Romana Extra Band 6
verkaufen.“
Laurent konnte nicht fassen, was er da hörte. Rosalie wollte verkaufen? Ausgerechnet an Geneviève?
Ohne ein weiteres Wort beendete er das Gespräch. Er musste zu Rosalie. Sofort! Ganz gleich, ob sie nun mit ihm reden wollte oder nicht – er würde sich nicht von ihr wegschicken lassen, ehe er nicht wusste, was hier gespielt wurde.
Auf dem Weg zur Roseraie Baillet ging ihm die Frage nicht aus dem Kopf, was wohl vorgefallen sein mochte, dass Rosalie so plötzlich ihre Meinung geändert hatte. Und er konnte nur hoffen, dass er noch rechtzeitig kam. Rechtzeitig, bevor Rosalie einen nicht wiedergutzumachenden Fehler beging.
Mit quietschenden Reifen fuhr er vor dem Haus vor und sprang aus dem Wagen, kaum dass er zum Stehen gekommen war. Er eilte die Vortreppe hinauf und klingelte Sturm. Als sich nichts rührte, hämmerte er mit der flachen Hand gegen die Tür.
„Rosalie! Mach auf, ich muss mit dir reden!“
Rosalies Hand, in der sie den Füllfederhalter hielt, zitterte leicht. Zögernd schwebte die Spitze über der gestrichelten Linie des Kaufvertrags, den Geneviève Dupré ihr vorgelegt hatte.
„Worauf warten Sie noch?“, fragte die attraktive Französin. „Sie tun das Richtige, glauben Sie mir! Eine Rosenzucht hier draußen am Ende der Welt, das ist doch nichts für Sie. Und wie Sie sehen, habe ich Ihrem Wunsch entsprechend eine Klausel in den Vertrag eingefügt, die Laurent jeglichen Anspruch auf eine Provision für diesen Verkauf aberkennt. Er wird keinen Profit daraus schlagen, das versichere ich Ihnen.“
„Und Sie werden sich wirklich bei Monsieur Delacroix dafür einsetzen, dass das Andenken an meinen Großvater nicht zerstört wird?“
„ Oui, oui, naturellement! Ich tue, was ich kann! Aber nun unterschreiben Sie schon, damit wir diese Angelegenheit endlich zum Abschluss bringen können. Wie heißt es so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“
Doch Rosalie war sich ihrer Sache längst nicht so sicher, wie sie es vermutlich sein sollte. Und im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass die Zusicherung von Mademoiselle Dupré, sich für den Erhalt der Roseraie Baillet einzusetzen, nichts weiter als ein Lippenbekenntnis war. Aber was blieb ihr schon für eine andere Wahl, als zu verkaufen? Den Vertrag mit Brewster Fashion konnte sie nicht brechen, ohne George zu ruinieren. Und eigentlich wollte sie auch gar nicht mehr hierbleiben. Hier in Laurins-les-Fleurs, wo sie alles immer nur an Laurent erinnern würde. Sie bekam ihn ja jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf.
Also unterschreiben? Es schien die einzige Lösung zu sein. Doch der Gedanke, dass sie damit das Ende der Roseraie Baillet besiegelte, tat weh. Sehr viel mehr, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Gab es denn wirklich keine Alternative?
Nein, die gibt es nicht! Also finde dich damit ab und bring es endlich hinter dich!
Sie atmete tief durch. Die Spitze des Füllers berührte bereits das Papier, als plötzlich die Tür von Rosalies Büro aufgestoßen wurde und Laurent hereinstürmte. „Nein!“, rief er. „Tu das nicht!“
„Laurent!“ Geneviève Dupré war von ihrem Stuhl aufgesprungen und funkelte ihn wütend an. „Dass du ein schlechter Verlierer bist, habe ich schon immer gewusst. Aber das hier ist wirklich lächerlich! Verschwinde, du bist hier nicht erwünscht!“
Doch Laurent machte keine Anstalten zu gehen. Ganz im Gegenteil: Er trat auf Rosalie zu, kniete sich neben sie und nahm ihre Hand. „ S’il te plaît , unterschreib diesen Vertrag nicht. Du willst das doch gar nicht!“
„Was soll das jetzt noch?“ Zornig entzog sie ihm ihre Hand. „Hoffst du, so den Preis noch weiter drücken zu können? Zu deiner Information: Ich weiß, dass du von Anfang an gemeinsame Sache mit Mademoiselle Dupré gemacht hast. Du brauchst dir also keine Mühe geben und mir weiterhin etwas vorspielen!“
Laurent blinzelte überrascht. Entweder war er wirklich ein verflixt guter Schauspieler, oder er sagte tatsächlich die Wahrheit. Aber das konnte Rosalie nach allem, was vorgefallen war, nicht mehr glauben.
„Was?“, fragte er. „Wovon redest du?“
Geneviève Dupré lachte abfällig. „Ich und Laurent? Vollkommen absurd!“
„Bitte, lass uns kurz unter vier Augen reden“, bat Laurent. „Ich weiß, dass du mir nichts schuldig bist, aber ich fürchte, dass du es bitter bereuen wirst, wenn du jetzt verkaufst. Wenn es irgendein Problem gibt, weswegen du glaubst, verkaufen zu
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