Romana Extra Band 6
müssen, rede mit mir. Vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung!“
Rosalie zögerte. Er hatte ihr schon so oft bewiesen, dass ihm nicht zu trauen war. Und doch …
„Also schön, du bekommst fünf Minuten.“
„Aber Mademoiselle!“, protestierte Geneviève Dupré, doch Rosalie ignorierte sie und stand auf.
Gemeinsam mit Laurent verließ sie das Büro. „Nun, ich höre?“
„Zunächst einmal muss ich wissen, warum du dich nun doch entschlossen hast, die Roseraie zu verkaufen. Ich dachte, du willst dein Leben umkrempeln und hier in Laurins-les-Fleurs noch einmal ganz von vorn anfangen. Was also ist geschehen?“
„Ich wüsste zwar nicht, warum das für dich von Belang ist, aber gut …“ Rosalie berichtete ihm vom Anruf ihres Agenten. „Du siehst also, dass ich die Rosenzucht in jedem Fall verlieren werde. Und Mademoiselle Dupré hat mir versprochen, dass sie bei ihrem Chef ein gutes Wort einlegen wird. Vielleicht findet sich ja ein anderer Käufer – einer, der nicht gleich alles abreißen und dem Erdboden gleichmachen will.“
„Darauf würde Richard sich nie und nimmer einlassen“, entgegnete Laurent sanft. „Aber so wie ich Geneviève kenne, hat sie ihr Versprechen ohnehin schon wieder vergessen, bevor die Tinte auf dem Vertrag getrocknet ist.“ Laurent runzelte die Stirn. „Und das Testament deines Großvaters schließt eindeutig aus, dass du die Leitung der Rosenzucht zeitweise einer anderen Person überlässt?“
Rosalie seufzte schwer. „Für die ersten zwölf Monate – ja.“
„Aber ein Verkauf ist problemlos möglich, habe ich das richtig verstanden?“ Rosalie nickte, und plötzlich wirkte Laurent sehr nachdenklich.
„Was ist los?“, fragte sie irritiert. „Du brütest doch irgendetwas aus, ich sehe es dir an.“
„Rosalie“, sagte er und ergriff ihre Hände. „Es könnte sein, dass ich eine Lösung für dein Problem gefunden habe, aber ich will dir nicht zu viel versprechen. Gib mir ein paar Stunden Zeit, um die Sache abzusichern.“
Als sie zögerte, schaute er ihr tief in die Augen. „Als ich hierher nach Laurins-les-Fleurs kam, hatte ich wirklich nur eines im Sinn: die Roseraie Baillet für meinen Boss zu kaufen und so schnell wie möglich nach Paris zurückzukehren. Dass ich dich anstelle deines Großvaters antraf, war für mich eine unliebsame Komplikation. Ich wollte einen raschen Abschluss, um Richard von meinen Fähigkeiten zu überzeugen. Und weißt du, warum? Weil ich darin meine einzige Chance sah, es Geneviève eines Tages heimzahlen zu können.“
Mit einem traurigen Lächeln schüttelte er den Kopf. „Genau das war es, was mich in den vergangenen Jahren angetrieben hat. Der Hunger nach Rache, nach Vergeltung. Und dann begegnete ich dir, und … Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast, aber in den letzten Tagen kamen mir zum ersten Mal Zweifel daran, ob ich das Richtige tue. Du hast mein Herz, das nach Genevièves Verrat zu Eis erstarrt war, wieder zum Leben erweckt. Ich … ich liebe dich, Rosalie. Und ich will dir helfen. Vertraust du mir?“
Rosalie hämmerte das Herz bis zum Hals. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie sich insgeheim nach diesen Worten gesehnt hatte. Aber durfte sie ihm glauben? „Ist …“ Die Stimme versagte ihr, und sie schluckte hart. „Ist das wirklich dein Ernst? Du spielst nicht nur mit mir? Bitte, sag mir die Wahrheit, Laurent!“
Er umfasste ihre Taille und zog sie zu sich heran. Dann küsste er sie so sanft und liebevoll, dass Rosalie glaubte, auf Wolken zu schweben.
„Ich beweise es dir“, sagte er schließlich. „Gib mir eine Kopie des Testaments und ein paar Stunden Zeit.“
Rosalie wusste, dass es Wahnsinn war, ihm zu vertrauen. Doch was hatte sie schon zu verlieren? Ihr Herz gehörte ihm doch ohnehin schon längst!
„Also gut“, sagte sie und holte die gewünschte Durchschrift des Testaments. „Du hast drei Stunden. Um achtzehn Uhr geht mein Flug, wenn ich also bis halb sechs nichts von dir gehört habe, werde ich Mademoiselle Duprés Vertrag unterzeichnen.“
„Du wirst es nicht bereuen“, entgegnete Laurent und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Lippen, ehe er ging.
„Ich habe mir das Testament angesehen, das du mir gemailt hast“, sagte Stéphan, ein alter Freund von Laurent, den er von der Universität kannte und der als Anwalt praktizierte. Laurent hatte ihm Rosalies Fall geschildert und sämtliche Unterlagen per E-Mail zukommen lassen, und danach zweieinhalb Stunden mit wachsender
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