Romana Gold Band 11
ließ sie ihn wieder sinken. Was hätte es ihr genützt, seine Stimme wirklich zu hören? Würde er ihr glauben, wenn sie beteuerte, wie leid ihr alles tat und wie sehr sie ihre Worte bedauerte? Nie und nimmer. Warum sollte er auch?
Durch die übertriebene Verteidigung ihres Heims hatte sie ihn für immer verloren. Sie war wie besessen gewesen … blind und taub für alles, was er zu sagen versucht hatte – dass nur ein Mann ihr Wärme und Leidenschaft schenken konnte. Sie wusste das inzwischen, aber jetzt war es zu spät. Er würde nicht zurückkommen, und sie würde ihn nie wieder sehen.
Für die Gäste, aber auch für Jan und Jane, an deren neuem Glück sie von fern teilnahm, gab sie sich möglichst heiter und unbeschwert und ließ sich ihren heimlichen Kummer nicht anmerken. Doch das war nicht immer leicht, vor allem dann nicht, wenn Jan und Jane Hochzeitspläne schmiedeten und über eine Zukunft sprachen, von der sie ausgeschlossen war.
Sogar der Fortbestand der Boutique schien gefährdet. Jane hatte noch nichts gesagt, aber Lorna wusste selbst, dass viel besser als Glenmore die Gebäude hinter Jans Laden geeignet waren. Dort war nicht nur genug Platz für die Boutique und Janes Werkstatt, sondern auch noch für eine Teestube – ein Lieblingsvorhaben von Jane und Lorna, das sie in Glenmore nie hatten verwirklichen können, weil ihnen die Zeit und das Geld fehlten.
Natürlich war es nur vernünftig, Boutique, Werkstatt und Teestube unter einem Dach zu vereinigen, aber Lorna brachte es nicht fertig, das Thema von sich aus anzusprechen. Sie hatte schon zu viel verloren, und es war ihr, als müsste sie mit diesem letzten Verlust auch die letzten Hoffnungen begraben, die ihr Leben einmal so reich und sinnvoll gemacht hatten.
Kühle Regenschauer beendeten die Schönwetterperiode und kündeten die kalte Jahreszeit an.
„Es wird Winter“, sagte Jane. Sie half Lorna dabei, einen Teil der Sommerkollektion in Kartons zu verpacken, um sie besser lagern zu können. „Die Saison geht zu Ende, und ich glaube nicht, dass jetzt noch viele Besucher zu uns kommen. Dabei fällt mir ein … ich habe eine Neuigkeit für dich, falls du nicht zufällig schon davon gehört hast.“
„Heraus damit.“ Lorna sah ihre Freundin erwartungsvoll an. „Es heißt, dass die Pläne für das Feriendorf, die dich so empört haben, aufgegeben worden sind. Angeblich, weil Mull zu weit abseits liegt.“ Jane wartete auf eine Reaktion, aber es kam keine. „Du brauchst dir in dieser Hinsicht also keine Sorgen mehr zu machen.“
Lorna blickte auf die Stelle, an der Martin gestanden hatte, als sie in den Laden gekommen war und ihn fälschlich als den Hauptschuldigen angeklagt hatte.
„Freust du dich denn nicht?“, fragte Jane nach einer Pause. „Du warst damals doch ganz außer dir.“
„Ich weiß, und natürlich freue ich mich.“ Lorna ging zu dem Regal, in dem die neuen Winterpullover lagen. Einer hatte das gleiche Gelb wie der, den Martin zur Landwirtschaftsschau getragen hatte. Sie strich über das weiche Material, bis ihr bewusst wurde, was sie tat, und sie ihre Hand hastig zurückzog.
„Ich freue mich“, wiederholte sie, „aber es kommt mir nicht mehr so wichtig vor. So viel ist seit damals geschehen. Du und Jan … und Martin …“
Jane ging zu ihr hin und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Du kannst mich nicht täuschen“, sagte sie sanft. „Du warst großartig in letzter Zeit und hast alles getan, um glücklich zu erscheinen. Aber wir sind deine Freunde, Jan und ich, und wir verstehen dich. Ich weiß nicht, was zwischen dir und Martin vorgefallen ist, aber du vermisst ihn, nicht wahr?“
Sie wartete auf eine Antwort, doch Lorna schwieg, und so fügte sie zögernd hinzu: „Liebst du ihn?“
Lorna sah sie hilflos an. „Ich weiß es nicht“, erklärte sie ausweichend und bekannte gleich darauf offen: „Ja, Jane, ich liebe ihn, aber es ist hoffnungslos. Er wird nicht wiederkommen, nicht nachdem …“ Sie verstummte, und Jane war feinfühlig genug, sie nicht zu bedrängen. Was immer Martin so plötzlich fortgetrieben hatte – es ging nur ihn und Lorna etwas an.
„Du solltest einmal richtig ausspannen.“ Jane drehte Lorna zu sich herum und schüttelte sie sanft. „Schließ Glenmore für einige Tage. Die Leute werden bei diesem Wetter bestimmt nicht Schlange stehen. Fiona kann die Ponys versorgen, und ich kümmere mich um alles andere.“
„Ich weiß nicht“, begann Lorna, aber Jane war gar nicht
Weitere Kostenlose Bücher