Romana Extra Band 6

Leben, auch wenn ich mir natürlich gewünschte hätte, dass wir alle wieder zueinanderfinden. Mein Schatz, du bist, und wirst es für alle Zeiten bleiben, ma belle rose anglaise  – meine wunderschöne englische Rose.“
    „Ich finde, wir sollten im August, wenn es die richtige Zeit dafür ist, einen Steckling schneiden“, schlug Laurent vor. „Und dann pflanzen wir den ersten Ableger der rose anglaise auf dem Grab deines Großvaters.“
    „Oh, Laurent!“ Rosalie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Mann zärtlich. „Das ist eine wundervolle Idee! Aber was ist mit dir? Du wirkst ein wenig bedrückt. Bist du nicht glücklich?“
    „Ich könnte überhaupt nicht glücklicher sein.“ Laurent schloss sie in seine Arme. „Ich wünschte nur, dass du etwas häufiger zu Hause sein könntest.“ Er seufzte leise. „Edmund Brewster hält dich ganz schön auf Trab.“
    „Nun …“ Rosalie lächelte geheimnisvoll. „Ich habe dir doch eine Überraschung versprochen, als ich heute Morgen ankam. Nun, eigentlich wollte ich noch bis zum Dinner warten, aber … Brewster hat mir eine Vertragsaufhebung angeboten. Er hat sich in ein junges Model verguckt, dass er nun an meiner Stelle zum Aushängeschild der Modelinie machen will. Für George zieht diese Vereinbarung keine Konsequenzen nach sich. Ich habe schon mit ihm gesprochen, er freut sich für uns und bedankt sich noch einmal dafür, dass wir seine Existenz gerettet haben.“ Sie strahlte. „Verstehst du, was das bedeutet, Laurent? Ich bin frei!“
    „Aber das ist ja …“ Laurent zog sie an sich und hielt sie so fest, als wolle er sie niemals wieder loslassen. „Ich kann es nicht fassen! Du bleibst also hier? Hier bei mir?“
    „Herzlichen Glückwunsch, Liebes“, gratulierte Adrienne Rosalie, ehe sie sich dezent zurückzog, weil sie das junge Glück, wie sie sagte, nicht länger stören wollte.
    „Ja, mein Liebster“, sagte Rosalie, als sie und Laurent unter sich waren. „Und das ist auch gut so, denn ich habe vor ein paar Tagen ein ganz neues Jobangebot erhalten.“ Sie zückte einen kleinen Umschlag und überreichte ihn Laurent.
    „Was soll das sein?“
    Wieder lächelte sie geheimnisvoll. „Mach ihn auf, dann wirst du es sehen.“
    Laurent tat, wie ihm geheißen. Als er erkannte, was es mit dem Inhalt des Umschlags auf sich hatte, weiteten sich seine Augen. „Willst du damit sagen … Heißt das …?“
    „Wir bekommen ein Baby“, verkündete Rosalie glücklich. „Was ist, freust du dich?“
    „Ob ich mich freue? Rosalie Colbert, du hättest mir gar keine größere Freude bereiten können“, stieß er gerührt hervor. „Ich bin der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt!“
    Unmöglich, dachte Rosalie, denn der glücklichste Mensch auf Erden bin zweifelsohne ich.
    Dann küsste Laurent sie so zärtlich, dass sie alles andere vergaß und sich ganz ihrer Liebe zu ihm und zu ihrem ungeborenen Baby hingab. Nicht zum ersten Mal innerhalb weniger Monate war sie nach Laurins-les-Fleurs zurückkehrt – doch dieses Mal, um für immer zu bleiben.
    – ENDE –

Verlockende Küsse im Schloss am Meer

1. KAPITEL
    Die schmiedeeisernen Tore öffneten sich wie von Geisterhand, und Hannah Castillo bog mit ihrem alten Auto in die Auffahrt zur Villa Verde Colinas im elegantesten Stadtteil von Port Augustine ein. Staunend sah sie sich um. So also leben die Reichen, dachte sie und fragte sich unwillkürlich, wie es wohl war, in so einer Umgebung aufzuwachsen.
    Die ersten acht Jahre ihres Lebens hatte sie mit ihren Eltern, beide Missionare, in Dörfern fernab der Zivilisation verbracht. Dass es eine andere Art zu leben gab, hatte sie nicht geahnt, bis sie zu ihrem Onkel Phillip nach Tesoro del Mar gekommen war, einem kleinen Inselkönigreich im Mittelmeer.
    Das luxuriöse Ambiente überwältigte sie, obwohl ihr bewusst war, dass es sich bei den Bewohnern dieses Anwesens um keine gewöhnlichen Menschen handelte, sondern um Angehörige des Königshauses. Der Besitzer, der achtunddreißigjährige Prinz Michael Leandres, war Präsident und Geschäftsführer einer Multimedia-Werbefirma, ein Cousin des Prinzregenten, verwitweter Vater der jüngsten Prinzessin von Tesoro del Mar – und ihr Kindheitsschwarm.
    Bei der Erinnerung an ihre erste und bislang einzige Begegnung mit ihm musste sie schmunzeln. Vor vierzehn Jahren, sie war gerade zwölf gewesen, hatte ihr Onkel sie zur Einweihung der Port-Augustine-Kunstgalerie mitgenommen, einer exklusiven