Anwalt gebeten, sich das Testament deines Großvaters unter der Prämisse anzusehen, ob meine Idee realisierbar ist oder nicht.“
„Jetzt sag mir endlich, um was es geht, um Himmels willen!“
„Ich werde dir alles haarklein erklären – gleich. Aber vorweg: Es funktioniert tatsächlich“, erklärte er. „Ich habe alles Nötige dabei, wir können die Sache also sofort unter Dach und Fach bringen. Die Rosenzucht deines Großvaters wird in deinem Besitz bleiben, selbst wenn du in London deinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen musst – es gibt nur einen Haken.“
„Und der wäre?“
Stirnrunzelnd legte Rosalie die zwei Verträge vor sich auf den Tisch. Sie hatte sie beide überflogen – mehr ließ ihr enger Zeitrahmen nicht zu. Doch sie brauchte kein Experte zu sein, um zu verstehen, was Laurent beabsichtigte.
„Das ist also dein Plan? Ich verkaufe dir die Roseraie Baillet für einen symbolischen Preis von einem Euro, und gleich darauf kaufe ich sie für denselben Betrag von dir zurück?“
Laurent nickte. „Auf diese Weise umgehen wir die Klausel im Testament deines Großvaters. Es ist ganz einfach – wenn du bereit bist, mir zu vertrauen.“
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und horchte tief in sich hinein. War sie bereit, das Risiko einzugehen? Im Grunde hatte sie nichts zu verlieren. Laurents Vorschlag bot eine wirklich einmalige Chance – nicht nur, was die Roseraie betraf. Sie würde auch jetzt auf der Stelle erfahren, ob Laurents Gefühle für sie echt oder nur vorgetäuscht waren. Entweder wollte er ihr wirklich helfen, oder er war nur darauf aus, sie dazu zu bringen, die Roseraie an ihn zu verkaufen.
Mit zitternden Fingern griff sie nach dem Kugelschreiber und setzte ihre Unterschrift zuerst unter den ersten, dann unter den zweiten Kaufvertrag, der den ursprünglichen Besitzzustand wiederherstellen sollte. Dann atmete sie tief durch. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen.
Laurent nahm den ersten Vertrag an sich, unterzeichnete ihn, händigte Rosalie ihre Kopie aus und verstaute das Dokument schließlich in seiner Aktentasche. Dann zog er sich den zweiten herüber, nahm den Stift und unterschrieb, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
„Das war’s?“, fragte Rosalie ungläubig.
Laurent lächelte. „Das war’s. Du bist jetzt unbestreitbar die Besitzerin der Roseraie Baillet , und niemand kann sie dir mehr wegnehmen, ganz egal, was auch passiert.“
„Oh, Laurent!“ Sie sprang auf, lief um den Schreibtisch und stürzte sich in seine Arme. „Ich danke dir!“, brachte sie zwischen Schluchzern hervor und küsste ihn. Ihre Augen waren voller Tränen, doch es waren Tränen der Erleichterung und des Glücks, nicht der Trauer. „Du weißt gar nicht, was mir das bedeutet. Auf diese Weise kann ich das Andenken meines Großvaters bewahren, wenn ich auch übergangsweise jemanden suchen muss, der sich um alles kümmert. Und das alles verdanke ich nur dir!“
Er legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht an. „Du bist die Frau, die ich liebe, Rosalie.
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