Romana Extra Band 8 (German Edition)
nur in Marceau. Sie regiert das Land“, erklärte sie. „Wir regieren es.“
Regieren. Er konnte es nicht fassen. „Ihr regiert es?“
Mimi nickte. „Meine Mutter ist Königin Anna Catherine. Mein ältester Bruder Michel ist Thronerbe. Mein zweitältester Bruder Auguste ist oberster Befehlshaber des Militärs. Mein dritter Bruder Nicholas ist Arzt und Berater im Gesundheitsministerium. Mein vierter Bruder Alexander besitzt eine Bootswerft und lebt zeitweise in North Carolina.“
Jared schwieg. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber ganz sicher nicht so etwas.
„Jeder von uns ist verpflichtet, eine bestimmte Rolle zu spielen und damit seinen Beitrag zu leisten.“
Fassungslos betrachtete er sie. „Dann bist du also tatsächlich eine Prinzessin?“
Sie seufzte. „Ja.“
Er fuhr sich durchs Haar und versuchte, zu verstehen, was sie ihm gerade gesagt hatte. „Darf ich fragen, was für eine Rolle du spielen sollst?“
Ihr Gesicht nahm einen maskenhaften Ausdruck an. „Ich soll einen italienischen Grafen heiraten, Kinder bekommen und für die Medien fotogen sein.“
Sein Herz setzte einen Schlag aus. „Du bist verlobt?“
Mimi schüttelte den Kopf. „Es ist der Wunsch meiner Mutter, dass ich diesen Mann heirate. Zum Wohl von Marceau.“
„Aber du willst das nicht.“
„Darüber nachzudenken, was ich will, gehört nicht zu meiner Rolle.“
Bei aller Empörung konnte er nicht anders – er empfand tiefes Mitgefühl für Mimi … Michelina. Er trat auf sie zu und umfasste ihre Schultern. „Wenn du nicht darüber nachdenkst, was du willst, dann wird es niemand tun.“
„Aber ich wurde geboren, um zu dienen. Ich wurde geboren, um meine Pflicht zu erfüllen.“
„Musst du es auf diese Weise tun?“
Einen Moment lang zögerte sie. „Ich dachte, das muss ich“, sagte sie endlich. „Bis … ich dir begegnete.“ Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken. Ich muss von hier weg, sonst bekomme ich vielleicht nie die Chance, mit meinem Bruder zu sprechen.“
Jared hasste sich selbst für seine Hilflosigkeit. „Wenn du etwas brauchst, ruf mich an.“
Mimi sah ihn an. „Sag das nicht!“
„Was meinst du damit?“
„Ich meine, du sollst so etwas nicht sagen. Ich habe das nicht verdient. Ich habe dich belogen, und das tut mir leid. Ich verdiene deine Großzügigkeit nicht.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich verdiene es nicht, deinen Truck benutzen zu dürfen. Ich verdiene gar nichts von dir.“ Sie unterdrückte einen Schluchzer. „Ich kann dir nichts dafür zurückgeben.“
Jared spürte einen Schmerz in der Brust, schlimmer als damals, als er an der Highschool einen Ball gegen die Rippen bekommen hatte. Er presste die Lippen zusammen und versuchte, sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen. Mimi …
Michelina war im Begriff, hysterisch zu werden, wenn sie es nicht schon war. Am besten konzentrierten sie sich jetzt beide auf die praktischen Aspekte.
„Hör zu, du musst dich zusammenreißen und einen kühlen Kopf bewahren, wenn du meinen Truck fährst.“
Michelina schniefte und sah ihn fragend an.
„Du bist es nicht gewohnt, auf unseren Autobahnen zu fahren, und deine Familie wird mich wahrscheinlich umbringen, wenn dir mit meinem Wagen etwas passiert. Wenn du wirklich noch mehr Zeit für dich haben willst, bevor du in dein königliches Gefängnis zurückkehrst, dann musst du dich konzentrieren.“
Wieder schniefte sie. „Worauf?“
„Darauf, dass du deine Sachen packst, nichts vergisst, meinen Anweisungen folgst und tust, was du dir vorgenommen hast.“
Nun blinzelte sie und straffte die Schultern. „Du hast recht. Ich kann nicht ewig darüber jammern, dass ich Prinzessin Nichtsnutz bin.“
Jared runzelte die Stirn. „Prinzessin Nichtsnutz?“
Verächtlich verzog sie den Mund und ging zum Badezimmer. „Mein Spitzname, habe ich mir selbst gegeben.“
Während Michelina hastig ihre Sachen packte, verdrängte Jared alle Zweifel und notierte eine Wegbeschreibung für sie. Als sie ins Zimmer zurückkehrte, löste er die Autoschlüssel von seinem Schlüsselbund.
Zögernd erwiderte er ihren Blick. „Folge der Wegbeschreibung, und halte dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Falls du von der Polizei angehalten wirst, die Autopapiere sind im Handschuhfach. Hier, mein Handy.“ Er gab ihr sein Mobiltelefon.
„Aber das brauchst du selbst.“
„Du brauchst es mehr“, sagte er trocken. „Du bist
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