Romana Gold Band 11
Pläne für Glenmore waren durch und durch ehrlich. Dieses Haus und du … man könnte aus beidem etwas machen, denn so ist alles nur verschwendet. Ich wollte dir zeigen, wie Glenmore einmal aussehen, wie es blühen und gedeihen könnte. Und wenn ich dir noch aus einem anderen Grund helfen wollte … nun, ich habe meine Lektion gelernt, eine äußerst lehrreiche Lektion über die menschliche Natur. Dafür sollte ich wahrscheinlich dankbar sein.“
Lorna wollte sich verteidigen, aber Martin ließ es nicht dazu kommen. „Du hast einige unverzeihliche Dinge zu mir gesagt“, hielt er ihr weiter vor und sah sie dabei so kalt an, dass sie fröstelte. „Nun gut, wenn du mich für einen so skrupellosen, nur auf seinen Vorteil versessenen Mann hältst, sollst du wenigstens das Vergnügen haben, recht zu behalten.“
Er drängte Lorna langsam und erbarmungslos zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand und zwischen ihm und der harten Mauer eingeschlossen war. Sie spürte den Druck seiner Schenkel und hatte Mühe, das instinktive Verlangen zu unterdrücken, das seine gezielten Bewegungen in ihr hervorriefen.
Seine Lippen und seine Hände waren überall – bald sanft und verführerisch, dann wieder hart und unerbittlich. Er reizte Lornas Sinne auf, bis sie sich in einem halb bewusstlosen Zustand befand und zu Boden gesunken wäre, wenn er sie nicht festgehalten hätte. Erst dann ließ er sie los und sah mitleidlos zu, wie sie zu ihrem Stuhl taumelte.
„Steine können dir das nicht geben“, sagte er dann und sah verächtlich auf sie hinunter. „Ich hoffe, ihr habt ein langes erfülltes Leben zusammen – du und Glenmore.“ Er machte eine weite Armbewegung, die die Küche, das Haus und das umliegende Land einschloss. „Für mich ist hier kein Platz mehr.“
Martin trat an den Tisch und schob die Zeichnungen zusammen. Er wollte sie wieder in den Aktenkoffer legen, besann sich aber anders und schob den Stapel über den Tisch.
„Die brauche ich nicht mehr“, sagte er, „denn ich werde nicht so dumm sein, zurückzukommen. Mach damit, was du willst. Wenn sie zu sonst nichts taugen, kannst du sie im Kamin verbrennen und dich an einem kalten Abend daran wärmen.“ Er schloss den Aktenkoffer und wandte sich zum Gehen. Auf seinem Gesicht lag immer noch das kalte Lächeln.
„Martin“, hauchte Lorna und streckte eine Hand aus, um ihn aufzuhalten. „Das habe ich so nicht gemeint. Ich hätte nicht so sprechen dürfen. Bitte, geh nicht.“
Es war nicht zu erkennen, ob Martin sie verstanden hatte, denn er verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzublicken.
Lorna sah ihm nach. Sie kauerte auf ihrem Stuhl, gebannt in abgrundtiefer Verzweiflung, bis sie Martin aus seinem Zimmer herunterkommen hörte – schneller als sonst, so als könnte er es nicht erwarten, fortzukommen.
Die Haustür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen, dann klappte eine Autotür. Lorna hörte noch, wie der Motor angelassen wurde und wie die Reifen quietschten, als Martin den Mercedes wendete. Dann verklang das Motorengeräusch, und schließlich war es ganz still.
10. KAPITEL
Der Sommer ging in den Herbst über, aber das schöne spätsommerliche milde Wetter hielt an und brachte Lorna laufend neue Gäste ins Haus. Sie war von morgens bis abends beschäftigt, doch so unermüdlich sie auch arbeitete, die Leere in ihrem Herzen wurde dadurch nicht ausgefüllt.
Sie versuchte, nur nach vorne zu sehen und Martin ebenso zu vergessen wie das Glück, das er ihr in einer wunderbaren Sommernacht geschenkt hatte. Aber die Erinnerung war stärker als ihr Wille. Und wenn sie ein Auto auf den Hof fahren hörte, lauschte sie mit klopfendem Herzen, ob es nicht vielleicht der Mercedes war. Dabei wusste sie, dass Martin nicht zurückkommen würde – nicht zurückkommen konnte. Die letzte Szene in der Küche, die schrecklichen Dinge, die sie zueinander gesagt hatten, schlossen eine Versöhnung aus.
Wenn sie nur nicht durch so vieles an Martin erinnert würde! Jedes Mal, wenn sie ‚sein‘ Bett – sie nannte es nur noch so – für einen neuen Gast zurechtmachte, hastete sie durch das Zimmer, als fürchtete sie, Martins Geist zu begegnen. Das Bild seines nackten Körpers verfolgte sie. Sie sah wieder in seine leuchtend blauen Augen, die so spöttisch und so zärtlich blicken konnten, und sie hörte wieder seine warme tiefe Stimme.
Einmal suchte sie sogar Martins Telefonnummer aus dem Gästebuch heraus, aber sobald sie den Hörer abgenommen hatte,
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